Oberhausen. Der Start 2008 war mehr als holprig, die Modelleisenbahn-Landschaft des Ruhrgebiets der 60er Jahre lockte halb so viel Besucher wie erwartet; das Ding, aufgebaut in einer nüchternen Halle an der Marina von Hobby-Eisenbahnern ging in die Insolvenz.
Der Start 2008 war mehr als holprig, die Modelleisenbahn-Landschaft des Ruhrgebiets der 60er Jahre lockte halb so viel Besucher wie erwartet; das ganze Ding, aufgebaut in einer nüchternen Halle an der Marina für gut anderthalb Millionen Euro von begeisterten Hobby-Eisenbahnern ging in die Insolvenz.
Doch zwei Jahre nach dem Einstieg des neuen Investors Jens Kürvers in die Modellbahnwelt (heute Miniaturwelt) Oberhausen (MWO) läuft vieles rund: Die Besucherzahl stieg von 80 000 im Jahr in sechsstellige Bereiche, die MWO entpuppte sich als viert-attraktivste Sehenswürdigkeit des Ruhrgebiets, die mit der Ruhrtop-Card besucht werden kann.
Leidenschaft und Liebhaberei
Kürvers hat es offenbar geschafft, Leidenschaft und Liebhaberei für feine Modelleisenbahnen und exakte Landschaftsbauten mit wirtschaftlichem Kalkül erfolgreichen zu verbinden: Er ist Inhaber von Modellbahn-Läden und der schon seit 2000 existierenden Großanlage „Deutschland-Express“ in Gelsenkirchen (Nordstern).
„In Oberhausen haben wir stetig steigende Besucherzahlen: Im ersten Halbjahr 2011 kamen wieder mehr als im Vorjahreshalbjahr – vor allem durch Mund-zu-Mund-Propaganda“, ist Kürvers zufrieden.
Sein Erfolgsrezept: Mit Betriebsleiterin Linda Böttner hat er die Anlage attraktiver für Familien gemacht – interaktiver, spannender. Es fahren mehr Züge häufiger und dichter auf den Gleisen; auf der Gästestrecke können vier verschiedene Züge durch Handregler gesteuert werden.
Insgesamt sind auf der 420 Quadratmeter großen Anlage 80 Miniaturzüge mit bis zu 30 Waggons auf 4800 Gleisen zu verfolgen.
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Selbst der ICE fährt mit
Und auch der moderne ICE, beliebt bei fortschrittsbegeisterten Kindern, fährt mit. Wenngleich mit der Erfindung der 80er Jahre aus Sicht strenger Modellbahnfreunde das Hauptmotiv des Aufbaus, die 60er Jahre des Ruhrgebiets nachzubilden, zu sehr durchbrochen wird.
Auf der gesamten Strecke blinkt und leuchtet es mehr als zu Beginn. Durch Aktionsknöpfe lassen sich Drehscheiben, Bagger, Kräne und Straßenfahrzeuge bewegen.
Böttner hat auch die Aufenthaltsqualität deutlich verbessert: Im Gegensatz zu den Anfängen gibt es nun ein kleines Bistro mit durchaus bezahlbaren Getränkepreisen (0,3-Liter-Cola 1,60 Euro). Und so können auch ganze Klassen oder Kindergruppen beim Geburtstag versorgt werden. Jeder Teilnehmer der Geburtstagsrunden (Kosten: Je Kind 13,90 Euro inklusive Essen) darf sogar einen eigenen Hausbau-Satz zusammenbasteln und mitnehmen.
Recht preisgünstig
Insgesamt können sich nach Ansicht von Kürvers und Böttner Familien mehr als zwei Stunden in der Miniaturwelt aufhalten und Spaß haben. Zwei Erwachsene mit bis zu drei Kindern müssen dafür rund 20 Euro Eintritt bezahlen. „Im Vergleich zu anderen Freizeitattraktionen wie etwa ein Besuch im Kino ist das recht preisgünstig“, finden die beiden Macher.
Die einstige Idee der früheren Betreiber, auch noch eine Anlage fürs Ruhrgebiet im 21. Jahrhundert zu bauen, ist von Kürvers verworfen worden. Da würde sich vieles nur wiederholen, wie die aufwendig zu bauende Villa Hügel. Lieber habe man direkt zur Anlage der 60er Jahre Fotos aus der heutigen Zeit gestellt.