Mülheim. .

Die Schulglocke ist noch nicht ganz verhallt, da stürmen die ersten Fünfklässler mit knurrenden Mägen in den Raum. Lennart kann den Trubel ganz gelassen von seinem Platz aus beobachten. Der Zwölfjährige sitzt nämlich schon eine ganze Weile in der Mensa des Heinrich-Heine-Gymnasiums und verteilt gerade eine Tüte Ketchup über seine Spätzle.

„Heute ist ein ruhiger Tag“, sagt der Sechstklässler gelassen, „viele haben frei wegen der Abi-Prüfungen.“ An anderen Tagen seien es 120 Schüler, die ihre Mittagspause in dem großen Saal im Erdgeschoss der Schule verbringen, schätzt Lehrer Daniel Unger, der für die Ganztags-Gestaltung und somit auch für die Mensa am „Heine“ mitverantwortlich ist.

Drei Mahlzeiten stehen jeden Tag zur Auswahl: zwei Tagesgerichte und eine vegetarische Alternative. „Und eine Salatbar“, freut sich Sabine Drees über das gesunde Angebot. Pommes und Currywurst seien natürlich immer besonders begehrt, sagt die Lehrerin für Englisch und Erdkunde, aber auch der Salat sei am Ende des Tages oft ratzeputz aufgegessen. Der absolute Renner allerdings: die Gewürzgurke. Für zehn Cent sind die eingelegten Riesen-Exemplare zu haben, oft würden ganze Klassen in der Pause kollektiv zur Gurke greifen. „Wenn ich die Klasse dann betrete, kommt mir die Essig-Wolke schon entgegen“, erzählt Drees.

Mehr Bistro als Schule

Und Lennarts Leibspeise? Angesichts der zwei vollen Teller mit Spätzle könnte man meinen, der Gymnasiast steht auf schwäbische Spezialitäten, doch weit gefehlt: „Am liebsten esse ich Spinat“, sagt Lennart. „Aber eigentlich schmeckt hier alles lecker.“

Das Lob dürfte Martin Wichmann freuen. Der Chef des Caterers „Robin Food“ verköstigt in diversen Kantinen nicht nur die Stadtverwaltung und die Mitarbeiter der WBO und des Fraunhofer Instituts, sondern beliefert auch die Heine-Mensa. Die Speisepläne sind annähernd gleich. Wenn sich Lennart also in der Schule eine Gabel Apfelrotkohl in den Mund schiebt, könnte es ihm Oberbürgermeister Klaus Wehling ein paar Straßen weiter gleich tun.

Goldener Windbeutel 2011

Foodwatch hat den
Foodwatch hat den "Goldenen Windbeutel" für die dreisteste Werbelüge vergeben.
Auf Platz 1 kam bei der Onlinebefragung die Milch-Schnitte. „Schmeckt leicht. Belastet nicht. Ideal für zwischendurch“, behauptet Hersteller Ferrero. Die Wahrheit jedoch ist laut Foodwatch deutlich schwerer: Die Milchschnitte bestehe zu fast 60 Prozent aus Fett und Zucker, das sei sogar mehr als in Schoko-Sahnetorte.
Auf Platz 1 kam bei der Onlinebefragung die Milch-Schnitte. „Schmeckt leicht. Belastet nicht. Ideal für zwischendurch“, behauptet Hersteller Ferrero. Die Wahrheit jedoch ist laut Foodwatch deutlich schwerer: Die Milchschnitte bestehe zu fast 60 Prozent aus Fett und Zucker, das sei sogar mehr als in Schoko-Sahnetorte.
Auf Platz 2 kommt
Auf Platz 2 kommt "Activia". Danone suggeriere in seiner Werbung, sein probiotischer Joghurt sei so etwas wie ein Wundermittel für die perfekte Verdauung. Doch die Ergebnisse der von Danone viel zitierten Studien seien dünn.
Dahinter wählten die Verbraucher Nimm2. Nach Meinung von Foodwatch suggeriert Hersteller Storck, dass seine Bonbons gesünder sind als andere Süßigkeiten. Doch der zugesetzte künstliche Vitamincocktail könne nichts daran ändern: Nimm2 sei nicht gesünder als andere Bonbons, es bleibe ganz einfach eine Süßigkeit.
Dahinter wählten die Verbraucher Nimm2. Nach Meinung von Foodwatch suggeriert Hersteller Storck, dass seine Bonbons gesünder sind als andere Süßigkeiten. Doch der zugesetzte künstliche Vitamincocktail könne nichts daran ändern: Nimm2 sei nicht gesünder als andere Bonbons, es bleibe ganz einfach eine Süßigkeit.
Auf Rang 4 „Ferdi Fuchs“-Mini-Würstchen. Mit einem Comic-Fuchs locke Stockmeyer die Kinder, die Eltern ködere der Hersteller mit dem Hinweis auf einen „täglichen Beitrag für die gesunde Ernährung“, so Foodwatch. Doch der Salzgehalt sei alles andere als auf die Ernährungsbedürfnisse von Kindern
abgestimmt. 2 Gramm Salz pro 100 Gramm – bei der Ampelkennzeichnung würde das mit einem roten Warnsignal gekennzeichnet.
Auf Rang 4 „Ferdi Fuchs“-Mini-Würstchen. Mit einem Comic-Fuchs locke Stockmeyer die Kinder, die Eltern ködere der Hersteller mit dem Hinweis auf einen „täglichen Beitrag für die gesunde Ernährung“, so Foodwatch. Doch der Salzgehalt sei alles andere als auf die Ernährungsbedürfnisse von Kindern abgestimmt. 2 Gramm Salz pro 100 Gramm – bei der Ampelkennzeichnung würde das mit einem roten Warnsignal gekennzeichnet.
Den 5. Platz belegt das Schlemmertöpfchen Feine Gürkchen. Hersteller Kühne betone in der Werbung die „besten natürlichen Zutaten“, die „erlesenen Kräuter“, so die Verbraucherorganisation. Doch drin stecken Farbstoff und Aromen – modernste Lebensmitteltechnologie also.
Den 5. Platz belegt das Schlemmertöpfchen Feine Gürkchen. Hersteller Kühne betone in der Werbung die „besten natürlichen Zutaten“, die „erlesenen Kräuter“, so die Verbraucherorganisation. Doch drin stecken Farbstoff und Aromen – modernste Lebensmitteltechnologie also.
Bei der ersten Wahl zum Goldenen Windbeutel 2009 hatte der Konzern Danone für seinen
Trinkjoghurt Actimel den „Preis“ gewonnen, weil der laut Foodwatch nicht vor Erkältungen schützen könne...
Bei der ersten Wahl zum Goldenen Windbeutel 2009 hatte der Konzern Danone für seinen Trinkjoghurt Actimel den „Preis“ gewonnen, weil der laut Foodwatch nicht vor Erkältungen schützen könne...
Als Foodwatch-Aktivisten den Preis vor der Firmenzentrale in Haar bei München überreichen
wollten, war Danone jedoch nach Angaben der Organisation nicht zu sprechen.
Als Foodwatch-Aktivisten den Preis vor der Firmenzentrale in Haar bei München überreichen wollten, war Danone jedoch nach Angaben der Organisation nicht zu sprechen.
2010 kürten die Verbraucher den überzuckerten Monte Drink der Molkerei Zott zur
2010 kürten die Verbraucher den überzuckerten Monte Drink der Molkerei Zott zur "dreistesten Werbelüge des Jahres". Mehr als 80.000 Menschen hatten sich laut Foodwatch bei der Online-Wahl beteiligt.
Doch auch Zott habe die Annahme des „Goldenen Windbeutel“ verweigert Foodwatch-
Aktivisten am Firmensitz im bayerischen Mertingen laut der Organisation nicht für ein Gespräch zur Verfügung gestanden.
Doch auch Zott habe die Annahme des „Goldenen Windbeutel“ verweigert Foodwatch- Aktivisten am Firmensitz im bayerischen Mertingen laut der Organisation nicht für ein Gespräch zur Verfügung gestanden.
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Seit einiger Zeit liefert „Robin Food“ auch freitags, obwohl an diesem Tag kein Ganztags-Unterricht stattfindet, die Schule also nicht verpflichtet ist, ein warmes Essen anzubieten. „Das Angebot kommt aber so gut an, dass viele nach der Schule einfach bleiben und ihre Hausaufgaben machen“, sagt Daniel Unger.

„Warum auch nicht?“, fragt Lennart, schließlich sei die Mensa schick und gemütlich, mehr Bistro als Schule. Dass er beim Essen in Gesellschaft seiner Lehrer ist, stört den Zwölfjährigen nicht. Ganz im Gegenteil: Im Unterricht ist man abgetrennt und hier zusammen, das ist schön.“

Sabine Drees ist ganz Lennarts Meinung. Anstatt über Vokabeln und Landesgrenzen könne man in der Mensa auch mal ganz unverfänglich über das Essen quatschen. Heutiges Gesprächsthema: Kartoffel-Gemüse-Auflauf (2,50 Euro) und Schweineschnitzel in Pfefferrahmsoße (3 Euro).