Oberhausen..
Wer einmal in Schmitzens „Heiße“ biss, will nur noch die! Knackig schmeckt die Wurst, kräftig, würzig, gut. Das gibt’s für einen Euro nur beim Pferdemetzger auf dem Sterkrader und Osterfelder Wochenmarkt.
Aus Rommerskirchen, einer kleinen Gemeinde zwischen Düsseldorf und Köln, reisen Heinz und Brigitte Schmitz allwöchentlich nach Oberhausen. Er ist gelernter Metzger, sie ist Köchin. „Das harmoniert doch zusammen“, findet Frau Schmitz. Während die Schwiegertochter zu Hause im Laden steht, klönt sie in Osterfeld mit den Stammkunden, die ihr Sortiment zu schätzen wissen. Als wir sie besuchen, hält sie gerade ein Schwätzchen mit Mechthilde Grande, durch deren Empfehlung Heinz und Brigitte Schmitz überhaupt erst auf Oberhausen gekommen sind, weil sie ihnen aus ihrer Zucht einen Bernhardiner verkaufte. Da kam zur Sprache, dass es keine Pferdemetzgerei mehr in unserer Stadt gibt. „Dann war der Kontakt zum Marktmeister schnell hergestellt. Das ist nun schon 13 oder 14 Jahre her“, sagt Frau Grande.
Heute ist sie mit dem jüngsten Enkelkind auf dem Markt unterwegs, der Besuch bei Brigitte Schmitz gehört selbstverständlich dazu. Über die Vorzüge von Pferdefleisch braucht ihr niemand etwas zu erzählen. Ihr geht es weniger um die Inhaltsstoffe, „wenig Cholesterin, viel Eiweiß, wenig Fett“, wie Brigitte Schmitz betont, als um den Geschmack: „Sauerbraten, den kenne ich überhaupt nicht anders, Rouladen - es gibt nichts Besseres und das Steak ist sowieso drei Mal besser als jedes andere Fleisch!“ Mechthilde Grande könnte Werbetexterin für Pferdefleisch werden. „Wenn Sie Pferde-Suppenfleisch kochen, bekommen Sie eine Erkältungsbrühe, die drei Mal besser wirkt als Omas Hühnersuppe!“
Selbst die Dosen-Frikadelle empfiehlt die Pferdefleisch-Freundin, „denn da weiß ich, die macht der Heinz noch selbst.“ Er macht alle Würste selbst, die verkauft werden, nachts um ein Uhr steht er dafür auf, wie seine Frau erzählt, bevor er in der Frühe aufbricht zum Marktgeschäft. „Wir arbeiten gern“, sagt Brigitte Schmitz. Ein Ring Fleischwurst kostet fünf Euro. „Die hat doch den Preis gewonnen“, verrät Mechthilde Grande und dass Bärbel Höhn die Urkunde unterschrieb und - noch wichtiger - dass sie im Gegensatz zur Konkurrenz aus Schweinefleisch „wenn man hineinbeißt, nicht am Gaumen klebt.“
Ja, diese Frau ist ein richtiger Fan, doch sie ist nicht die einzige Kundin. Während sie redet, reicht Brigitte Schmitz wieder und wieder die „Heiße“ über die Theke, mal mit und mal ohne Senf. „Wie immer“, sagen Kunden, das reicht als Bestellung. Mal ist es das Wurst-Paket, bestehend aus einer Fleischwurst, drei Krakauern, drei Siedewürstchen und drei Bierbeißern, mal ist es Roastbeef. „Zwei Scheiben bitte, ach nee, ich nehm’ doch lieber drei!“
„Wir schlachten nicht selbst“, sagt Frau Schmitz. „Das Fleisch beziehen wir aus der Eifel, aus Wiesbaden und aus Euskirchen.“ Sie kommt gern nach Osterfeld. „Hier kenne ich alle, hier geht es menschlich zu, hier sind die Leute nicht so versnobt, hier trägt niemand die Nase oben.“ Schon wieder wird die „Heiße“ gewünscht. „Dann läufst du am Wochenende auch schneller“, scherzt Brigitte Schmitz. „Sauberkeit und Freundlichkeit, dann brauchst du nie zu bezahlen“, ist ihr Motto. Und: „Wie du in den Wald rein rufst. . .“ Sie erzählt, dass Pferdefleisch früher als Armeleuteessen galt, weil es preiswerter war. „Doch was ist heute schon noch billig?“ Dennoch: Ihr frisches Fleisch- und Wurstangebot könne sich immer noch mit Supermarkt-preisen messen: „Fürs Filet vom Rind, zahlen Sie dort auch pro Kilo 29 bis 30 Euro, da liegen wir mit unseren 28 Euro noch gut!“ Das Pferd sei das sauberste Tier, gefüttert mit Heu und Möhren, und dass es in Frankreich viel verbreiteter ist als bei uns, Pferd zu essen, erklärt Brigitte Schmitz so: „Die wissen eben, was gut ist!“ „Hallo, wie immer“, bestellt Kundin Nadine Waclawik. „Die Wurst ist richtig mager“, sagt sie. „Ich mag überhaupt keine andere mehr.“