„Einmal doppelt Pommes Currywurst, bitte.“ Für eine Bestellung an der Frittenbude braucht es selten viele Worte – und noch seltener eine Karte.
Und wenn der Ruhrie oder auch der „Bergische“, aus der unmittelbaren Umgebung Sprockhövels eine Sache liebt, dann ist es genau das: die Currywurst. „Allerdings wirklich nur die aus dem Ruhr-Wupper-Region, die Berliner Currywurst mag hier niemand“, sagt Andreas „Mister Hotdog“ Witt (48), Besitzer eines kleinen Imbisswagens an der Kreuzung Quellenburg/Schmiedestraße, nahe dem Autobahnkreuz Wuppertal-Nord.
Ein Schild hinter Witt straft ihn Lügen – vorerst. Dort prangt ein Schriftzug, mit dem Witt die echte Berliner Currywurst bewirbt, die er an seinem Stand verkauft. „Das ist ein altes Schild, als ich hier wirklich mal versucht habe, die Berliner Wurst an den Mann zu bringen“, erklärt der Imbissbuden-Besitzer. Und er bleibt dabei: Die sei nichts für Ruhrpott-Gaumen. Wurst ist eben nicht gleich Wurst. Und die Berliner Currywurst unterscheidet sich gänzlich von der aus aus der Region. Im Ruhrgebiet liegt eine klassische Bratwurst in der Soße, die geschmacklich von gut gewürzt bis höllisch scharf reicht. Die Zusammensetzung seiner selbst angefertigten Soße hütet er als Geheimnis.
Berlins Wurst – zwei Arten werden über die Imbisstheke gereicht – ist eher mit der Bock- oder Weißwurst vergleichbar.
Goldener Windbeutel 2011
Doch davon ab: „Die Currywurst kommt doch eh aus dem Ruhrgebiet“, ist Witt überzeugt. Der Imbissbuden-Besitzer hat großteils Stammkunden, meist Außendienstmitarbeiter, seltener Brummifahrer. „Die Reisenden wollen sich halt ungern irgendwo reinsetzen“, sagt Witt. „Der Anzug soll ja nach dem Mittagsimbiss nicht so riechen, als hätten sie hier gearbeitet.“ Die zweite Gruppe seiner Stammkunden sind die örtlichen Klempner, Gärtner oder Maler, die sich nicht selten telefonisch mit ihm in Verbindung setzen und eine Großbestellung aufgeben.
Und da Andreas Witt meist Männer vor der Theke stehen hat, gibt es seine Currywurst in einer extrascharfen Variante. „Die essen halt gerne scharf“, sagt Witt. Am Wochenende kommen dann die Familien aus den näheren Wohngebieten. Bei den meisten seiner Stammkunden weiß Andreas Witt schon, wie die Bestellung lautet, wenn sie mit dem Wagen vorfahren: „Ah, da kommen zwei Currywurst, da drei Krakauer – denn neben der Currywurst laufen die Currykrakauer und die Hotdogs hier besonders gut.“ Und das geht täglich so, sechs Tage die Woche, von 11 bis 19.30 Uhr. „Ich würde mir schon eine weitere Aushilfe wünschen“, gibt er zu. „Nur scheint es wenig Interessenten zu geben.“ Immer weniger werden auch die Imbissbuden am Straßenrand, die jahrelang das Bild in der Region geprägt haben. Witt führt eine der wenigen im Bereich Haßlinghausens.
„Seit dem Jahr 2002 bin ich hier an der L58.“ Was er am meisten an seinem Job schätzt, sind die Freundschaften, die durch seine Arbeit entstehen. „Da hört man auch mal gerne zu, wenn jemand seine Probleme los werden möchte“, sagt er. Andreas Witt bleibt aber der Fritteuse treu. Die Arbeit an der Couch überlässt er dann doch anderen.