Mülheim..

Drei „Chocolate Rooms“ hat Lothar Buß seit 2005 im Mülheim und Essen eingerichtet, in seinem vierten Zimmer bedient der Experte für feine Süßigkeiten nun eher den herzhaften Geschmack: mit üppig belegten Broten.

„Sanetti“ heißt das eben eröffnete Café, in dessen Namen die Wörter „Saarn“ und „nett“ eine schmeichelnde Verbindung eingehen sollen. Es ist eine Panini-Bar mit italienischen Spezialitäten, sie liegt an der Düsseldorfer Straße 95, nur eine Hausnummer neben dem dortigen „Chocolate Room“, man teilt sich als Außenbereich denselben kleinen Platz. Lothar Buß stellt sich das so vor: „Die Leute kommen hier ins ,Sanetti’, frühstücken und gehen danach gesättigt und gut gelaunt nach drüben, um Schokolade zu kaufen.“

Der Chocolatier (43) ist also keineswegs das Süße satt, hat nicht die Lust an seinem kakaohaltigen Kerngeschäft verloren, sondern schlicht auch eine sehr günstige Gelegenheit genutzt. Er konnte mehr Raum gut gebrauchen, und das ehemalige Restaurant nebenan stand leer.

Der Chef packt selber mit an

Buß ließ umgestalten, Wände entfernen, bodentiefe Fenster einbauen, er holte Licht ins Haus, wo man nun wahlweise draußen unter freiem Himmel sitzt, drinnen unter dem weiß gestrichenen Dachgebälk oder im Erdgeschoss irgendwo dazwischen. Alles ist offen, auch und besonders die kleine Küche, in der schwer und glänzend das wohl wichtigste Arbeitsgerät steht: eine original Berkel-Schneidemaschine im nostalgischen Design.

Hier legt der Chef gerne mit gekrempelten Hemdsärmeln selber Hand an, hobelt hauchfein Salami, Mortadella, 18 Monate alten Parmaschinken und italienischen Hartkäse, mit dem die Brote unter Zugabe von Rucola stilecht belegt und kurz überbacken werden. Dekorativ türmen sich auf der Theke frische Tomaten, aus denen Lothar Buß Soßen zum Bestreichen der Panini oder Bruschetta kreiert. Schließlich ist er nicht nur preisgekrönter Konditor, sondern seit Beginn seiner Berufsjahre Koch. Auch Pesto stammt aus eigener Herstellung, und zu den Salattellern (zum Beispiel mit Flusskrebsen oder Thunfischröllchen) gibt es selbst gemachte Dressings.

Große Tafel ersetzt Speise- und Getränkekarte

In einer Ecke lehnen flache, bis zu 1,60 Meter lange Landbrote, die ein italienischer Bäcker mit Sitz in Neuss täglich liefert, ebenso bringt er Mandelgebäck mit und Croissants. Denn auch das „Sanetti“ hat seine süße Seite. Hier kommen, man ahnt es, Kreationen aus dem „Chocolate Room“ auf den Tisch: Nusscreme, Mandel-Aprikosen- oder Erdbeer-Prosecco-Marmelade fürs Brot, Schokoladen- oder Tiramisutorte zum Cappuccino.

Eine gedruckte Speise- oder Getränkekarte haben sie hier nicht, was es gibt, steht in Handschrift auf großen Tafeln oder liegt für jeden sichtbar in einer großen Glasvitrine.

Tochter darf bei Spielecke helfen

Freilich: Eine ähnliche Optik, in ähnliches Angebot, hat man schon anderswo gesehen, vielleicht gar besucht. Kein Zufall, erklärt Lothar Buß, denn man pflege ein enges Netzwerk, und etliche Gastronomen habe er in den letzten Jahren nicht nur beliefert, sondern auch beraten. Beim „Sanetti“ greift er nun selber auf fachkundigen Rat zurück, denn was der Panini-Bar noch fehlt, ist eine Spielecke. Bei deren Einrichtung darf Lothar Buß’ vierjährige Tochter Marla nun helfen.