Oberhauen. Großflächige Fotos von Läden könnten in Mülheim bald leere Schaufenster verstecken: Mit so genannten Fake-Shops werden bereits Leerstände in britischen Innenstädten kaschiert. Oberhausens City-Manager sieht darin kein Modell für die Marktstraße.
Wer erinnert sich nicht an die gute alte Fototapete, die in den 70ern tausende Partykeller zierte? Im Tapetenladen erlebt sie inzwischen durchaus eine Art Wiedergeburt. In unserer Nachbarstadt Mülheim ebenfalls. Ob dort irgendwo hinter Clubsessel, Käse-Igel und knall-oranger Lampe demnächst wieder der Ausblick auf einen tollen Traumstrand die triste Kellerbar verschönert, ist nicht bekannt. Aber in ihrer Innenstadt machen die Mülheimer jetzt durchaus ernst: Großflächige Fotos von schmucken Läden könnten dort bald leere Schaufenster verstecken.
Tim Schiebold, bei der Wirtschaftsförderung Mülheim für die Förderung der dortigen Innenstadt zuständig, findet das Konzept interessant: „Ohne Zweifel ein tolles Marketinginstrument.“
Die Idee kommt aus Großbritannien und wurde im Norden Englands und in Schottland getestet. Die Firma Shop Jacket in Newcastle bietet ein ganzes Sortiment schicker „Mäntelchen“ für schmuddelige Ladenlokale an. Umgerechnet 2000 Euro kostet es, einen Laden mit 6,50 Meter Fensterfront zum schmucken „Delicatessen“-Geschäft, zur Bäckerei oder zum Frisiersalon umzudekorieren.
Lust auf Neueröffnung?
Bei dem Modell aus England geht es aber um mehr als um ein akkurates Äußeres. Man will dem Handel Lust auf Neueröffnungen machen: „Metzger? Diese Handelsfläche könnte deine sein“, steht statt einer Firmenreklame über dem „Fake Shop“. Das Mülheimer „Cafe Solo“ will das britische Beispiel aufnehmen – für ein benachbartes Lokal. Der Besitzer hat nach eigenen Angaben bereits die Oberhausener Agentur „Early Bird“ mit der Realisierung betraut.
Dass leerstehende Ladenlokale ein Problem darstellen und meist noch benachbarte mit in eine Abwärtsspirale ziehen, ist kein Phänomen, dass sich auf Großbritannien oder Mülheim beschränkt. Ist das Vorgaukeln der vermieteten Läden also auch ein Modell für Oberhausen?
Franz Muckel winkt ab: „Das ist doch nur kosmetisch“, sagt der Oberhausener City-Manager. „Nach vier Wochen kräht da kein Hahn mehr nach. Das hilft der Stadt ja nicht weiter. “ Er hat aber auch schon positive Beispiele gesehen, etwa in Einkaufszentren. Wenn dort Mieter wechselten, nutze man manchmal auch realistische Bilder. „Das sieht auf jeden Fall besser aus.“ Aber ein Modell für die Marktstraße sei das nicht.
Nur temporäre Lösung
„Fake Shops“ seien doch nur eine „temporäre Lösung“, sagt City-Manager Franz Muckel. Und als solche kämen sie zwar in Einzelfällen in Frage. „Aber im Grunde genommen ist das rausgeschmissenes Geld. Wir wollen was Nachhaltiges schaffen und ernsthaft nach Lösungen suchen.“
Eine solche ernsthafte Lösung habe man beispielsweise für die obere Marktstraße schon in der Schublade. Und das städtebauliche Konzept „Leerraum, Denkraum, Freiraum“ sei sogar beim Landes-Wettbewerb „Ab in die Mitte“ prämiert worden. „Im Moment gucken wir gerade, wie wir an das Geld kommen.“
Andere Nutzung
Wie könnte eine Umsetzung auf Alt-Oberhausens Einkaufsmeile zwischen Düppel- und Mülheimer Straße einmal aussehen? „Es gibt einige dauerhafte Leerstände“, sagt Muckel, von denen jeder wisse: „Da kommt kein Laden mehr rein.“ Die Fluktuation sei in den anderen Läden des Bereichs sehr hoch. „Und wir haben viel Wohnraum.“ In diesem Jahr wolle man einen Wettbewerb ausschreiben, der Lösungen für solche Immobilien aufzeigen soll.
Muckel: „Ich bin kein Architekt, aber ich könnte mir vorstellen, dass man eine Immobilie nach einem Umbau sinnvoll anders nutzen könnte.“ So gebe es etwa Wohn- und Geschäftshäuser mit Garagenhof, bei denen es Sinn mache, die Parkmöglichkeiten für Autos im nicht mehr genutzten Erdgeschoss unterzubringen, gibt er ein Beispiel. Die Garagen könnten abgerissen werden und Platz machen für Grünflächen und Spielmöglichkeiten. „Das steigert die Wohnqualität im Innenhof.“
Wild entschlossen
Und wie schätzt der City-Manager die Realisierungschance ein? „Wir sind wild entschlossen, eine auch für Eigentümer tragfähige Lösung zu finden.“ Momentan hänge alles am Geld: Muckel wüsste schon, wo er den Eigenanteil (10 000 Euro) für das 100 000-Euro-Projekt auftreiben könnte. Den Löwenanteil finanziere die öffentliche Hand über die Städtebauförderung – wenn die Stadt sich beteilige. Das darf sie aber aufgrund der Haushaltslage momentan nicht. Doch es gebe schon Signale, sagt Muckel, dass man sich über die Modalitäten unterhalten könne, „wenn der Landeshaushalt verabschiedet ist.“ Das könnte im Mai der Fall sein, hofft er. Alles neu macht der Mai?