Ruhrgebiet. . Am Mittwoch beginnt der Ausbau des Centro in Oberhausen. 17.000 Quadratmeter Verkaufsfläche kommen hinzu. Doch die Konkurrenz schläft nicht: In etlichen Städten des Ruhrgebiets sind weitere Einkaufszentren im Bau oder in der Planung.
Die Bagger am Centro sind schon vor Tagen aufgefahren, Bauzäune aufgestellt und Container, und ein prophetischer Wegweiser „Einkaufszentrum / Mall“ zeigt bereits dorthin, wo noch gar nichts ist. Bauarbeiter erledigen Vorarbeiten, eine Passantin mit vollen Tüten spricht sie an: „Was wird denn hier gebaut?“ Hier wird das Centro erweitert, 14 Jahre und vier Monate nach seiner Eröffnung, es wird ein Viertel mehr, 17 000 Quadratmeter Verkauf plus – das ist eigentlich schon die Größenordnung eines eigenen, mittelstädtischen Einkaufszentrums. Die Passantin sagt: „Och!“ Tonlage: freudig erregt.
Am heutigen Mittwoch legen sie den Grundstein. Nach Jahren des Widerstands. Die Nachbarstädte wehrten sich. Um 12 Uhr mittags geht das los: An der Symbolzeit für ein finales Duell mit Toten kann man jetzt beliebig heruminterpretieren, aber fest steht, dass die Erweiterung die Debatte „Fluch oder Segen?“ neu belebt hat. Und: Konkurrenz schläft nie.
„Der Trend geht in die Stadt zurück“
In der alten Mitte stöhnen wieder die Händler, „Hier ist fast nichts mehr los“, sagen sie, oder: „Schlimmer kann es fast nicht mehr kommen.“ City-Manager Franz-Josef Muckel hält dann immer dagegen, dass 102 von 152 Geschäften in der Fußgängerzone Marktstraße erst nach dem und trotz des Centro eröffneten; indes sagt das nichts über ihre Qualität.
Und doch ist das Centro ein Sonderfall, da draußen auf der Brache: Denn die Einkaufszentrumisierung der Innenstädte des Ruhrgebiets geht während dessen in hohem Tempo weiter. Hattingen, Witten, Duisburg und Essen bekamen neue, für ihren Zuschnitt jeweils große Center in den letzten Jahren, in Dortmund ist eines im Bau, und in Bochum, Hagen und Recklinghausen werden entsprechende Pläne geschwenkt – eine Auflistung ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit. Waltraud Loose, die Geschäftsführerin des Handelsverbandes NRW, des früheren Einzelhandelsverbandes, sagt: „Der Trend geht in die Stadt zurück.“
Ein Instrument zur Reparatur von Flächen
Man darf solche Moden nicht in die Zukunft fortschreiben, sonst käme man für 2050 zu dem Schluss, dass Innenstädte nur noch Einkaufszentren sind. „Das ist Kaffeesatz lesen“, sagt Loose dazu: „Wir werden mehr Einkaufszentren haben, aber nicht nur.“ Denn eigentlich möge der Kunde individuelle Städte und Fachgeschäfte mehr als die Center: „Und der Einzelhandel macht immer, was der Kunde will.“
Doch zunächst geht die Entwicklung weiter. So sieht das auch Alexander Otto, der Vorsitzende der Geschäftsführung des Center-Branchenführers ECE: Leere Kaufhäuser oder Brachen seien „innerstädtische Problemflächen“, da könnten „gut integrierte Innenstadt-Galerien ein Instrument der städtebaulichen Reparatur“ sein. Viele seien auch „architektonische Schmuckstücke“ geworden.
Wie immer, ist die Zukunft ungewiss. In Oberhausen spricht sich gerade herum, die Kaufhof AG überlege, das Haus in der alten Mitte zu schließen. Im Centro existiert ein weiteres. Allerdings schleppte sich das Schließungsgerücht schon einmal durch die Stadt: vor 14 Jahren und vier Monaten, als das Centro eröffnete.