Mülheim. Nach drei Jahren ist das Gestaltungsregelwerk für die Mülheimer Innenstadt fertig. Es könnte Ende Februar in Kraft treten. Vorgesehen ist etwa eine in sich abgestimmte Möblierung der City. Unternehmen, die sich partout quer stellen, drohen Bußgelder.

Eigentlich habe jeder in der Innenstadt gemacht, was und wie er es wollte. Darin sind sich fast alle einig: Einzelhändler, Stadtplaner, Marketing-Fachleute, Politiker, Immobilienbesitzer.

Es wurde nach Belieben geklebt, Leuchten installiert, Schilder aufgestellt, Fassaden verbaut, blinkende wie überdimensionale Werbung angebracht, Waren möglichst weit auf die Straße gestellt, wo alle paar Meter Werbestopper den Weg versperren. Kraut und Rüben statt Attraktivität und Ästhetik. Von einem Stadtbild keine Spur. Auch das war und ist ein großes Problem der Innenstadt – das nun beendet wird.

„Der Eingriff war dringend erforderlich“

„Der Eingriff war dringend erforderlich“, sagt der Leiter des Planungsamtes Martin Harter. Der Handlungsdruck sei unbestritten gewesen: Wenn die „Qualitätsoffensive Innenstadt“ Sinn machen soll, dann reicht nicht nur eine Begrünung der Hauptachsen, dann muss auch aufgeräumt werden. Fast drei Jahre haben Planer, Händler, Eigentümer und Vertreter der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH (MST) zum Teil in öffentlichen Foren über ein verbindliches Gestaltungsregelwerk für die Innenstadt debattiert. Das Werk ist fertig und könnte nach Zustimmung des Rates Ende Februar noch im Frühjahr in Kraft treten und den „Wildwuchs“, wie ihn MST-Chefin Inge Kammerichs nennt, Schritt für Schritt beenden. Ob Schilder, Bänke, Fassaden, Kunstobjekte, Außengastronomie – eine in sich abgestimmte Möblierung der City soll auch wieder die Einkaufsatmosphäre positiv beeinflussen.

Unternehmen reagieren

Es gebe bereits erste Reaktionen, betont City-Manager Dennis Fischer und verweist auf Unternehmen, die ihre dominante Werbung verkleinert, verfeinert haben. Dass weniger mehr ist und dabei nicht teurer sein muss – die Vorstellung, hofft Fischer, sollte sich durchsetzen. Weniger werde in der Regel auch mit mehr Qualität verbunden, sagt Harter und baut auf einen Nachahmer-Effekt.

Bestandsschutz gilt. Doch wo ein Wechsel erfolgt, gelten künftig neue Spielregeln. Die Architektur soll wieder zum Vorschein kommen, die Bauepoche sichtbar werden, der wirre Materialmix an manchen Häuser der Vergangenheit angehören, Stilelemente an Bauten sollen nicht länger unter Werbeklötzen verschwinden. „Das Gesicht der Innenstadt“, so Harter, „soll wieder sichtbar werden.“

Ordnungsamt wird Regeln überwachen

Dort, wo künftig in der Innenstadt umgebaut oder renoviert wird, sind die zwischenzeitlichen Veränderungen dem jeweiligen historischen Erscheinungsbild anzupassen und bei Neuerrichtungen müsse wieder der städtebauliche und architektonische Zusammenhang mit dem umgebenden Gebäudebestand hergestellt werden, heißt es. Im Planungsamt rechnet man damit, dass in zwei, drei Jahren Veränderungen zum Positiven sichtbar sein werden. Das Ordnungsamt wird die Regeln überwachen. Bußgelder drohen, wenn jemand sich partout sperrt.

„Wir haben nicht alles reglementiert und auch nicht die strengste Satzung erarbeitet“, betont Harter, der Vorbilder in Gelsenkirchen und Gladbeck sieht. Noch keine endgültige Einigung gibt es bei den zeitlich begrenzten Sondernutzungen auf Geschäftsstraßen der Innenstadt. Dabei geht es nicht zuletzt auch um Sicherheit, um Anforderungen der Feuerwehr.