Oberhausen. Viele Oberhausener beklagen vernachlässigte, unattraktive Orte in der Innenstadt. Was sagt Oberbürgermeister Daniel Schranz zur City-Debatte?
Schiefe Poller, marode Sitzbänke, wilder Müll, zu wenige attraktive Geschäfte. Die jüngste Berichterstattung zu vernachlässigten Orten in der Innenstadt von Alt-Oberhausen hat zahlreiche Reaktionen in der Oberhausener Bevölkerung ausgelöst. Viele beklagen den aus ihrer Sicht ungepflegten, teils trostlosen und wenig attraktiven Zustand der City. Nach der ausführlichen Dokumentation von Lesermeinungen kommt an dieser Stelle die Stadtspitze zu Wort.
Herr Schranz, ist die Oberhausener Innenstadt noch zu retten?
Daniel Schranz: Diese Frage kann ich nur rhetorisch auffassen: Selbstverständlich arbeiten wir – wie auch in den anderen Stadtbezirken – daran, Zustände, die nicht optimal sind, zu verbessern. Deshalb engagiert sich die Stadtverwaltung ja auch in der Alt-Oberhausener City in Zusammenarbeit mit vielen Akteuren wie etwa Geschäftsleuten, Kulturschaffenden, Sozialverbänden und Bürgerinnen und Bürgern dafür, die Lage zu verbessern. Dabei geht es viel um das Bild der City. . .
. . . das vielen Bürgerinnen und Bürgern gar nicht gefällt.
Beim Erscheinungsbild der City sind wir ganz sicher noch nicht da, wo wir hinwollen, haben aber auch einiges erreichen können. Damit meine ich einerseits große Projekte, etwa den ausgezeichneten Neubau des Jobcenters mit dem Dachgarten oder die Ansiedlung des Arthotels Ana, das, wie andere Ansiedlungen, auch private Investitionen in der City nach sich gezogen hat. Auch die Zusage des Landes nach unseren Gesprächen, dass das Polizeipräsidiumsgebäude am Friedensplatz nach dem Weggang der Behörde nicht leer stehen wird, soll ihren Teil dazu beitragen. Ich meine aber auch Alltägliches wie Sauberkeit und Ordnung.
Ist ein Neustart Ihrer Ordnungs- und Sauberkeitsoffensive von 2016 nötig?
Dass uns Sauberkeit und Ordnung sehr wichtig sind, hat sich nicht geändert. Deshalb gab es dazu auch einen eigenen Abschnitt in unserer jüngsten Bürgerbefragung. Die hat übrigens ergeben, dass in Alt-Oberhausen insgesamt mehr Menschen zufrieden sind mit der Sauberkeit als unzufrieden. Wie viel wir machen, ist wahrscheinlich gar nicht allen klar: Die Marktstraße wird zwölf Mal pro Woche gereinigt, also an jedem Werktag zweimal. Genauso der Friedensplatz, wo zusätzlich außerdem noch regelmäßig Müll und Unrat in den Bereichen aufgesammelt wird, die für die Kehrmaschinen nicht zu erreichen sind. Dazu haben wir im Leistungsvertrag zwischen Stadt und den Wirtschaftsbetrieben Oberhausen jetzt festgeschrieben, dass die Reinigung der Straßen von Hauskante zu Hauskante nicht nur für die Marktstraße, sondern auch für die Nebenstraßen gilt, dass also in deutlich mehr Straßen auch die Gehwege miteinbezogen werden, und zwar ohne zusätzliche Gebühren.
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Wie kann die Stadt auf konkrete Ärgernisse und Müllecken vor Ort schneller reagieren?
Wir werden zusätzlich Quartiersverantwortliche für die einzelnen Bezirke benennen, die noch schneller reagieren können, wenn irgendwo unschöne Ecken entstehen, und die vor allem ganz direkt ansprechbar sein werden für Bürgerinnen und Bürger. Apropos ansprechbar: Ein Ergebnis unserer Offensive ist ja mitten auf der Marktstraße für jeden sichtbar – die gemeinsame Anlaufstelle des Kommunalen Ordnungsdienstes und der Polizei. Mit der Polizei sind täglich Kolleginnen und Kollegen der Stadtverwaltung in der City unterwegs und haben ein offenes Ohr für alle, die Probleme melden möchten.
Lassen sich die Probleme der Innenstadt überhaupt lösen, so lange die durchschnittliche Kaufkraft in Oberhausen so gering ist?
Wir sprechen hier ja von zwei Bereichen: Zum einen von dem Bild, das die Innenstadt abgibt – einige der Punkte, an denen wir uns da engagieren, habe ich gerade beschrieben. Zum anderen die Attraktivität des Angebotes in der City: Ich denke, wir müssen unsere Vorstellung davon, wie funktionierende, attraktive Innenstädte aufgestellt sein sollten, anpassen. Der Einzelhandel wird selbstverständlich weiter eine sehr wichtige Rolle spielen, aber – und das hat nicht ausschließlich mit der Kaufkraft der Bürgerinnen und Bürger zu tun – er kann nicht allein für die Anziehungskraft verantwortlich sein. Dafür hat sich das Konsumverhalten vor allem auch durch den Online-Handel zu sehr verändert.
Es sollten also neben schönen Geschäften andere attraktive Anlaufpunkte in der City präsent sein . . .
. . . deshalb setzen wir alles dran, auch durch andere Einrichtungen Menschen in die Innenstadt zu holen. Wir freuen uns zum Beispiel sehr, dass das Arthotel Ana im ehemaligen Kaufhof-Gebäude für diese Art von Strukturwandel steht. In ein Gebäude gegenüber wird das Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung – das Lehrerseminar – einziehen, sobald der Umbau fertig ist. Dies wird wieder viele neue Menschen täglich in die City bringen. Gleiches gilt auch für das Schülerlabor der Hochschule Ruhr-West, das schon auf der Marktstraße ist, und für das Talentkolleg, das neu am Altmarkt eröffnet wird. Genauso wichtig ist es aber natürlich, die Aktivitäten der alteingesessenen und neu dazugekommenen Geschäftsleute und Gastronomiebetriebe zu unterstützen und zu würdigen. Und da muss man sagen: Das kann eine Stadtverwaltung nicht allein, da braucht es den Einsatz aller, die sich eine lebendige Innenstadt wünschen – indem sie dort einkaufen, essen gehen, Feste besuchen und Kultur konsumieren.
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Wird es einen Nachfolger für den leider kürzlich verstorbenen City-Manager Michael Grundmann geben?
Das steht noch nicht fest. Michael Grundmann hatte als Ur-Oberhausener mit seiner weltweit erworbenen und eingesetzten Einzelhandels-Expertise ein Profil, das in dieser Form kaum zu ersetzen ist. Gleichzeitig überlegen wir, wie und wo die Fäden zusammenlaufen könnten, die das Netzwerk in der City dichter und stärker machen können. Hier bin ich der Industrie- und Handelskammer und ihrer Präsidentin Jutta Kruft-Lohrengel sehr dankbar, dass sie das Thema zusammen mit den Kaufleuten und der Stadt noch einmal neu aufnehmen wird. Danach werden wir entscheiden, wie es organisatorisch weitergeht.
Besuchen Sie selbst noch die City von Alt-Oberhausen?
Auch diese Frage kann ich nur rhetorisch auffassen: Ich bin ja nicht nur Oberbürgermeister unserer liebenswerten Stadt, ich bin auch ihr Bürger, und das schon mein Leben lang. Ich bin also beruflich wie privat in der Stadt unterwegs, selbstverständlich auch in der City – und das nicht nur, wenn ich dort einkaufen, essen oder ins Kino gehe, sondern auch, wenn ich meine Frau im Familienunternehmen auf der Marktstraße treffe.