Oberhausen. Der Oberhausener Friedensplatz gilt als Vorzeigeplatz der Stadt – doch statt Touristenmagnet herrscht hier oft tote Hose. Ein Rundgang.
Seichte Wasserbecken laufen auf einen plätschernden Springbrunnen zu, im Schatten der Platanen laden Bänke zwischen bunten Blumenbeeten zu einer entspannten Pause im Trubel der Innenstadt ein. Klingt zu schön, um wahr zu sein?
Der Friedensplatz gilt seit Jahrzehnten als DER Schmuckplatz in der City, umgeben von historischen Gebäuden wie dem Oberhausener Amtsgericht im Stil der Neo-Renaissance oder dem backsteinexpressionistischen Polizeipräsidium. Besuchern des Platzes fallen heute jedoch wohl eher marode Bänke neben vertrockneten Blumen in farblosen Betonkästen auf. Können so Besucher nach Oberhausen gelockt werden? Halten sich Bewohner der City hier wirklich gerne auf?
Mehr Touristen sollen durch Pauschalangebote nach Oberhausen reisen
Es waren schwere Jahre für den Oberhausener Tourismus: Die Corona-Pandemie traf Hotels, Restaurants und Geschäfte hart. Sie beendete jäh die touristische Überholspur, auf der sich Oberhausen in den vergangenen Jahren befand. Je nach Branche mussten nach Angaben der Stadttochter OWT (Oberhausener Wirtschafts- und Tourismusförderung) Umsatzeinbrüche von bis zu 70 Prozent verkraftet werden.
Jetzt will man den Tourismus in der Stadt wieder richtig ankurbeln: Vor wenigen Wochen wurden neue Pläne vorgestellt. Besucher sollen mit zugeschnittenen Angebots-Paketen nach Oberhausen reisen. Auf der Website der Touristinfo ist bereits ein Pauschalangebot für einen Besuch der Gasometer-Ausstellung „Das zerbrechliche Paradis“ zu sehen – in Verbindung mit einer Übernachtung in einem Oberhausener Hotel inklusive Frühstücksbuffet und Zwei-Gänge-Menü am Abend. Und das schon ab 75 Euro.
Anwohnerin: „Ich verstehe, dass Touristen sich hier nicht wohlfühlen“
Die Innenstadt bleibt von Angeboten wie diesen allerdings bisher unberührt. Dabei wurde in der Vergangenheit immer wieder in die Verschönerung der Innenstadt investiert, insbesondere der Altmarkt kann sich mit dem schicken Jobcenter, dem Altstadtgarten auf dem Dach und dem Kult-Restaurant Gdanska sehen lassen.
Doch bei einem Spaziergang durch die Innenstadt sieht man, dass offenbar niemand auf Details achtet, die die Wohlfühlatmosphäre entscheidend prägen. Mängel werten das Stadtbild ab: schiefe Poller und Stangen am Fußweg, Unkraut in den Blumenbeeten, notdürftig ausgebesserte Mauern, die aussehen wie ein Flickenteppich.
Und dann gibt es ja noch den Friedensplatz, auf dem ein Pauschalangebot der anderen Art auf Anwohner und Touristen wartet: Verweilen auf den verwitterten Bänken – inklusive anschließendem Arztbesuch zum Splitterziehen. Auf dem Weg dorthin ist jedoch Vorsicht geboten, nicht über umherliegenden Müll wie leere Dosen zu stolpern.
Diese Mängel sorgen bei Anwohnern für Kopfschütteln. Selma Jokic, die seit 15 Jahren neben dem Friedensplatz wohnt, meint dazu: „Ich laufe jeden Tag hier vorbei, halte mich aber nie auf. Vielleicht würde ich mich auch mal hinsetzen und ein Buch lesen, wenn die Bänke erneuert werden würden. Ich verstehe sehr gut, dass Touristen sich hier nicht wohlfühlen.“
Direkt nebenan, auf dem Saporishja-Platz, sieht es nicht viel besser aus: Lange, rote Pfeiler ragen aus dem Boden heraus, neben einem Wasserspender, aus dem man lieber nicht trinken möchte, und der Bank des Dialogs mit einem bekritzelten, verblassenden Schild, die ihre besten Tage ebenfalls hinter sich gelassen hat.
Ursprünglich sollten hier an den roten Stangen übrigens viel mehr Spielgeräte platziert sein, doch davon fehlt jede Spur. „Wenn Touristen herkommen, dann doch nur wegen des Centros, dabei hat die Stadt so viel mehr zu bieten“, meint der seit 50 Jahren in Oberhausen lebende Peter Fitzek. „Dafür müsste allerdings auch mal richtig was angepackt werden hier in der Innenstadt!“