Oberhausen. Der Oberhausener Innenstadt bekommt ein neues Aushängeschild: An der Marktstraße wird ein altes Kaufhaus zum Lernort für Referendare umgebaut.

In der Oberhausener Innenstadt sollen ab 2022 rund 300 Lehrer ausgebildet werden. Das jetzt noch auf dem ehemaligen Babcock-Gelände beheimatete Lehrerseminar soll an die Marktstraße umziehen. Für dieses neue „Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung“ wird die Immobilie mit den Hausnummern 51 bis 55 aufwändig und klimagerecht von Eigentümer Stephan Heine umgebaut. Das Projekt soll in mehrfacher Hinsicht ein Gewinn für Oberhausen sein, wie beim Ortstermin mit Staatssekretär, Oberbürgermeister, Investor und Emschergenossenschaft deutlich wurde.

Suche nach einem neuen Standort

Da wäre die künftige Nutzung: An einem Lehrerseminar werden die Absolventen eines Lehramtsstudiums (Master of Education) nach der Universität auf den Schuldienst vorbereitet. Rund 60 Fachkräfte begleiten die 300 Referendare des Oberhausener Zentrums und koordinieren ihren Einsatz in über 50 Ausbildungsschulen bis zum Staatsexamen nach 18 Monaten, erläutert Simone-Tatjana Stehr, Leiterin der Einrichtung. Im „Zentrum für Lehrerausbildung“ mit den Abteilungen für Gymnasium/Gesamtschule sowie Sekundarstufe I finden Seminare statt, hier treffen sich die Lehramtsanwärter regelmäßig mit ihren Ausbildern.

In der Oberhausener Innenstadt vor dem Gebäude Marktstraße 51-55, das umgebaut wird (v.li.): CDU-Landtagsabgeordneter Wilhelm Hausmann, Zentrums-Leiterin Simone Tatjana Stehr, Architekt Joachim Sieber, Citymanager Michael Grundmann, Staatssekretär Mathias Richter, Oberbürgermeister Daniel Schranz und Eigentümer Stephan Heine.
In der Oberhausener Innenstadt vor dem Gebäude Marktstraße 51-55, das umgebaut wird (v.li.): CDU-Landtagsabgeordneter Wilhelm Hausmann, Zentrums-Leiterin Simone Tatjana Stehr, Architekt Joachim Sieber, Citymanager Michael Grundmann, Staatssekretär Mathias Richter, Oberbürgermeister Daniel Schranz und Eigentümer Stephan Heine. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Doch der bisherige Standort an der Duisburger Straße 375 sei zu klein, zu abseitig gelegen, zu laut. Daher hatte man nach einer neuen Bleibe gesucht. Für Simone-Tatjana Stehr sind die rund 1700 Quadratmeter, die sich nun an der Marktstraße bieten, ein Glücksfall. „Hier können wir lernen und arbeiten wie im 21. Jahrhundert“, sagte die langjährige Zentrums-Leiterin, die im Stadtrat die CDU-Fraktion führt. Gemeint sind die modernen technischen und räumlichen Möglichkeiten, die das neue Lehrerseminar haben wird. Die Architektur soll beispielsweise so gestaltet werden, dass Räume flexibel größer oder kleiner aufgezogen werden können. Ein weiterer großer Vorteil: Die Nähe des neuen, zentralen Standortes zum Haupt- und Busbahnhof.

Qualität der Lehrerausbildung verbessern

Die Qualität der Lehrerausbildung zu verbessern, sei das Anliegen des NRW-Schulministeriums, erklärte Staatssekretär Mathias Richter beim Ortstermin. Mit der modernen Lösung an der Marktstraße „können wir die Defizite des alten Standortes beseitigen“, sagte Richter. „Damit verbunden ist auch die Hoffnung, dass die fertigen Lehrer nach ihrer Ausbildung im Umfeld bleiben und hier an Schulen arbeiten.“ Deshalb sei es gerade für die Ruhrregion wichtig, dass Standorte der Lehrerausbildung vor Ort seien. 33 solcher Zentren gibt es in NRW, neun davon im Regierungsbezirk Düsseldorf. Richter stellte in Aussicht, das Oberhausener Zentrum möglicherweise noch zu vergrößern – mit einer dritten Abteilung für Referendare von Grund- oder Förderschulen.

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Für Immobilieneigentümer Stephan Heine und Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) steht dagegen die Belebung der Innenstadt im Fokus. Das neue Lehrerseminar soll mehr Leute in die City bringen und damit mehr Kunden für Handel und Gastronomie. Mit dem neuen Jobcenter, dem Umbau des alten Kaufhofs zu einem Hotel, mit der neuen benachbarten Innenstadt-Wache oder der Sauberkeitsoffensive sei das Projekt eine „Stärkung der Oberhausener Innenstadt“ (Schranz).

Mehr als ein Rohbau wird nicht stehen bleiben

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„Wir sind seit drei Generationen an der Marktstraße“, sagt Eigentümer Stephan Heine, Geschäftsführer der Heine Gesellschaft für Immobilienmanagement mbH. Als Besitzer müsse er sich ganz praktisch fragen, welche künftige Nutzung des ehemals als Kaufhaus gebauten Nachkriegsgebäudes möglich sei. Für große Einzelhandelsflächen gebe es kaum Mieter.

Dächer, Innenhof und Fassaden begrünt

Das neue Zentrum für Lehrerausbildung soll als Modellprojekt für den Klimaschutz dienen. Die Begrünung von Dächern, Innenhof und Fassaden des sanierten Gebäudes soll in Hitzephasen dafür sorgen, die Umgebungstemperatur abzusenken, und so das Klima in der Innenstadt verbessern.

Unterstützt wird das Projekt von der Emschergenossenschaft. Über das Umweltministerium kann der Abwasserverband Fördergelder für solche Bauvorhaben bereitstellen. Beim neuen Lehrerseminar „verbinden wir dann Bildung und Klimaanpassung“, sagte Andreas Giga, Leiter der Servicestelle für das Klimaprojekt der Emschergenossenschaft. Lehrer könnten die konkreten Klimaschutzmaßnahmen dann ihren Schülern zeigen.

Der rund vier Millionen Euro teure Umbau soll im nächsten Jahr starten und 2022 fertig sein. Von der Immobilie wird nicht viel mehr als ein Rohbau stehen bleiben: So soll zum Beispiel ein Innenhof geschaffen werden als Campus für das Lehrerseminar. Im Erdgeschoss bleibt eine Ladenfläche erhalten (Thalia ist derzeit noch Mieter), künftige Nutzung noch offen. Der besondere Clou: Die Fassade des neuen Zentrums soll genauso begrünt werden wie die Dächer und der Innenhof – für eine Klimaverbesserung in der steinlastigen Innenstadt.

Eine Computeranimation: So soll die Fassade zur Markstraße nach der Umgestaltung aussehen.
Eine Computeranimation: So soll die Fassade zur Markstraße nach der Umgestaltung aussehen. © Heine Gesellschaft für Immobilienmanagement GmbH