Oberhausen. „Fridays for Future“ ist durch Corona geschrumpft. Aber die Oberhausener Aktivsten wirken längst fernab der Straßen. Fünf Beispiele.

„Wir haben durch die Pandemie deutlich weniger Reichweite und Schlagkraft bekommen.“ Das muss Jason Michalek, Gründungsmitglied und Sprecher der „Fridays for Future“ (FFF) in Oberhausen, zugeben. Aber die Aktivistinnen und Aktivisten wirken längst fernab der Straße, probieren andere Formate als Demonstrationen aus oder versuchen direkt auf die Politik und Verwaltung einzuwirken. Ein Überblick.

Weihnachtsbaum-Aktion: Wünsche für den Klimawandel

Wunschbäume für Kinder – das kennt man zum Beispiel aus dem Centro, wo jedes Jahr Wünsche von Kindern aus sozialen Einrichtungen gesammelt werden. Das Oberhausener „Fridays for Future“-Team will das Konzept zur bevorstehenden Weihnachtszeit etwas umkrempeln: „Wir wollen auf Weihnachtsmärkten präsent sein und die Klimawünsche der Oberhausener Bürgerinnen und Bürger sammeln“, erklärt Jason Michalek. Entstehen soll eine Art „Wunschbaum“ mit den klimapolitischen Vorhaben, die für die Stadtgesellschaft am wichtigsten sind. „Am Ende wollen wir diese Wünsche dann als Liste an Oberbürgermeister Daniel Schranz überreichen, damit er daraus Aufgaben für die Verwaltung ableiten kann.“

Der letzte große Klimastreik von „Fridays for Future“ in Oberhausen vor dem Hauptbahnhof am 24. September 2021. Mittlerweile setzt die Bewegung auch auf andere Mittel, um klimapolitische Themen zu platzieren.
Der letzte große Klimastreik von „Fridays for Future“ in Oberhausen vor dem Hauptbahnhof am 24. September 2021. Mittlerweile setzt die Bewegung auch auf andere Mittel, um klimapolitische Themen zu platzieren. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Anträge: Klimaneutralität bis 2030

Gemäß der Gemeindeordnung hat jeder das Recht, sich schriftlich mit Anregungen oder Beschwerden an die Kommunalpolitik zu wenden. Nicht nur in Oberhausen nutzt „Fridays for Future“ dieses Instrument rege, um direkt auf die lokalpolitischen Gremien einzuwirken. Als großen Erfolg sieht FFF-Sprecher Jason Michalek, dass man gemeinsam mit Eileen Krauße von den „Parents for Future“ über eine solche Form des Bürgerantrags erreicht hat, dass sich der Stadtrat bereits Ende 2020 zur Klimaneutralität, also zum vollständigen Ausgleich aller Treibhausgasemissionen, bis zum Jahr 2030 bekannt hat. Im Frühjahr 2021 wurde das Bekenntnis noch einmal durch eine Anregung von FFF, „Parents for Future“ sowie weiteren Natur- und Umweltverbänden wie dem NABU oder BUND erweitert. Der Vorschlag: ein „Arbeitsgremium klimaneutrales Oberhausen“ zu gründen, um Maßnahmen zu erarbeiten, mit denen die Klimaneutralität bis 2030 gelingen kann. Auch dieser Vorschlag wurde von der Politik angenommen.

Klimabeirat: Mehr direkte Mitbestimmung der Oberhausener

FFF hat die Gründung des oben genannten Arbeitsgremiums – kurz als „Klimabeirat“ bezeichnet – nicht nur maßgeblich mit angeschoben, auch will man sich dort künftig aktiv beteiligen. „So ein Projekt ist aber ein Mega-Aufwand“, sagt Jason Michalek. Das heißt: Erst einmal wartet man jetzt darauf, dass die Verwaltung einen Vorschlag macht, wie der Klimabeirat initiiert werden kann. Die Hoffnung ist, dass dies noch dieses Jahr gelingen kann.

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Das Gremium soll sich dann selbst organisieren und idealerweise auch aus Vertretern der Wirtschaft oder des Fraunhofer UMSICHT bestehen. Es soll dann Themenvorschläge aus der Bevölkerung aufnehmen und Anträge entwickeln können, die in den politischen Gremien besprochen werden. Jason Michalek freut sich, dass der Klimabeirat in Oberhausen kommt, lässt aber auch durchblicken, dass er sich weniger umständliche Verwaltungsvorgänge wünschen würde – denn die Zeit bis 2030 rennt. „Es ist bei einem so akuten Problem wie der Klimakrise problematisch, wenn man sich nur an alteingesessene und vorgeschriebene Abläufe hält.“

Klimacamp gegen den Autobahn-Ausbau in Sterkrade

Kernanliegen der „Fridays for Future“ in Oberhausen ist es weiterhin, 5000 Bäume im Sterkrader Wald vor dem Ausbau der Autobahn A3 zu retten. Im Sommer hatten die Aktivsten deshalb gemeinsam mit Vertretern anderer FFF-Ortsgruppen erstmalig ein Klima-Camp auf der Weierheide veranstaltet. Statt dort dauerhaft zu campen, hatte sich das Organisationsteam dann aber nach wenigen Tagen entschieden, den Protest auf einzelne Aktionen wie Kunstaktionen oder Fahrrad-Demos zu fokussieren. Im Februar 2022 soll laut Jason Michalek noch einmal eine Großdemo am Sterkrader Wald stattfinden – sozusagen das FFF-Kerngeschäft. Rückenwind gibt den Aktivisten ein aktuelles Rechtsgutachten, das zeigt: Der Ausbauplan ist verfassungswidrig, da der Klimaschutz nicht genug Berücksichtigung findet.

Beim Klimacamp an der Weiherheide gegen den Ausbau des Autobahn-Kreuzes in Oberhausen-Sterkrade probierten die Aktivistinnen und Aktivisten neue Formen des Protests aus.
Beim Klimacamp an der Weiherheide gegen den Ausbau des Autobahn-Kreuzes in Oberhausen-Sterkrade probierten die Aktivistinnen und Aktivisten neue Formen des Protests aus. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Konzert: Rock gegen Rodung

Im Widerstand gegen die Abholzung des „Sterki“ wollen die Fridays noch einmal lauter werden, als es durch Sprechchöre auf Protestzügen gelingen kann – nämlich mit „Rock gegen Rodung“. So haben die Organisatoren aus dem Klimacamp-Team einen Konzertabend getauft, der am Freitag, 17. Dezember, im Emscherdamm um 19 Uhr stattfinden soll. Auch wenn der Name darauf schließen lassen könnte, soll am besagten Tage nicht nur Rock gespielt werden, sondern eher eine breite Mischung aus Punk, Metal und Alternative Rock über eine Pop-Cover-Group bis hin zum Rap. Performen sollen Nears2Far, DecisionofLife, Freibiir und Rovar, die von anderen Aktionen bekannt sind. Die Karten kosten vier Euro, im Vorverkauf drei Euro. Einlass ist ab 19 Uhr. Wer Karten möchte, kann sich per Mail (oberhausen@fridaysforfuture.is) oder über die Social-Media-Kanäle Twitter oder Instagram (@fff_oberhausen) direkt bei der Oberhausener Ortsgruppe melden.