Oberhausen. Mehrere alte Buchen müssen im Sterkrader Wald jetzt gefällt werden. Darum ist es der Stadt so wichtig, dass die Bürger den Grund dafür erfahren.
Es ist kein normaler Termin an diesem regenfreien und warmen Oktobertag. Der Oberhausener Stadtförster Jürgen Halm führt durch den Sterkrader Wald am Rand des Stadtbezirks, läuft auf dem von Hundebesitzern und Joggern viel genutzten Waldweg zwischen Hiesfelder und Weseler Straße. Auf dem parallelen Trampelpfad neben dem Handbach stellen städtische Mitarbeiter der Servicebetriebe Oberhausen (SBO) Absperrungen auf – der kleine, rund 300 Meter lange Weg wird gesperrt.
Nur wer genau hinsieht, erkennt die grünen Markierungen, die einige der stolzen, zwischen 150 und 170 Jahre alten Rotbuchen an ihren Stämmen tragen. Wer sich ein wenig mit Forstwirtschaft auskennt weiß, was das bedeutet: Die Bäume werden gefällt. Aufgefallen war dem Förster der schlechte Zustand von insgesamt acht Bäumen bereits vor mehreren Wochen, das Problem an sich ist allerdings nicht neu. „Die Buchen sind abgestorben, weil sie unter den trockenen Sommern der letzten Jahre zu sehr gelitten haben. Dabei wird es auch nicht bleiben. Das Thema wird uns noch länger begleiten.“
Lesen Sie auch:
- Wann rollen am Autobahnkreuz Oberhausen die Bagger an?
- Fridays for Future: Neues Klima-Camp gegen Autobahn-Ausbau
- Oberhausen: Jägerschaft kämpft gegen den Autobahn-Ausbau
- Klima-Aktivistin (22) lässt Hasskommentare nicht an sich ran
Auch wenn der diesjährige Sommer eher ins Wasser gefallen ist – die Sommer 2018, 2019 und 2020 haben einigen der Bäume endgültig die Lebenskraft genommen. „Zu wenig Regen führt dazu, dass die Bäume nicht mehr genug Wasser und damit auch Nährstoffe bekommen.“ Oben, in der Krone der Buchen, kommen dann wenig bis keine Lebensstoffe mehr an – der Baum trägt keine Blätter mehr, wird spröde und dadurch zum behaglichen Zuhause für Pilzsorten aller Art. Die Folge: Totholz. Schwere Äste, gut und gerne zwischen sechs und acht Metern lang und rund 30 Zentimeter breit, brechen ab und landen auf dem Weg – dadurch werden sie zur Gefahr für Spaziergänger, Jogger und Radfahrer.
So weit, so schlecht. Doch dieser Termin hat noch einen anderen Grund: Die Servicebetriebe Oberhausen (SBO) wollen die Bürgerinnen und Bürger noch vor Beginn der Arbeiten beruhigen. „Wir möchten Missverständnisse vermeiden“, erklärt Pressesprecher Alexander Höfer. Die Servicebetriebe sorgen sich, dass Bürger, aber auch die Initiative zum Erhalt des Sterkrader Waldes, die Baumfällungen falsch verstehen könnten. „Deshalb wollen wir klar kommunizieren, aus welchem Grund die Bäume gefällt werden. Niemand soll denken, dass Straßen.NRW hier nun mit Abholzungsarbeiten für das Autobahnkreuz beginnt.“ Im Zuge des Autobahn-Ausbaus plant Straßen.NRW die Abholzung von mehreren tausend Bäumen im Sterkrader Wald.
150 neue Rotbuchen sollen acht tote Bäume ersetzen
„Deswegen appellieren wir an alle, den Trampelpfad zu vermeiden“, erklärt Jürgen Halm. Lange ist der Weg so oder so nicht gesperrt. Bis zum 15. Oktober sollen die Arbeiten beendet sein. An einem Dutzend weiterer Buchen werden tote Äste abgesägt. Unter normalen Umständen würde die SBO nicht so viel Ast-Pflege an einem Trampelpfad betreiben, meint der Förster. Aber: „Wenn wir sowieso mit schwerem Gerät an die Bäume gehen, die gefällt werden müssen, pflegen wir die anderen direkt mit. Wir kennen die Gefahr und beheben sie dann auch.“ Dadurch leben die kranken Bäume noch einige Jahre länger – und müssen nicht sofort gefällt werden.
- Verfolgen Sie die aktuelle Entwicklung zum Coronavirus in Oberhausenin unserem Newsblog
- Lesen Sie mehr Geschichten aus Oberhausen
- Oder folgen Sie der WAZ Oberhausen auf Facebook
Die bereits toten Bäume werden übrigens durch eine Drittfirma mit einem Bagger stückchenweise gefällt, um die umliegende Natur zusätzlich vor Verletzungen zu schützen. Lumpen lässt sich die Stadt nicht bei der Nachpflanzung: Die acht Bäume werden durch insgesamt 150 neue Rotbuchen ersetzt. Die Jungbäume sind zwischen 80 und 120 Zentimeter groß und kosten knapp zwei Euro pro Pflanze. Sie werden im Winter gepflanzt. Das Holz der toten Buchen wird verbrannt. „Ganz klimaneutral“, verspricht der Stadtförster.
Bagger rollen frühestens 2022
Frühestens Anfang 2022 könnten am Autobahnkreuz Oberhausen die Baggerschaufeln kreisen und die Arbeiten zum Ausbau des Knotenpunktes von A2, A3 und A 516 starten. Die Betonung liegt hierbei auf „frühestens“. Denn derzeit läuft das Planfeststellungsverfahren mit vielen Unwägbarkeiten: Die Bauarbeiten könnten sich stark verzögern.Bereits im Frühjahr dieses Jahres hatte unsere Redaktion berichtet, dass der vorgeschriebene Erörterungstermin für die zweite Jahreshälfte 2021 vorgesehen ist. Denn bereits Anfang des Jahres lagen viele Einwendungen vor – von Privatpersonen und Naturschutzverbänden. Erst wenn alle Einwendungen geklärt sind, kann der Planfeststellungsbeschluss geschrieben werden.