Oberhausen. Sie gehört zu den erfolgreichsten Influencerinnen in Oberhausen. Warum sie die Pandemie so genossen hat, erzählt Lena Schiwiora im Interview.

Lena Schiwiora gehört zu den erfolgreichsten Influencerinnen in Oberhausen. Ihr folgen auf Instagram 121.000 Personen – das sind so viele Menschen, dass sie von ihren Werbeeinnahmen gut leben kann. Auf ihrer Seite veröffentlicht sie jeden Tag kurze Videos, in denen sie erzählt, was sie isst, wie sie sich fit hält oder was sie anzieht. In ihre Erzählung webt sie Produktempfehlungen ein, von Sandalen über Schminke bis hin zu Chiropraktikern. Lena Schiwiora hat die Pandemie sehr genossen – warum genau erzählt sie unserem Autor im Interview.

Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie Influencerin geworden sind?

Als Kind und Jugendliche wollte ich immer Model werden. Also die Richtung Mode und Beauty war für mich schon früh klar. Ich weiß noch, wie ich früher immer die Otto-Kataloge durchgeblättert habe und dachte, boah, das will ich auch mal machen, wenn ich groß bin. Aber ich hatte leider nicht so die Unterstützung und hab’ mich selbst auch zu wenig dafür eingesetzt, dass es klappt mit dem Modeln. Dann als Jugendliche kam Instagram raus. Ich habe mich aber erst nicht getraut, da was hochzuladen. Ich hatte vielleicht zehn Kilo zu viel drauf und habe mich geschämt, Bilder von mir zu veröffentlichen. Mir fehlte einfach das Selbstbewusstsein. Irgendwann nach dem Sport habe ich, nur just for fun, mal ein Foto von mir hochgeladen. Damit hat alles angefangen.

Warum Lena Schiwiora als Influencerin in der Pandemie ihr Glück gefunden hat

Und wie waren die Reaktionen auf Ihr erstes Bild?

Ich war ja völlig unbekannt. Das Bild hatte kaum Likes. Ich habe mitbekommen, dass in der Schule über mich geredet wurde. Da war ich fast kurz davor, es wieder zu löschen. Aber ich habe einfach weitergemacht und nicht auf die gehört, die gelästert haben. Ich bin total eingetaucht in diese Influencer-Welt. Ich habe Events besucht, wo sich Influencer vernetzen können. Man trinkt, trifft sich, macht Bilder zusammen. Daraus haben sich echt gute Freundschaften entwickelt.

Lena Schiwiora sitzt vor dem Rathaus in Oberhausen, hat gerade Bilder von sich gemacht, die sie anschließend auf Instagram veröffentlicht.
Lena Schiwiora sitzt vor dem Rathaus in Oberhausen, hat gerade Bilder von sich gemacht, die sie anschließend auf Instagram veröffentlicht. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Woher wussten Sie denn, wie es geht, Influencerin zu sein? Gibt es Bücher oder Workshops, die man besuchen kann?

Das lernt man so step-by-step. Ich habe nie Workshops besucht. Am besten ist natürlich, man folgt denjenigen, die schon sehr erfolgreich sind, und guckt sich ab, was die machen. Was bei denen funktioniert, welche Kleider sie tragen, habe ich dann auch ausprobiert. Irgendwas findet man dann heraus, was für einen passt.

Was war denn der Punkt, an dem Ihnen klar wurde, dass Sie eine Influencerin sind?

Ich habe 2019 bei Temptation Island mitgemacht, das ist eine Dating-Reality-Show auf RTL im Fernsehen, die teilweise über eine Million Menschen anschauen. Es geht darum, dass sich vor laufender Kamera Männer und Frauen bei Dates näherkommen. Mein Freund hat mir in der Sendung einen Hochzeitsantrag gemacht. Ich habe auch Ja gesagt, aber später haben wir uns getrennt. Als die Show vorbei war, hatte ich ungefähr 100.000 Follower auf Instagram – und ich habe meine erste größere Kooperation gemacht. Da war klar: Ich bin Influencerin.

Was heißt, Sie hatten Ihre erste größere Kooperation?

Bei einer Kooperation sendet eine Firma mir ihr Produkt und ich erzählte dann auf Instagram, entweder in einem Video oder auf einem Foto, warum es ein gutes Produkt ist.

Welche Firma war die erste große?

Das war für Vernel.

Vernel?

Die stellen Weichspüler her. Davor habe ich auch schon mal einen Mantel und eine Uhr von Firmen geschickt bekommen. Ich ziehe die dann an, dann sehen die Leute direkt, wie es am Körper aussieht.

Was passiert mit Kleidung, Weichspüler und Uhren, nachdem Sie diese auf Instagram gezeigt haben?

Ich darf die Sachen behalten. Deswegen suche ich mir auch eigentlich immer wirklich nur Dinge aus, die mir wirklich gefallen. Ich muss aber sagen, in letzter Zeit quillt mein Kleiderschrank ziemlich über. Ich muss ein paar Sachen dringend aussortieren.

Und wie viel verdienen Sie damit, dass Sie zum Beispiel einen Mantel auf Instagram präsentieren?

Das möchte ich nicht so genau sagen. Die Preise hängen davon ab, wie viele Follower ein Influencer hat. Die bekanntesten haben etwa drei Millionen Follower. Ich habe aktuell 100.000. So viel kann ich verraten: Ich kann davon sehr gut leben.

„Die Leute waren ja häufiger am Handy und empfänglich für Austausch“

Welche Art von Bildern funktionieren denn gut?

Als ich noch in einer Beziehung mit Robin war, habe ich manchmal Pärchen-Bilder gepostet. Die hatten die meisten Likes. Leute sehen die Bilder und wollen dann auch so eine scheinbar perfekte Beziehung.

Wie hat sich Corona auf Ihre Arbeit ausgewirkt?

Ich hatte mich ja von meinem Freund getrennt. Corona hat mir dann sehr geholfen, weil ich viel mit meinen Followern sprechen konnte. Die Leute waren ja häufiger am Handy und empfänglich für Austausch. Es war eine gute Ablenkung für mich. Es hat mich aber auch total glücklich gemacht, für meine Community da zu sein. Denen ging es ja oftmals sehr schlecht, sie haben Jobs verloren, durften nicht arbeiten gehen, haben die Krise zu Hause bekommen. Ich konnte sie ein bisschen unterhalten. Das hat mir ein gutes Gefühl gegeben.

Haben Sie auch mehr verdient in der Zeit, weil mehr Leute Ihre Werbung angesehen haben?

Ich habe während Corona genauso viel verdient wie vorher auch. Es haben mich zwar mehr Firmen abgeschrieben, aber ich habe einfach so weitergearbeitet wie vor Corona.

Inwiefern war für Sie Corona eine gute Zeit?

Ich war viel kreativer. Zum Beispiel habe ich öfter als sonst Fragerunden gemacht. Einmal wollte ich von allen wissen, wie sie sich die Zeit im Lockdown vertreiben und dann die besten Antworten geteilt, damit die anderen sich davon inspirieren lassen können. Ich habe auch viel aufwendigere Bilder von mir gemacht: Mich intensiver gestylt, mehr geschminkt, mal Locken probiert. Und ich habe auch viel persönlichere Sachen gemacht. Lenas Kummerkasten zum Beispiel.

Lenas Kummerkasten?

Da können Leute einfach mal schreiben, was sie gerade bedrückt. Oft hilft es ja schon, einfach nur mal Dampf rauszulassen. Ich antworte denen dann, was sie – meiner Meinung nach, ich bin ja kein Arzt – machen können.

Was ist Ihr Ziel als Influencerin auf lange Sicht?

Ich kann mir vorstellen, das noch einige Zeit zu machen. Ich bin gerade in den letzten Zügen meines Bachelors in Wirtschaftspsychologie. Was ich mir auch vorstellen könnte: Moderatorin fürs Fernsehen zu werden.