Oberhausen. Zum Tag des offenen Denkmals am 12. September haben Geschichtsbewusste die Wahl unter 20 Programmpunkten – vom Burggraben bis zum Springbrunnen.

Ein liebevolles Maß an Überforderung gehört dazu, wenn ihren Architekturschätzen verbundene Menschen für den traditionellen „Tag des offenen Denkmals“ zur Programmgestaltung ausholen: So zählen allein in Oberhausen 20 Termine zum Angebot des Denkmal-Sonntags, 12. September. Wer mag, könnte von 10 bis 18 Uhr eine Acht-Stunden-Schicht einlegen – eintrittsfrei.

Eigentümer und Institutionen öffnen ihre Pforten oder stellen spannende Objekte während kundig geleiteter Führungen vor. Auch in Oberhausen rücken am Tag des offenen Denkmals historische Orte ins Rampenlicht. „Sein und Schein in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege“ heißt das bundesweite Motto 2021: ein Thema, das sich vielfältig auslegen lässt – mit „unscheinbaren“ Denkmälern, deren Besonderheiten sich erst auf dem zweiten Blick offenbaren, mit Kirchen, die mit neuen Nutzungen Wirkung im Quartier entfalten, mit denkmalgerechten Rekonstruktionen, die verloren Gegangenes wieder sichtbar machen, oder mit der Transformation von Industriebauten. Hier eine Übersicht – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Tafelkirche bittet „gemeinsam zu Tisch“

„Durch das richtige Fenster geschaut“, lautet das Motto des Programms für Frühstarter um 10 Uhr. Andreas von Scheven und Ingo Wiedenbrück von der Unteren Denkmalbehörde im Technischen Rathaus präsentieren aktuelle Projekte der Denkmalpflege: im Bert-Brecht-Haus, der Christuskirche, dem ehemaligen Arbeitsamt und in der Kulturvilla bei einem Stadtrundgang.

„Gemeinsam zu Tisch“ – so lädt, ebenfalls um 10 Uhr, die Tafelkirche Heilige Familie in Lirich ein. Architekt Werner Funke und Mitglieder der Oberhausener Tafel übernehmen die Führungen in dem von Rudolf Schwarz gestalteten Bau (auch 11.30, 15.00 / 13.15 Stadtrundgang).

Frühwerk eines späteren Star-Architekten: Oswald Mathias Ungers gestaltete die Wohngebäude für die Schüler im Niederrhein Kolleg.
Frühwerk eines späteren Star-Architekten: Oswald Mathias Ungers gestaltete die Wohngebäude für die Schüler im Niederrhein Kolleg. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Das Niederrhein-Kolleg, ein Frühwerk des später monumental auftrumpfenden Architekten O. M. Ungers, zeigt an der Wehrstraße eine Ausstellung zur Geschichte des Kollegs und bietet Führungen um 10 und 12 Uhr.

Die Bergleute von Hiesfeld und Waldhuck

„Vom Kippen und Gleiten“ überschreiben die Gastgeber um 10.30 Uhr ihre Erkundung von Oberhausens ältestem Gemäuer: der Burg Vondern. Neugierige erfahren dann mehr über die Arbeiten am Bodendenkmal und an der Burgmauer. Die Führungen (auch um 12 Uhr) übernehmen Uwe Godder vom beauftragten Ingenieurbüro und Petra Pospiech von der Unteren Denkmalbehörde.

Zu den heute so geheimnisvollen Orten vorindustriellen „Tagebaus“, zu den Mergelgruben im Oberhausener Norden, startet um 11 Uhr eine Führung nach telefonischer Anmeldung beim Verein „Faro“ unter 0157 - 7045 9641. Geschichtsbewusste lernen dann die Bergleute von Hiesfeld und Waldhuck kennen.

Große Terminauswahl für spontane Besucher

Eine Übersicht über die 20 Termine am Denkmal-Sonntag bietet das bundesweite Portal tag-des-offenen-denkmals.de (als Suchbegriff „Oberhausen“ eingeben). Zu den meisten Terminen bietet das Portal neben Text-Informationen auch einige Foto-Beispiele.

Am Großteil der angebotenen Führungen lässt sich spontan teilnehmen. Eine verbindliche Anmeldung erwarten allein die Freunde der Archäologie im Verein „Faro“ für ihre Erkundung der einstigen Mergelgruben unter 0157 - 7045 9641.

„200 Jahre Strukturwandel im Ruhrgebiet auf einem Durchmesser von 200 Metern“: Gemeint ist damit das Schloss Oberhausen auf seinem historischen Weg vom gräflichen Adelssitz zur Ludwiggalerie. Die Führung um 11.30 Uhr übernimmt Direktorin Christine Vogt.

Filmreifes Kolonie-Idyll: die auch gern „Ripse“ genannte Riwetho-Siedlung an der Ripshorster Straße.
Filmreifes Kolonie-Idyll: die auch gern „Ripse“ genannte Riwetho-Siedlung an der Ripshorster Straße. © FFS | Kai Kitschenberg

Neben etlichen Reprisen der Vormittags-Termine bietet der spätere Denkmaltag um 12 Uhr einen Blick hinter die Kulissen des LVR-Industriemuseums in der Zinkfabrik Altenberg. Führungen über das Gelände bieten das Museum und der soziokulturelle Verein Sovat (auch um 14 Uhr).

Visionen für eine ungenutzte Kirche

In St. Michael an der Falkensteinstraße spricht Planungsdezernent Ralf Güldenzopf um 15 Uhr zu „Zukunftsvisionen für eine ungenutzte Kirche“, übernimmt Pfarrer Thomas Eisenmenger die Führung.

Die Siedlung Ripshorster Straße hat schon mehrfach auch Kinogeschichte geschrieben. Bei der Führung um 15.30 Uhr mit Mitglieder des Vereins Riwetho dürften die Teilnehmer auch davon erfahren.

Last, not least variiert Denkmalschützer Andreas von Scheven das Auftakt-Motto des Tages, um ein verstecktes Kleinod vorzustellen: „Über die Mauer geschaut“ führt um 16 Uhr in einen denkmalgeschützten Garten an der Elsa-Brändström-Straße - und zum Springbrunnen des Dr. Esser.