Oberhausen. Das Bert-Brecht-Haus in Oberhausen erhält neue Fenster. Stadt und Denkmalbehörde haben sich für zwei unterschiedliche Farben entschieden.

Noch verhüllen weiße Planen den prächtigen Backsteinbau am Saporishja-Platz. Wenn sie wie geplant im Mai fallen, wird das Bert-Brecht-Haus nicht mehr aussehen wie gewohnt. Neue Fenster verleihen dem knapp 100 Jahre alten Gebäude dann wieder historisches Flair – mit Rahmen in einem warmen Rost-Orange wie Ende der 1920er-Jahre beziehungsweise einem tannigen Grün wie zur Nachkriegszeit.

Machen sich vor Ort ein Bild (v.li.): Kulturdezernent Apostolos Tsalastras, Frank Kuhla und Horst Kalthoff (beide OGM) sowie Andreas von Scheven von der Denkmalbehörde.
Machen sich vor Ort ein Bild (v.li.): Kulturdezernent Apostolos Tsalastras, Frank Kuhla und Horst Kalthoff (beide OGM) sowie Andreas von Scheven von der Denkmalbehörde. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz



Die rund 260 Fenster des Bert-Brecht-Hauses hatten es dringend nötig: Eingebaut in den 80er-Jahren waren sie zuletzt in einem „desolaten Zustand“, wie Horst Kalthoff sagt, Geschäftsführer der zuständigen Oberhausener Gebäudemanagent GmbH. Eine Überarbeitung war wegen des schlechten Zustandes nicht möglich, die Stadt entschied sich für einen Austausch.



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Das ist lange her. Fast Jahre hat allein die Planungsphase gedauert, von der ersten Handskizze bis zur Ausschreibung der nötigen Arbeiten. Seit einigen Tagen sind Schreiner, Verputzer und Maler nun im Einsatz, die Fenster nach und nach auszutauschen. Im laufenden Betrieb, denn die Mitarbeiter von Volkshochschule und Bücherei sind vor Ort, ziehen zwischenzeitlich in andere Büros – oder sitzen coronabedingt ohnehin am heimischen Arbeitsplatz.

Strenge Auflagen durch Denkmalschutz



Den langen Planungszeitraum erklärt Kalthoff mit dem großen Aufwand, die Anforderungen der Denkmalbehörde zu erfüllen. Das nach den Entwürfen des Kölner Architekten Otto Scheib erbaute heutige Bert-Brecht-Haus zählt zum Backstein-Expressionismus und genießt Denkmalschutz. Jeder Schritt müsse daher abgestimmt und genehmigt werden.

Die Denkmalbehörde hat sich dann auch für die zwei unterschiedlichen Farben der Fensterrahmen ausgesprochen: Orange für den von der Helmholtzstraße aus gesehen hinteren Teil des Gebäudes, dem alten, 1928 eröffneten Ruhrwacht-Haus. Grün für den vorderen Teil, dem ehemaligen Warenhaus Tietz, später Kaufhof, heute Heimat von VHS und Bibliothek.

Andreas von Scheven auf dem Baugerüst am Bert-Brecht-Haus.
Andreas von Scheven auf dem Baugerüst am Bert-Brecht-Haus. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz



Farbschichten analysieren, das Stadtarchiv nach Zeitungsartikeln durchforsten, Bilder studieren: Es klingt nach Detektivarbeit, die Andreas von Scheven von der Unteren Denkmalbehörde betrieben hat, um den Bau in einen möglichst ursprünglichen Zustand zu versetzen. Zu den unterschiedlichen Farben kam es nach dem Zweiten Weltkrieg: Der vordere Teil war stark beschädigt, nur noch eine Brandruine. Beim Wiederaufbau entschied sich die Stadt für das damals gängige Grün. Ein Farbfoto von 1958 brachte von Scheven letztlich Gewissheit.

Kosten sind deutlich gestiegen



Mit den hohen Denkmal-Anforderungen der Ausschreibung begründet OGM-Geschäftsführer Horst Kalthoff auch die enorme Kostensteigerung: Mit ursprünglich 600.000 Euro hatte die OGM einst kalkuliert, über eine Million Euro kostet der Austausch der Fenster nun tatsächlich. Wobei die Stadt nur einen kleinen Teil der Kosten trägt – nämlich nur zehn Prozent. Die übrigen 90 Prozent kommen aus Fördertöpfen des Landes.

Eine Bedingung der Förderung: Die Sanierung muss energetisch sein, die Investition also am Ende Geld und Energie sparen. Tue sie auch, versprechen Kalthoff und von Scheven. Der Denkmalschützer spricht von einem Paradebeispiel: Die Fenster aus Holz und Stahl seien den historischen Modellen nachempfunden und entsprächen dennoch heutigen Isolier-Standards. Rund zehn Prozent Heizkosten werden laut Kalthoff im Jahr gespart. Auch wenn derzeit die Fenster coronabedingt oft sperrangelweit offen stehen.