Oberhausen. “Fridays for Future“ hat das Klima-Camp in Oberhausen verlagert. Der neue Standort bietet einige Vorteile. Der Protest geht unvermindert weiter.
Vorne auf der Skate- und Inlinerbahn drehen Freizeitsportler ihre Runden. Die Räder knarren über den mit Graffiti besprühten Asphalt. Ein paar Meter weiter hinten auf einem Grünstreifen, drehen sich Zahnräder in den Köpfen. Im Klima-Camp tüfteln sie an neuen Ideen.
Jugendliche und junge Erwachsene wollen ihren bereits viel beachteten Protest gegen den Ausbau des Autobahnkreuzes in Oberhausen nun am Kulturzentrum Emscherdamm weiter ausbauen. „Es geht nicht nur darum zu protestieren, sondern auch etwas zu erreichen“, sagt Linda Kastrup, eine der Pressesprecherin des Camps. Die Sonne scheint, die Laune ist gut.
Fridays for Future: Protestler wollen 5.000 Bäume retten
Die junge Umweltbewegung „Fridays for Future“ beteiligt sich an einer breiter werdenden Allianz gegen die Baupläne am Sterkrader Wald. Gerade sind Vertreter des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) mit ihren Fahrrädern an den Iglu-Zelten eingetroffen. Auf den Fahnen steht "Sterki bleibt". Das Bündnis für den Erhalt des Sterkrader Waldes unterstützt die jungen Protestler - im Schnitt sind sie zwischen 14 und 24 Jahren alt.
Und man erkennt schnell worum es geht: 5000 Bäume sollen dem geplanten Ausbau zum Opfer fallen. So klären Plakate auf, die nicht nur um das kleine Zelt-Dorf drapiert sind, sondern die aufmerksame Spaziergänger schon im Schmachtendorfer und Holtener Ortskern erspähen konnten.
„Wir wollen eine zügige Verkehrswende“, sagt Linda Kastrup über das obergeordnete Ziel. Künftig sollten keine Wälder mehr für Autobahnen weichen müssen. Gerade nach dem verheerenden Hochwasser müsse der Kampf gegen den Klimawandel noch stärker ins Bewusstsein rücken. Der Verkehrsweg Bus und Bahn soll stärker gefördert werden.
Fridays of Future: Aktivisten fordern Alternative für Lärmschutz
Die jungen Protestler hoffen - und fordern alternative Konzepte für das Autobahnkreuz Oberhausen. Ein verbesserter Lärmschutz der Anlieger im Bereich von A2, A3 und A516 sei auch auf anderen Wegen umsetzbar. „Das Projekt befindet sich noch in der frühen Planungsphase, jetzt können wir noch mehr bewegen.“
Schon an der Weierheide haben sie Anfang Juli campiert, sind davor durch den Sterkrader Wald spaziert. Bei Workshops haben sie Protestschritte erarbeitet. Auch das neue Klima-Camp neben Emscher, Ruhrchemie und der Sportanlage von Grün-Weiss Holten soll eine Ideenbörse sein. Bald wollen sie wieder auf der Straße protestieren, um den sachlich fundierten Widerstand wach zu halten.
Der neue Camp-Standort ist für die jungen Aktivsten durchaus ein Segen. Das Kulturzentrum stellt Sanitäranlagen und Duschen zur Verfügung. Die Macher vom Emscherdamm - eine kleine Halle, in der sonst Jugendkonzerte und Freizeit-Aktivitäten mit Kicker-Tischen und Kletterwänden stattfinden - haben „Fridays for Future“ die Herberge angeboten. Die Infrastruktur hilft.
Fridays of Future: Wechselnde Unterstützer im Klima-Camp
Momentan haben sie vier feste Zelte aufgebaut. Mehr ist möglich. Dass nur ein Dutzend Aktivisten am Samstagmittag vor Ort sind, soll nicht über die Breite der Bewegung hinwegtäuschen. Wechselnde Unterstützer schauen im Camp vorbei, sagen die Macher.
Übernachten, diskutieren, planen, das sei - ja, unter Corona-Regeln - hier möglich. „Manche kommen nur zum Übernachten und gehen am anderen Morgen wieder zur Uni“, sagt die 22-Jährige. Arbeit, Uni, Schule - all das müsse kein Hindernis sein, um mitzumachen.
Bislang habe das Bündnis durchaus Zuspruch aus der Bevölkerung gespürt. Nicht alle teilen aber das Engagement. Konstruktiven Gesprächen wolle man nicht ausweichen. Doch häufig liest Linda Kastrup nur plumpe Provokationen, bei denen man schnell merke, dass an einem Austausch kein Interesse bestehe.
Etwa als Internet-Kommentare den Vorwurf streuten, dass die Camp-Aktivisten an ihrem Zeltplatz sicher viel Müll hinterlassen würden. „Dabei haben wir mehr Müll wieder mitgenommen als wir selbst mitgebracht hatten - weil wir auch die Umgebung gesäubert haben.“
>>> Klima-Camp: Teilnehmer aus dem gesamten Ruhrgebiet
Der Protest gegen den Ausbau des Autobahnkreuzes klingt sehr lokal, weil der Sterkrader Wald vielen Oberhausenern ein wichtiges Kleinod bietet.
Tatsächlich beteiligen sich am Klima-Camp aber nicht nur Oberhausener. „Die Teilnehmer stammen aus dem gesamten Ruhrgebiet, teilweise aus Düsseldorf und Krefeld“, sagt Sprecherin Linda Kastrup. Es zählt nicht die eigene Haustür, sondern die Sache.