Oberhausen. Sie strahlen in roter Farbe und senden damit einen Hilferuf. In der „Night of Light“ zeigten sich nicht nur Veranstaltungshallen stark verändert.
Alarmstufe Rot! Dieses Signal sendet eine Branche, die früh von den Auswirkungen der Corona-Pandemie erfasst wurde und noch immer mit wenig erhellenden Prognosen auf eine befreiende Lockerung wartet. Der Veranstaltungsbereich gestaltete in der Nacht von Montag auf Dienstag einen visuellen Hilferuf – auch und gerade in Oberhausen.
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Kulturstätten gibt es hier besonders viele. Klein und groß. Nische und Mainstream. Subventioniert und privatwirtschaftlich. Doch zur Corona-Zeit plagen alle die gleichen Sorgen. Wie geht es weiter? Und wann?
Night of Light: Alarmstufe Rot an den Gebäuden
Das Ebertbad ist nicht wiederzuerkennen, wirkt in der feurigen Signalfarbe wie angemalt. Die „Night of Light“ wird zu einer städteübergreifenden Demonstration – und zu einem Notruf, den längst nicht nur Hallenbetreiber aussenden.
„Da hängt so viel dran“, sagt Ebertbad-Chef Hajo Sommers. „Künstler, Techniker, Köche, Aushilfen… die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.“ Dass er sich an der bundesweiten Aktion mit mehr als 9000 angemeldeten Locations beteiligt, war Sommers schnell klar.
„Es geht um Aufmerksamkeit.“ Sommers zeichnet ein beunruhigendes Bild. „Die Probleme fangen jetzt erst an.“ Sommers befürchtet, dass es nach der Krise die Hälfte der Kulturbetriebe in Oberhausen nicht mehr geben könnte.
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Bislang spielt der Kleinkunsttempel Ebertbad keine Vorstellungen, weil die geringe Platzbelegung nicht wirtschaftlich ist. Ein Biergarten soll die schwierige Phase überbrücken.
Auch der Altmarkt steht in Flammen – ist scheinbar getränkt in feuriges Rot. Die Kirche Herz Jesu, die Siegessäule und das Gdanska haben die Warnfarbe angenommen. „Es ist wichtig, dass die Branche zusammensteht. Und alle, die sich für Kultur begeistern, nun solidarisch zeigen“, sagt der Gdanska-Wirt Czesław Golebiewski.
Immerhin spielen sie hier seit dem Wochenende wieder kleine Open-Air-Konzerte im Biergarten. Doch mit den wuseligen Konzerten aus der Zeit vor Corona, drinnen wie draußen, ist das nicht zu vergleichen.
Night of Light: Konzerte derzeit oft nicht wirtschaftlich
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Auch das Theater an der Niebuhrg an der Stadtgrenze zu Duisburg strahlt, aber nur bedingt vor Freude. Hier geht es zumindest mit dem Parkbanktheater in kleiner Runde kulturell weiter. Große Feste kann es erst mal nicht geben.
Auch die Arena neben dem Centro Oberhausen steht still. Die Weltstars stecken an der König-Pilsener-Arena in der Warteschleife. 12.500 feiernde Anhänger drinnen. 30.000 brodelnde Festival-Freunde auf der Außenfläche – das alles wirkt ganz weit weg. Autokino-Konzerte sollen ab Freitag die Wartezeit zumindest überbrücken.
Die Kleinen trifft es besonders. Das Resonanzwerk an der Essener Straße trägt Rot. Der Kulttempel an der Mülheimer Straße ebenfalls. Und auch die große Turbinenhalle daneben schnauft. Keine Festivals, keine Messen, keine Konzerte. Mutige Zeichen wollen sie hier senden und im März 2021 wieder eine T-Club-Revival-Party feiern. Durchhaltevermögen vorausgesetzt. Und Corona-Lockerungen natürlich auch.
Night of Light: Veranstalter fürchten düstere Zeiten
Die Liste der Beteiligten bei der „Night of Light“ in Oberhausen ist lang. Luise-Albertz-Halle, Kulturzentrum Emscherdamm, Zentrum Altenberg, Theater Oberhausen, Steigerhaus bis hoch zur Evangelischen Kirche in Schmachtendorf.
Das grelle Signal lässt wenig Spielraum: Wenn die Kulturstätten und die mit ihnen verbundenen Gewerke keine finanzielle und perspektivische Hilfe erreicht, sieht es in der Zukunft düster aus.