Oberhausen. In der Schmiede kreisen Farbpinsel, im Eisenlager stehen Kameras: Was die Besucher nach dem Lockdown im Zentrum Altenberg erwartet.

Auf einem Aufkleber neben den Bar-Lämpchen steht: „Nicht die hellste Leuchte!“ Vor einem guten Jahr konnte man sich im Zentrum Altenberg über den geklebten Kalauer noch scheckig lachen. Doch seitdem wandern die Mundwinkel nur noch nach unten. Corona-Lockdown. Kultur auf Sparflamme.

„Wir nutzen die Zeit trotzdem“, sagt Kevin Kerndl. Hinter der lindgrünen Eingangstür, die er gerade rumpelnd aufschließt, ruht still die Soziokultur. Wenn man dem kleinen Foyer, das rechts zur Schlosserei führt und links zur Schmiede abbiegt, munter folgt, erinnert man sich automatisch an heimelige, schweißdurchtränkte Konzert- und Club-Abende. Bei denen sich der Bass durch die Flure schiebt und bei trabender Tanzbevölkerung das Bier auf den Boden schwappt. Erinnerungen auf Abstand. Ganz schön weit weg.

Frische Farbe und neue Technik in der Schmiede

Der Bier-Boden ist mittlerweile im Reich des Bauschutts verschwunden. Das Zentrum Altenberg hat ihn ausgetauscht und gegen einen neuen Kunststoffbelag ersetzt. „Das war nötig“, sagt Kerndl. Auch in der Schmiede, dem Bar- und Café-Bereich, liegen noch die Arbeitswerkzeuge nebeneinander. Es riecht nach frischer Farbe. Kabelrollen stehen auf dem Boden. Während das Kreideschild hinter der Theke immer noch für einen „Kaffee Crema“ für 2,50 Euro Reklame macht.

Die Altenberger bauen um. „Meistens Kleinigkeiten“, wie Kerndl findet. Aber in der Schmiede haben sie neben dem neuen Wandschmuck ordentlich in die Technik investiert. Drei große Bildschirme sind nun mit den Kamerasystemen in Schlosserei und Eisenlager verbunden. Das bedeutet: Problemlos könnte das Konzert von nebenan in der Schmiede weiter flimmern, während der Gast an der Theke seine Getränke-Gelüste befriedigt.

Im Zwischengang neben der Hauptkasse ist die Farbe schon getrocknet. Es ist eine Revolution für Kenner: Der steinerne Fensterbogen neben der Garderobe hat eine neue Farbe erhalten. Von blau auf grau. „Mal schauen, wem es auffällt!“ Umbau für Fortgeschrittene.

Metalltür quietscht noch - gelangweilte Discokugel

Vor den WC-Türen bleibt es still. Kult-Klomann Wilfried, der sonst fast jeden Disco-Besucher mit Handschlag begrüßt („Respect Man!“) befindet sich wie die restlichen Altenberger in Kurzarbeit. Wann wird es wieder wie früher? Vielleicht durch Sitzkonzerte im Sommer? Oder öffnet schon in ein paar Wochen zumindest der Biergarten? Kevin Kerndl mag keine Prognose abgeben.

Die schwere Metalltür zum Eisenlager quietscht jedenfalls noch. Auch die Discokugel hängt gelangweilt im größten Raum des soziokulturellen Zentrums unter der Decke. Bei Festbeleuchtung (ohne Fest) erkennt man nun auch die fein verklinkerten Wände, die einem im Schummerlicht der ehemaligen Industriehalle kaum aufgefallen sind.

Doch es fehlen: Menschen. 470 Fans durften hier vor der Corona-Pandemie bei Szene-Konzerten feiern. Bei „Adults only“, „Disconaut“ und „Düsterdisco“ hegten und pflegten Tanzflächen-Tiger wöchentlich Club- und Discogefühle. Doch jetzt liegt nur ein einsamer Flaschenöffner auf der Theke. Als wäre er am letzten Abend vor dem Lockdown hier vergessen worden.

Einsame Discjockeys halten im Stream tapfer durch

Immerhin. Die ewig Eifrigen im Zentrum Altenberg wollen in der kontaktlosen Zeit den Kontakt zum Publikum nicht abreißen lassen. Für Streaming-Konzerte haben sie schon einige Male die Kameras eingeschaltet. Auch jetzt steht wieder ein breites Technik-Pult für den Abend bereit. DJ Redhead soll für das Disconaut-Publikum ein wenig Charts, Rock und Pop über die Datenleitungen zum Altenberger YouTube-Kanal jagen. Einsame Discjockeys, mehr geht zurzeit nicht.

Als analoge Erinnerung hängt der Disco-Postkasten tapfer im Flur ab. Doch statt Papierkarten dürfte er zuletzt nur Staub geschluckt haben. Im soziokulturellen Zentrum möchte man aber nicht aufgeben und hofft auf mehr Möglichkeiten. Notfalls eben Schritt für Schritt. Kerndl: „Alles was wieder erlaubt wird, wollen wir auch umsetzen.“

Info: Nach Streaming folgten Sitzplatz-Konzerte und Biergarten

Nach dem Ende des ersten Lockdowns konnte das Zentrum Altenberg im Sommer 2020 einzelne Sitzplatzkonzerte mit wenigen Zuschauern starten. Darunter befand sich der Sänger Butterwegge und die Kabarettshow „Nachgewürzt“ mit knapp 100 Zuschauern.

Neben dem Eisenlager (470 Besucher) gibt es im Zentrum Altenberg auch die Schlosserei (300 Besucher), die vor der Pandemie häufig für Geburtstage und Privatveranstaltungen gebucht wurde. Die Schmiede liegt als Gastrobereich in der Mitte der beiden Hallen.