Oberhausen. Freudentränen in den Augen, feuchte Dusche vom Himmel. Das Comeback der Biergärten in Oberhausen beinhaltete bemerkenswerte Zwischentöne.

Regen. Wind. Feuchte Schuhsolen. Es gibt viele Beschäftigungen, denen man an einem völlig verregneten Tag frönen kann. Ein Biergartenbesuch steht da bestimmt nicht auf der Wunschliste. Es sei denn, man hat von 200 Tagen Trockenzeit einfach die Nase voll. So geschehen am Wochenende in Oberhausen - zum Comeback der Außengastronomie. 

„Einige Stammgäste haben gesagt: Dann kommen wir eben mit dicker Jacke und einem Regenschirm“, fängt Linda Terhorst-Drüppel, die Wirtin im „Klumpen Moritz“ in Sterkrade die Stimmung ein.

Biergarten: Wirte fühlen sich wie bei einer Wiedergeburt

April-Wetter-Auftakt - aber von zurückhaltenden Gästen keine Spur. 100 Reservierungen stehen am Freitag im Gdanska am Altmarkt im Reservierungsbuch. „Und die meisten Gäste sind auch gekommen“, sagt Chefin Maria Golebiewski. Regen, Wind? Kleinigkeit!

Die breiten weißen Sonnenschirme (jetzt gegen Regen) über den massiven Holztischen sind auch am noch feuchteren Samstag aufgespannt. Trotzdem sind in den Abendstunden fast alle Freiluft-Sitzplätze besetzt. „Das ist für uns fast wie eine Wiedergeburt“, beschreibt Czeslaw Golebiewski die besondere Stimmung. „Die Freude bei den Stammgästen ist groß, endlich wieder andere Menschen zu sehen.“

Biergarten: Speisekarte erscheint am Gdanska auf dem Handy

Die Gerstensaft fließt wie gewohnt. Auch die typisch polnische Küche mit Piroggen und Bigos hat die Corona-Zwangspause offenbar gut überstanden. Auch wenn die Wirte zugleich zugeben: „Wir müssen nach so langer Pause erst wieder warm werden.“ Jeder hätte den anderen wieder ein Stückchen anlernen müssen. Doch die Routine kehrt neben Heizstrahlern und Herzenswärme schnell zurück. „Einige hatten kleine Tränen in den Augen.“

Eigentlich hätten sie ja im vergangenen Jahr groß die ersten 20 Jahre der deutsch-polnischen Kulturkneipe gefeiert. „Doch dann kam alles anders.“ Also verschenkt der Wirt nun bedruckte Jubiläumstassen. Und deutet auf die Tischplatte. Dort kleben Sticker mit QR-Codes für das Smartphone. „Damit lässt sich die Speisekarte auf dem Handy durchblättern.“ Alles Neue bringt das Comeback.

Biergarten: Fässer erreichen die Wirte auf den letzten Drücker

Etwas Schwitzen musste Uerige-Wirt Andreas Dehorn. Die Getränke-Lieferungen kamen kurz vor der Wiedereröffnung. Und damit ist er nicht allein. Wenn alle Wirte zeitgleich bestellen, bleibt die Punktlandung für Fässer nicht aus. Das hat sich aber gelohnt: „Es läuft besser als erwartet!“ Am Friedensplatz sind die 30 Tische vor allem mittags besetzt. Fans der Spargelkarte holen den Saisonstart nach.

Auch „Extrablatt“ an der Marktstraße und „Transatlantik“ sowie „Alter Hut“ an der Elsässer Straße sind am Samstag nicht gerade beschäftigungslos. „Wir haben lange gewartet, darum wollen wir die Gastronomen sofort zu Beginn unterstützen. Man kann sich schließlich warm genug anziehen“, sagt ein Ehepaar auf dem Heimweg.

Biergarten: Sitzplätze am Centro bis zum Kanal besetzt

Am Centro Oberhausen haben die Biergarten-Freunde ähnlich gedacht. Die Restaurant-Bar „Louisiana“ legt in Sichtweite zur König-Pilsener-Arena den Frühstart hin. Schon am Freitag sind die Sitzplätze bis zum Centro-Kanal belegt.

Längst nicht alle Wirte öffnen an den Starttagen auf der sonst so wuseligen Feiermeile. Es sind aber wieder mehr Menschen unterwegs. Den Biergarten verbinden viele mit einem „Click & Meet“-Besuch in einem Geschäft. Einige Corona-Schnellteststellen, wie die Hirsch-Apotheke an der Vestischen Straße, öffnen am Samstag sogar länger als sonst.

Biergarten: Wirt verteilt Regenponchos am Stadion Niederrhein

Das Corona-Regelwerk bereitet den Wirten Arbeit, klappt aber meistens gut. Selbst die Registrierung der Gäste mit Namen, Adresse und Kontaktdaten, zum ersten Corona-Lockdown noch ein Politikum, sorgt kaum noch für echte Aufregung.

Das fällt auch Sebastian Vogt neben dem Stadion Niederrhein auf. „Da gab es wenig Probleme, die meisten Gäste wussten Bescheid.“ Der Dauerregen erwischt den Biergarten der Stadionkneipe am Samstag allerdings voll. Ärgerlich, weil 500 Zuschauer am Mittag beim Regionalliga-Spiel RWO und Fortuna Köln vor Ort sind. „Trotzdem war es ordentlich gefüllt. Wir haben Regenponchos verteilt.“

Die waren an den folgenden Pfingsttagen dann weniger nötig - was auf echtes Sommerwetter hoffen lässt. Der kleine Biergarten unter den drei Flutlichtmasten möchte mit zwölf Tischen donnerstags und freitags (16 bis 21 Uhr) sowie samstags und sonntags (12 bis 21 Uhr) weiter öffnen. „Wir hoffen, dass Radfahrer und Spaziergänger, die am Rhein-Herne-Kanal unterwegs sind, einkehren.“

>>> "Drei G“ - das Regelwerk für den Biergarten

Um in einem Biergarten Platz nehmen zu können, muss eines von drei Gs erfüllt werden. Getestet (nicht älter als 48 Stunden), vollständig geimpft (seit mindestens 14 Tagen) oder genesen (mehr als 28 Tage und nicht länger als ein halbes Jahr) sind die Türöffner.

Diese Voraussetzungen müssen durch Dokumente nachgewiesen werden. In der kommenden Woche wollen weitere Wirte ihre Außengastronomie öffnen.