Oberhausen. Auch in Oberhausen sollen in Gaststätten die Türen bald geschlossen bleiben. Für die Betreiber der falsche Weg. Sie sehen sich als Sündenböcke.
Wie geht es mit Restaurants, Kneipen und Lokalen in Oberhausen weiter? Bund und Land sind sich über die Gastronomie-Schließung einig. Restaurants und Kneipen müssen ab Montag, 2. November, den gesamten November 2020 schließen.
Der Hotel- und Gaststättenverband NRW (Dehoga) hat sich bereits in einem „Brandbrief“ an NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) gegen den neuerlichen Lockdown für das Gastgewerbe gewehrt. Auch in Restaurants und Kneipen in Oberhausen gibt es momentan kaum ein anderes Thema. Viele Betreiber und Wirte sehen sich als Sündenböcke.
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„Es trifft die Falschen“, sagt Marcel Habendorf. Der Oberhausener kennt nicht nur die hiesige Gastronomie wie seine Westentasche. Habendorf, der schon das Hotel Schmachtendorf beraten hat, ist als Genussmanager und Weinhändler eng mit den Gaststätten in Oberhausen verbunden.
Corona-Krise: Restaurant-Besitzer investieren in Luftfilter und Trennscheiben
„Viele Gastronomen haben investiert, um den Gästen einen sicheren Besuch im Restaurant zu ermöglichen“, sagt er. Moderne Luftfilter, zusätzliche Trennscheiben – große Desinfektionsstellen und eine neue Bestuhlung für mehr Abstände. „Ich habe mit vielen Kollegen gesprochen. Viele machen sogar mehr, als vorgeschrieben ist, um das Vertrauen der Gäste zu gewinnen.“
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Habendorf sieht in den Lockdown-Plänen eine deutliche Gefahr, dass sich durch die geschlossene Gastronomie deutlich mehr Leute in privaten Räumen treffen könnten. Ordentliche Abstände, Maskenpflicht, Desinfektion – wie sie von gewissenhaft arbeitenden Wirten penibel umgesetzt werden – seien dann nicht gewährleistet und kaum kontrollierbar.
Wirtschaftlich treffe eine neue Schließung die Branche ins Mark. „Das ist eine Katastrophe.“ Zuletzt habe Habendorf zumindest kleine Weinverkostungen, mit handverlesenen Kunden, unter Corona-Bedingungen umsetzen können. „Die Wirte haben nach dem ersten Lockdown gerade erst ein bisschen Licht am Ende des Tunnels gesehen.“ Jetzt stelle auch er sich wieder auf null Euro Umsatz ein.
Corona: Wirte befürchten durch Lockdown mehr Partys im Privaten
Ausufernde Hochzeitsfeiern ohne jedes Regelwerk und wilde Partys im privaten Raum sehen viele Wirte als wahre Treiber der Corona-Pandemie.
Uerige-Chef Andreas Dehorn spricht auch über „schwarze Schafen“ in der Gastronomie – doch dieser Anteil sei verschwindend gering. „Die meisten Wirte halten sich sehr genau an das Hygienekonzept.“
Daher ist für den Chef der Speisekneipe am Friedensplatz ein Lockdown für Restaurants und Gaststätten der falsche Ansatz. Zuletzt hatte auch der Chef-Virologe der Essener Uni-Klinik, Prof. Ulf Dittmer, gesagt: „Gaststätten sind keine großen Infektionsherde.“
Schon die Sperrstunde bis 23 Uhr habe sich auf das Geschäft negativ ausgewirkt. Seit Samstag hat Dehorn rund 30 Prozent weniger Frequenz beobachtet. Das liege auch an den in Oberhausen steigenden Coronazahlen, meint der Wirt. Mehr Gäste würden aus Vorsicht auf einen Besuch verzichten.
Corona: Restaurants und Kneipen können kaum vorausplanen
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Am Altmarkt blicken die Wirtsleute im Gdanska ebenfalls mit Sorge auf die Beschränkungen und steigenden Corona-Zahlen. „Das ist ein Schlag in den Magen“, sagt Maria Golebiewski. Auch das Kultur-Restaurant habe in die Sicherheit der Gäste investiert und achte unter anderem auf eine gute Belüftung.
Golebiewski befürchtet, dass vielen gastronomischen Betrieben durch eine neuerliche Schließung die finanzielle Notlage drohe. Gerade das Jahresende sei für jeden Gaststätten-Besitzer bedeutend für die Gesamtbilanz des Jahres. Ans Aufgeben denken die Gdanska-Wirte nicht, aber die Situation sei sehr schwierig. „Die Lage ist ungewiss – wir können kaum vorausplanen.“