Oberhausen. Mehr als 160 Bäume wurden am Golfplatz in Oberhausen gefällt – zu Beginn der Brutzeit vieler Vögel. Anwohner sorgen sich um ein Bussard-Paar.

Die Anwohner in Osterfeld staunten nicht schlecht, als Arbeiter mit schwerem Gerät anrückten und am Golfplatz Jacobi für einen regelrechten Kahlschlag sorgten. Mehr als 160 Bäume wurden an der Jacobistraße gefällt. Weitere 40 sollen noch folgen. Nachbarin Monika von der Gathen ist in Sorge: Was passiert denn da? Zu dieser Jahreszeit beginnen Vögel mit dem Brüten – und dann werden so viele Bäume gefällt? Gerade erst hatte sich nach ihrer Beobachtung ein Bussard-Pärchen dort niedergelassen. „Das ist nun wieder verschwunden.“

Man hätte diese Arbeiten auch im Herbst durchführen können, außerhalb der Brutzeit der Vögel, wirft die Anwohnerin der Stadt vor. Die Pressestelle der Verwaltung antwortet mit einer chronologischen Auflistung des Vorgangs: Grund für die umfangreichen Rodungen am Golfplatz Jacobi war laut Auskunft der Stadt eine Beschwerde über den schlechten Zustand der Bäume. Der Eigentümer des Geländes, der Regionalverband Ruhr, leitete diese Beschwerde am 19. Februar 2021 ans Oberhausener Rathaus zur Kenntnis weiter. Vom 23. Februar bis zum 1. März hat der Regionalverband die Bäume demnach kontrolliert.

Am Golfplatz in Oberhausen fallen im Herbst weitere Bäume

„Bei der Baumkontrolle wurden erhebliche Schäden an einer Vielzahl von Bäumen festgestellt, welche die Verkehrssicherheit bedeutend gefährden“, heißt es aus dem Rathaus. Folge: Bei 163 war das Gefahrenpotenzial so hoch, dass sie umgehend gefällt werden mussten. Bei weiteren 40 Bäumen stellten die Experten eine mäßige Gefahr fest, sie können noch einige Monate stehen bleiben, werden aber ab Oktober ebenfalls gefällt.

Anwohner sorgen sich um ein Bussard-Paar in Oberhausen, das Foto zeigt einen anderen Bussard zur Anschauung.
Anwohner sorgen sich um ein Bussard-Paar in Oberhausen, das Foto zeigt einen anderen Bussard zur Anschauung. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Lediglich drei Bäume wurden ausgemacht, die durch Pflegemaßnahmen gerettet werden konnten. Arbeiter haben unter anderem Totholz aus den Baumkronen entfernt.

Die Stadt gibt gleich mehrere Ursachen für den schlechten Zustand der Bäume an: hoher Anteil an Totholz, Pilzbefall, faule Wurzeln, die sogenannte Rußrindenkrankheit, geschädigte Stützwurzeln und gefährliche Gabelungen von Baumstämmen, die zu einem Abbruch führen können. Einige Bäume waren bereits abgestorben; Äste hätten herausbrechen, ganze Baumstämme hätten aus Sicht der Baumexperten des RVR umstürzen können. Und zwar auf die Wander- und Radwege sowie in die Gärten der Anwohner.

Bussard-Pärchen soll weiterhin am Golfplatz in Oberhausen nisten

Die Untere Naturschutzbehörde wurde laut Stadt über das Ergebnis der Baumkontrolle informiert und hat am 5. März den Fällungen der Gefahrenbäume zugestimmt, wenn „vorab eine Prüfung auf besetzte Nist- und Brutplätze stattfindet“. Eine Erlaubnis der Behörde war erforderlich, da Baumarbeiten eigentlich nur in der Zeit vom 1. Oktober bis zum 28. Februar durchgeführt werden dürfen, um nistende und brütende Vögel zu gefährden.

Und das Bussard-Pärchen? Auf diese Vögel hätten tatsächlich mehrere Anwohner hingewiesen, bestätigt die Stadt Oberhausen auf Nachfrage. Das Nest sei unbeschadet und werde auch weiterhin von den Bussarden genutzt.