Oberhausen. Böse Überraschung für Schrebergärtner in Lirich: Mehrere Lauben an der Grünstraße sind aufgebrochen worden. Die Kriminalpolizei ermittelt.

Die Kriminalpolizei Oberhausen ermittelt im Falle eines Schrebergarten-Einbruchs in Oberhausen-Lirich. Sieben Anzeigen liegen aus den Reihen des Kleingartenvereins Lirich an der Grünstraße vor. Unbekannte Einbrecher sind dort gewaltsam in Gartenlauben eingedrungen - auf der Suche nach Diebesbeute.

Doch: Wertvolle Dinge, etwa teures Werkzeug, lagern dort nach Angaben des Vereins gar nicht. Die Diebe richteten vor allem beim Aufbrechen der Türen großen Sachschaden an, wie es heißt. Es kam auch zu Vandalismus. Die Kleingärtner gehen davon aus, dass die umfangreichen Arbeiten auf der angrenzenden Kalkschlammdeponie die nächtliche Tat begünstigt haben könnten.

Denn: Der vereinseigene Zaun am Rande des Geländes zur Halde hin musste dafür weichen, ebenso eine dichte und hohe Hecke. Seitdem hat man durch einen provisorischen Bauzaun den direkten Durchblick aufs Kleingartengelände. Da könnte manch ein Krimineller durchaus auf krumme Gedanken gekommen sein.

Ein Millionen-Projekt

Für vier Millionen Euro wird die angrenzende Kalkschlammdeponie stabilisiert. Das Unternehmen Rütgers startete das Projekt offiziell Ende 2019. Eine Baustraße ist entlang des Kleingartengeländes mittlerweile entstanden. Mit Hilfe neuer Spundwände soll die sieben bis zehn Meter über dem sonstigen Areal liegende Halde größere Standsicherheit erhalten. Zahlreiche Bäume, vor allem Robinien, sind bereits gefällt, um eine zusätzliche Bodenabdeckung zu ermöglichen. Danach soll eine Neubepflanzung erfolgen, auch neue Spazierwege sollen angelegt werden.

Blick auf die Kalkschlammdeponie in Lirich in Nähe der A3-Abfahrt.
Blick auf die Kalkschlammdeponie in Lirich in Nähe der A3-Abfahrt. © FFS | Gerd Wallhorn

Die direkt benachbarten Kleingärtner wurden frühzeitig – bereits Ende 2019 – in das Projekt mit einbezogen und umfassend im Vorfeld informiert, zumal einige Lauben verlegt bzw. ersetzt werden müssen. Nach dem jüngsten Einbruch wollen die Schrebergärtner besonders wachsam sein und auch zu Nachtstunden ihr insgesamt 60 Parzellen großes Areal nicht aus dem Blick lassen. Zudem haben sie erreicht, dass der besagte Bauzaun nun einen Sichtschutz erhält. Das hat dann zwar wohl nicht die gleiche schützende Wirkung wie die vorherige Hecke, bietet aber immerhin eine deutlich bessere Abschirmung als jetzt.

Deponie gibt es seit 1928

Die Geschichte der Kalkschlammdeponie in Lirich reicht bis in das Jahr 1928 zurück.

Damals begann dort die Ablagerung von Kalkschlämmen, die aus Produktionsrückständen des ehemaligen Rütgers-Werks in Duisburg-Meiderich stammten.

Für die Kleingärtner sind die Mitarbeiter der Landplus GmbH (Essen), die das Vorhaben für Rütgers bzw. dessen Muttergesellschaft Rain Carbon (Castrop-Rauxel) steuert, unterdessen zu wichtigen Ansprechpartnern geworden, wenn es um die vielen Detailfragen des Haldenprojektes geht. Grundsätzlich begrüßen die Gärtner, dass die Halde stabilisiert wird, zumal manche von ihnen in den vergangenen Jahrzehnten versuchten, sich gegen ein weiteres mögliches Abrutschen von Haldenboden mit eigenen kleinen Sperrmauern auf ihren Parzellen zu sichern.

„Ökologisch wertvoller Lebensraum“

Ruhe wird vorerst an der sensiblen Grenze von Schrebergärten und Halde allerdings nicht einkehren: Insgesamt ist das Projekt auf einen Zeitraum von vier Jahren angelegt. Im Konzeptpapier von Ende 2019 heißt es vielversprechend: „Am Ende der Maßnahmen wird ein dauerhaft standsicheres Bauwerk stehen, das ein attraktives Landschaftsbild ergibt und einen ökologisch wertvollen Lebensraum für Pflanzen und Tiere darstellen wird.“