Oberhausen. Mit dem Kultur-Streaming-Kanal setzen Kulturbüro und Wirtschaftsförderung in Oberhausen die Vielfalt der Szene ins Bild und geben Aufträge.
Es sollte schnell gehen. „Total kurzfristig“, sagt Volker Buchloh, haben sich Kulturbüro und Wirtschaftsförderung (OWT) zusammengeschlossen, um die ersten Drehs zu vereinbaren, die „ganz schnell online“ gehen sollten. „Mit vielen schönen Zugriffen“, so der Leiter von Musikschule und Kulturbüro. Das Ergebnis heißt „ #KulturKucken Oberhausen “ und bietet täglich außer montags neue Einblicke in eine Szene, der das Corona-Krisenmanagement so abrupt die Türen verschlossen und die Lichter abgedreht hat.
Ein Pool von 15 Firmen und Solo-Selbstständigen mit kreativem Hintergrund sorgt für jene filmische Vielfalt, mit der „ Kulturkucken “ nun zeigen will, „wie vielschichtig unsere Szene ist“. Los ging’s bereits am Samstag mit dem Auftritt einer Rockband, deren Name schon kalauernd ausruft: Wir lassen uns nicht totschweigen – „Dey Hard“, mit Sänger und Songautor Sebastian Dey . Der Kulturbüro-Macher, Musiker und Chöre-Dirigent kombinierte dieses Debüt ganz bewusst mit einem kammermusikalischen Klassik-Recital. „Wir wollen viele Menschen mit unterschiedlichen Interessen gewinnen“, sagt Volker Buchloh. „Der Klassik-Liebhaber darf ruhig mal ins Rockkonzert klicken.“
„Kulturkucken“ präsentiert allerdings nicht in erster Linie Auftritts-Mitschnitte vor Kameras statt vor Publikum, sondern guckt mit als eine gerade entstehende Doku-Reihe aus geplant 15 Beiträgen hinter die derzeit verschlossenen Türen. Und es sei überhaupt kein Problem gewesen, die für die Filmteams wieder zu öffnen. „Es gab keine Anfrage“, betont Buchloh, „die nicht sofort positiv beantwortet wurde“. Kultur sei eben eine „Herzensangelegenheit“. Und trotz der großen Existenzsorgen der privat geführten Häuser von Resonanzwerk bis Lichtburg sieht der Kulturbüro-Chef auch Zuversicht: „Alle wollen weitermachen.“
Ein Lieblingsort in der für ihn neuen Stadt
Mindestens 30 Minuten, maximal eine Filmstunde, das sind die Vorgaben für die „Kulturkucken“-Beiträge, die auch stets einen Interview-Teil enthalten sollen. Ansonsten darf die „Kulturgemeinde“ eine stilistische Vielfalt ausleben. Beispielsweise das Theater Oberhausen, der aktuellste Beitrag im Stream für Freitag, 27. November: Statt durch die hundertjährige Geschichte des Jubiläums-Hauses zu preschen, begleitet Simone Sterr, die leitende Dramaturgin , den Schauspieler Julius Janosch Schulte zu seinem Lieblingsort in der für ihn neuen Stadt. Der junge Dresdner erzählt von seinem Weg nach Oberhausen, wo er sich – kurz vor dem erneuten Lockdown – als Hans Falladas „Kleiner Mann“ vorstellte.
Im Gasometer, Thema der Sonntags-Sendung am 29. November, ist es Opa Hausen, der zottelige Kumpeltyp aus der Puppenwerkstatt von Dirk Trachternach, der unter die weiße Hülle der bald vom Rost befreiten Riesentonne gucken darf. Und der auch schon ein paar Infos über die kommende Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“ mitnimmt.
Perlen der Filmmusik in der Lichtburg
Eine Woche später, am Nikolaus-Sonntag, gibt Danny Neumann , der seine Kantorenstelle an der Christuskirche während des ersten Lockdowns im März angetreten hatte, ein Orgelkonzert. Selbst der Beitrag „Die Lichtburg erleben“ darf am Dienstag, 8. Dezember, musikalisch funkeln: Denn dann stimmt Robert Weinsheimer am Flügel einige Perlen der Filmmusik an.
Jede Woche sechs Interviews, Dokus und Konzerte
Jeweils um 19 Uhr geht täglich außer montags ein neuer „ #KulturKucken “-Beitrag auf der gleichnamigen Seite an den Start. Die Filme bleiben auf der Online-Seite, man hat also nichts verpasst, wenn man nicht während der Erstausstrahlung zusieht.
Die halb- bis einstündigen Dokus, Interviews und Streaming-Konzerte sind kostenlos zu sehen . Die Macher wollen den Blick auf die (jedenfalls bis zum Lockdown) enorm vielfältige Szene Oberhausens nicht verstellen. Solidaritäts-Aktionen für ihre treuen Besucher haben die privat geführten Häuser von Kulttempel bis Ebertbad selbst aufgelegt.
Bis zum 10. Dezember haben die vereinten „Kulturkucken“-Kräfte Programm vorbereitet. Der Lockdown wird dann noch nicht beendet sein – doch ob es mit dem Streaming-Angebot weitergehen kann, ist vor allem eine Budgetfrage. Schließlich wollen Kulturbüro und OWT jene Freiberufler, für die sie endlich wieder Aufträge hatten, angemessen entlohnen. Er wisse noch nicht, „wann Schluss ist“, sagt Volker Buchloh. „Aber es macht allen soviel Spaß.“ Mit „Kulturkucken“ entsteht auf jeden Fall, das zeigen schon die erste Beiträge, ein beachtlicher Fundus. Der Kulturbüro-Chef nennt’s „eine Dienstleistung für alle, die jetzt gerne ausgehen würden und die Kultur lieben“.
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