Oberhausen. Julius Janosch Schulte entdeckte mit 21 das Schauspielen für sich – und startete dann durch. Der 30-Jährige ist neu im Ensemble Oberhausen.

Einen Werdegang wie den von Julius Janosch Schulte wünscht sich so mancher Headhunter, wenn er eine Stellenausschreibung formuliert: Höchstens 30 Jahre alt, aber welterfahren und mit einem stattlichen Bündel großer Auftritte in der beruflichen Vita.

Nein, falscher Anfang – denn ein derartiges Auftrumpfen entspricht wohl nicht dem in Dresden aufgewachsenen Westfalen, der seine Erzählung mit einem „erfolgreichen Schulabbruch“ beginnt. Die Dresdner Neustadt, „das bunte Kulturviertel“, war für den Teenager die prägende Umgebung – in der Theater allerdings noch nicht vorkam. Den ersten Schritt zum heutigen Engagement im Oberhausener Ensemble tat Julius Janosch Schulte erst mit 21: Das Staatsschauspiel Dresden wollte einen „Sommernachtstraum“ nur mit jungen Leuten besetzen.

Aus Salzburg Absprünge in die weite Welt

Während des halben Probenjahres mit Schulte als Demetrius sah der Schulabbrecher dank seines Theater-Ausweises sämtliche Inszenierungen im großen und kleinen Schauspielhaus: „Da war die Theaterlust geweckt!“ In nur einem Dreivierteljahr war der große Schritt von „Kann man mal versuchen“ in die Schauspielklasse des Salzburger Mozarteums getan.

Ein Westfale aus Dresden: Julius Janosch Schulte (30) fand am Theater Oberhausen sein zweites festes Engagement. 
Ein Westfale aus Dresden: Julius Janosch Schulte (30) fand am Theater Oberhausen sein zweites festes Engagement.  © Theater Oberhausen | Uwe Lewandowski

Die teure Festspiel-Berühmtheit Salzburg nennt Schulte kühl ein „Postkarten-Städtchen“: Aus Dresden war ihm eine buntere, jüngere Szene geläufig. „Aber es war ein sehr gutes – und sehr anstrengendes – Studium für mich“, mit nur zehn weiteren Schauspiel-Eleven pro Jahrgang. Zudem gelangen ihm aus Salzburg Absprünge in die weite Welt: zur Norwegischen Theaterakademie nach Fredrikstad, zu Projekten in Peking und Tel Aviv. Den Abschluss machte Julius Janosch Schulte aber im vergleichsweise „dörflichen“ Salzburg.

Stattliche Phalanx von Hauptrollen

Osnabrück ist nicht viel größer – hat aber eine Uni und ein Fünf-Sparten-Theater. Mit dem Versprechen, er „möchte, dass Du groß vorkommst“ hatte dessen Schauspieldirektor den Mozarteums-Absolventen engagiert – und Wort gehalten. Eine stattliche Phalanx von Hauptrollen, von Büchners Danton bis zu Shakespeares Romeo, gleich beim ersten Engagement erlebte Schulte als „viel Druck und viele Möglichkeiten“. Er habe großes Glück gehabt – „nur die Zeit für Reflexion fehlte“.

Auch in Oberhausen steigt Julius Janosch Schulte gleich groß ein als Hans Falladas „Kleiner Mann“ Johannes Pinneberg. „Familiär“ sei es hier, verglichen mit dem Osnabrücker Großbetrieb, obwohl die Pandemie das Kennenlernen über das kleine Premieren-Team hinaus schwer mache. Dafür kann er jetzt wieder soviel Neues sehen wie als 21-Jähriger in Dresden: „Ich bin total neugierig auf die vielen Theater im Ruhrgebiet.“