Oberhausen. Kino-Chefin Petra Rockenfeller fürchtet „die Wanns und Wenns und Abers“. Dabei ist sie überzeugt, die Corona-Abstandsgebote gut regeln zu können.
Die wenigen Kulturbranchen, die sich Hoffnungen auf den Mai machten – Museen vor allem und Kinobetreiber – blickten gespannt auf den 30. April. Doch jetzt ist auch dieses Datum als Tag der Regierungs-Entscheidungen erst einmal um eine Woche verschoben: Vor dem 6. Mai will die Bundesregierung über weitere Lockerungen des „Lockdown“ nicht debattieren. „Diese Wanns und Wenns und Abers“, sagt Petra Rockenfeller, „sind furchtbar für meine 30 Mitarbeiter“.
Die sonst so begeisterungsfreudige Theaterleiterin der Lichtburg ist voller Sorge um ihr Kino – und um die gesamte Branche. Dabei sieht sie bei den Menschen eine große Sehnsucht „nach zwei Stunden Auszeit“: Das habe man schon bei der „Mini-Lockerung“ der letzten Tage erkennen können. Für die Branchen-Kennerin Rockenfeller – engagiert in der Gilde deutscher Filmkunsttheater, dem Netzwerk rund 360 unabhängiger Kinos – stellt sich die bange Frage: „Wie lange halten wir das noch durch? Der Juni könnte schwierig werden. Im Juli / August drohen Insolvenzen.“
Wie ihr Oberhausener Arthouse-Kollege Jörg Kluge vom Kino im Walzenlager (wir berichteten) meint auch Petra Rockenfeller: „Wir könnten sehr gut regulieren, wie unsere Besucher sitzen.“ Abstandsgebote wären in der Lichtburg besser zu regeln „als in manchen Läden“. Doch anders als das Friseur-Handwerk könne die Kino-Branche nicht aus dem Stand loslegen.
Vorlauf von vier bis acht Wochen für Filmstarts
Wer meint, durch die Wochen des Lockdown gäbe es gewissermaßen eine „Halde“ noch nicht gezeigter Filme – der irrt, erläutert Petra Rockenfeller: „Filme brauchen eine Vorlaufzeit von vier bis acht Wochen.“ Durch den umfassenden Stopp des öffentlichen Lebens sei Vieles in Verzug geraten – man denke nur an die nicht geleistete Synchronisations-Arbeit.
Die Lichtburg-Chefin, die ihren Filmpalast seit 23 Jahren mit einem gekonnten Mix aus zugkräftigen Großproduktionen und feiner Arthouse-Ware ausstattet, verweist beispielhaft auf den Disney-Konzern: „Mulan hat Disney noch perfekt fertiggestellt; alle anderen Filme sind noch in der Pipeline.“
Selbst bei einer „leichten Öffnung“ – also mit Kinosälen, in denen nur jeder dritte oder vierte Platz besetzt sein darf – stellt sich für Petra Rockenfeller die Frage: „Rentiert sich das?“ Ein Starkstrom-Verbraucher wie die Lichtburg muss allein für Stromkosten monatlich 4000 Euro aufbringen.
Kurz vor dem Sommer: der heikelsten Kino-Zeit
Als „ein Riesenglück“ wertet sie allerdings, dass seit 1931 die beiden „Lichtburgen“ in Oberhausen und Essen der Familie Pesch gehören, die fest zu ihren Filmpalästen hält. Doch auch mit dem Kurzarbeitergeld ist zunächst keine Teil-Lösung verbunden – sondern eine weitere bange Frage: „Wann kriegen wir die Gelder ersetzt?“ Die Arbeitsagentur sei schließlich mit einer Unzahl von Anträgen eingedeckt.
Und das alles kurz vor dem Sommer – der ohnehin heikelsten Zeit für die Kinos im Lande. „Sommer ist immer eine schwierige Phase“, weiß Petra Rockenfeller. Doch andererseits könnte Kino – und zumal jenes Lichtburg-Programm, das die Chefin schon mal so schön mit „mainstreamigen Arthouse bis anspruchsvollen Mainstream“ umschrieb – für Kulturhungrige das einzige Angebot sein: In einer Saison ohne Festivals.
Voller Erfolg: Filmquiz live aus der Lichtburg
Ein besonderes Online-Format testeten die Lichtburg und Oberhausens Terre des hommes am vergangenen Samstag: Der „Altenberger Quizabend“, eine bestens etablierte Marke, war auch unter dem Motto „Oberhausen quizzt“ ein stolzer Erfolg mit 120 Teilnehmern in 30 Rategruppen.
Das zweite Online-Quiz, für das Moderator Sebastian Henke live aus der Lichtburg sendet, folgt bereits am Samstag, 25. April, um 18.30 Uhr. Unter oberhausen-quizzt.de gibt es Links, Ergebnisse und weitere Termine.
Im medialen Rauschen, das die nicht mal zwei Dutzend deutschen Autokinos derzeit erzeugen, sieht die Kinokennerin allerdings keinen Weg: Dafür müsse man erstens viel Geld in die Hand nehmen und zweitens über die Technik und das Know-how für große Freilicht-Events verfügen. Die Cineastin hat andere Mutmacher parat – und präsentiert sie als goldene Zitate auf der Lichtburg-Homepage: „Und warum fallen wir?“, heißt es in Batman Begins: „Damit wir lernen können, uns wieder aufzurappeln.“