Oberhausen. WLAN für die Innenstädte, Digitale Schulen, neue Wohnquartiere: Die Wirtschaft erarbeitet 40 Ideen, um Oberhausen fit für die Zukunft zu machen.

Knapp 150 Ideen haben Vertreter aus der Wirtschafts- und Arbeitswelt in den vergangenen 15 Monaten entwickelt, um Oberhausen als Wirtschaftsfaktor fit für die Zukunft zu machen. 200 kluge Köpfe haben sich selbige zerbrochen, um Maßnahmen zu entwickeln, neue Betriebe in die Stadt zu locken und Arbeitsplätze zu schaffen. Aus diesen 150 Ideen sind 40 konkrete Projektvorschläge geworden, die nun im neuen „Masterplan Wirtschaft“ gebündelt werden sollen. Die wichtigsten Maßnahmen, geordnet nach Themenbereichen, im Überblick.

Oberhausen ist wirtschaftsfreundlich

Bei einem jüngsten Treffen der Akteure um den Masterplan wurde deutlich: In Sachen Digitalisierung hat die Stadt Oberhausen gehörigen Nachholbedarf. Vertreter der Betriebe wünschen sich sehnlichst die Einführung einer digitalen Bauakte . Verbunden mit einem sogenannten Baulotsen, einem direkten Ansprechpartner, sollen Bauanträge einfacher gestellt und schneller bearbeitet werden. Eine Online-Übersicht soll den Antragstellern verdeutlichen, welchen Status die Bearbeitung hat oder ob eventuell noch weitere Unterlagen eingereicht werden sollen.

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Neben den Baulotsen soll es weitere „Kümmerer“ in der Stadtverwaltung geben, damit Anfragen schneller bearbeitet werden und Probleme auch mal über den kurzen Dienstweg geklärt werden können. Hilfreich wäre etwa auch ein Oberhausener Wirtschaftsbeirat, der regelmäßig tagt und sich mit aktuellen Problemen und Wirtschaftstrends beschäftigt.

Oberhausen ist qualifiziert

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Wo schlummern die Talente? Und wie kann man diese Talente nach Oberhausen locken? Mit diesen Fragen hat sich eine Arbeitsgruppe im Rahmen des Masterplans beschäftigt. Lösungsvorschläge: Die Stadt muss die Digitale Schule vorantreiben. Schulen müssen mit Glasfaser versorgt werden und neue Medien im Unterricht behandeln. Video-Konferenzen sollen ermöglicht werden, der Schüler soll sich besser vernetzen können.

Ein Innovations-, Gründungs- und Bildungszentrum steht ebenfalls auf der Wunschliste der Wirtschaft. Hier sollen Kräfte gebündelt werden, um unter anderem auch Start-ups mit frischen Geschäftsideen zu unterstützen. Nachwuchskräfte könnten hier gezielt geschult werden, um passgenau die Anforderungen zu erfüllen, die in den verschiedensten Branchen derzeit am stärksten nachgefragt sind.

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Um bei Schülern, Eltern, aber auch bei Arbeitgebern zu werben, soll die Stadt eine Kampagne für die Duale Ausbildung ins Leben rufen. Denn viele Ausbildungsberufe leiden darunter, dass es junge Menschen nach der Schule vermehrt in die Universitäten zieht. Folgen: Den Unternehmen geht der Nachwuchs aus, die Quote der Studienabbrecher steigt. In diesem Zuge soll auch das Projekt „Keiner geht verloren“ helfen: Junge Menschen, die drohen auf der Strecke zu bleiben, sollen gezielte Unterstützung erhalten.

Oberhausen ist innovativ

Was vielen aus Sicht der Masterplan-Akteure noch immer nicht klar sei: Oberhausen mag vielleicht keine eigene Hochschule haben, doch Wissenschaft spielt auch an der Emscher eine große Rolle. Allen voran das Institut Fraunhofer Umsicht stärkt Oberhausen als Wissenschaftsstandort. Doch künftig soll dieser Aspekt weiter gestärkt werden: Weitere Campus-Bausteine sollen sich ansiedeln, die Stadt solle Innovationsallianzen schmieden und mit benachbarten Hochschulen, etwa der Hochschule Ruhr-West, enger zusammenarbeiten, beispielsweise Kooperationen mit weiteren Unternehmen in Oberhausen eingehen.

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In einem Reallabor sollen konkrete Probleme praxisnah und alltagstauglich gelöst werden. Als Beispiel dient der Supermarkt der Ideen: eine Ideenschmiede in der Innenstadt, in der immer wieder Aktionen zur Belebung der City entwickelt werden.

Oberhausen ist smart

Oberhausen hinkt, wie ganz Deutschland, der Digitalisierung hinterher. Andere europäische Länder sind viel weiter in der Entwicklung digitaler Lösungen. WLAN in den Innenstädten fordert die Wirtschaft ebenso wie eine grundsätzliche gute und schnelle Versorgung mit Internetanschlüssen und einem möglichen stadtweiten Netzwerk, zusammengefasst unter dem Begriff „Oberhausen fast & connected“. Auch der Nahverkehr geht offenbar smarter, was die Wirtschaftsvertreter zu der Forderung nach einer Smart Mobility bringt. Und weil in dieser Arbeitsgruppe offenbar besonders viele Englisch-Liebhaber am Werk waren, soll Oberhausen auch bitte zur Smart City werden. Stirnrunzeln und fragende Gesichter im Plenum: Hier hätte man sich offenbar Konkreteres gewünscht.

Oberhausen ist lebenswert

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Wer den Wirtschaftsstandort stärken will, muss auch dafür sorgen, dass die Menschen adäquat wohnen und leben können. Innovative Wohnquartiere sollen entwickelt, die Vereinbarkeit von Familien und Beruf muss verbessert werden.

Oberhausen stellt Weichen

Die Stadt muss an die Zukunft denken – und Probleme im Blick haben, die in Oberhausen derzeit vielleicht nicht ganz so akut sind wie in anderen Städten, aber sehr wohl werden können. Wie der Mangel an Gewerbeflächen beispielsweise, der besonders in Mülheim derzeit für große Probleme sorgt. Große Neuansiedlungen von Unternehmen sind in der Nachbarstadt nicht möglich. Oberhausen drohe ein ähnliches Schicksal und müsse dringend gegensteuern – mit einem neuen Plan zur Flächenentwicklung. Ein Leerstandsmanagement soll Interessenten künftig übersichtlicher aufzeigen, wo es freie Gewerbeflächen und -Immobilien gibt.

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Für die Innenstädte wünscht sich die Wirtschaft die Möglichkeit des urbanen Wirtschaftens. Kleinere Gewerke sollen sich ansiedeln können – Schuhmacher, Craftbier-Brauereien, Goldschmiede.

Oberhausen ist selbstbewusst

Teilnehmer vermissen Thema Verkehr

Lange Staus, schlechter öffentlicher Nahverkehr: Mit der Lage auf Oberhausens Straßen sind die Wirtschaftsvertreter nicht zufrieden. Hier müssen nicht nur gut durchdachte, sondern auch schnelle Lösungen her.

Doch in der Ideenliste des Masterplans fehlten diese Aspekte, bemängelten einige Teilnehmer nach dem jüngsten Treffen. „Smart Mobility“ schön und gut, „aber was soll das heißen und welche konkreten Lösungsansätze gibt es in diesem Bereich“?

Mit dem Oberhausener Stadtmarketing sind die Wirtschaftsvertreter überhaupt nicht zufrieden. Es gebe nämlich keines, so der Tenor. Oberhausen brauche eine einheitliche Werbestrategie und einen ansprechenderen Internetauftritt, der vermitteln soll: Hier ziehen alle an einem Strang. Andere Städte machen es vor, präsentieren sich in sozialen Medien wie Instagram von ihrer Schokoladenseite und senden damit ein deutliches Signal nach außen: Die Stadt ist weltoffen und heißt jeden willkommen. Diese Attribute fehlen Oberhausen.