OBERHAUSEN. Die Digitalisierung verändert den Arbeitsmarkt von Grund auf. Doch Oberhausener Betriebe sind laut Experten nicht gut genug aufgestellt.
Hiesige Betriebe unternehmen laut Experten viel zu wenig, um bei der immer weiter voranschreitenden Digitalisierung mitzuhalten. Mit einem dringenden Appell richtet sich Jürgen Koch, Geschäftsführer der Arbeitsagentur, an die Unternehmen, mehr in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter zu investieren. Und sich vor der digitalen Technik, die den Arbeitsmarkt fundamental verändere nicht zu verschließen.
Er könne es auch nicht mehr hören, wie den Menschen angst und bange gemacht werde, weil die Digitalisierung Arbeitsplätze bedrohe. „Jobs fallen nicht weg, sie verändern sich aber radikal“, sagte Koch beim jüngsten WAZ-Stadtgespräch im Bert-Brecht-Haus. Die Digitalisierung biete auch viele neue Chancen, die die Unternehmen aber noch nicht nutzten. „In der Ausbildung passiert zu wenig.“
Nachwuchs noch nicht gut genug gerüstet
Dabei spiele die demografische Entwicklung den Arbeitgebern und den Arbeitsmarktexperten eigentlich in die Hände: Schätzungsweise die Hälfte der Oberhausener Arbeitnehmer wird altersbedingt in den nächsten zehn oder 15 Jahren in Rente gehen. Doch der berufliche Nachwuchs ist laut Jürgen Koch noch nicht gut genug gerüstet für den Arbeitsmarkt der Zukunft.
Die IT-Branche sei in Oberhausen „massiv unterrepräsentiert“. Was die Stadt dringend brauche, sei ein Forschungszentrum mit Platz für Start-ups. Diese Empfehlung teilt auch Rasmus Beck, Chef der ruhrgebietsweiten Wirtschaftsförderung Business Metropole Ruhr. Digitale Plattformen werden jegliche Branchen betreffen, Taxi- und Tourismusgewerbe machten mit Anbietern wie Uber oder Trip-Advisor nur den Anfang. „Wir dürfen die Entwicklung nicht abwenden, sondern müssen ihre Chancen nutzen.“
Auch OB Schranz sieht „Nachholbedarf“
Auch für Uwe Kamann, parteiloses Mitglied des Bundestages und einst für die AfD in Oberhausen zur Wahl angetreten, ist dies die einzige Chance, auch hoch qualifizierte Jobs in Oberhausen zu schaffen. Neben den vielen Logistik-Arbeitsplätzen, die durch das Edeka-Zentrallager entstünden, brauche Oberhausen auch genau diese hoch qualifizierten Jobs.
Oberbürgermeister Daniel Schranz gibt zu, dass die Stadt in dem Bereich „Nachholbedarf“ hat. Er verspricht, zumindest beim Glasfaser-Ausbau Druck zu machen. Und ein Digitalisierungs-Beauftragter in der Stadtverwaltung sei auch eine Überlegung wert.