Oberhausen. Unternehmerverband und Ausbilder besuchen das Hans-Sachs-Berufskolleg in Oberhausen. Fazit: Die Stadt braucht einen Ausbildungs-Campus.
Zu wenige Berufsschüler und Lehrer, zu teure Ausstattung, kaum Innovation – die Bestandsaufnahme von Marc Bücker, Schulleiter des Hans-Sachs-Berufskollegs in Oberhausen, ist für Unternehmer alarmierend. Am Mittwoch waren Mitglieder des Unternehmerverbandes – genauer des Arbeitskreises Berufsausbildung – gemeinsam mit Ausbildern in dem Oberhausener Kolleg zu Gast. Um über mögliche Auswege aus der Misere zu diskutieren. Dabei kristallisierte sich auch der größte Wunsch des Schulleiters heraus: ein Ausbildungs-Campus.
Rund 2.100 Schüler werden am Hans-Sachs-Berufskolleg, nach eigenen Angaben eine der ältesten Berufsschulen Deutschlands, derzeit in 37 Bildungsgängen ausgebildet. „Nicht einmal die Hälfte davon sind Azubis“, erklärt Schulleiter Marc Bücker. „Früher wurden hier mehr als 4.000 Lehrlinge beschult. Allein in den letzten zwölf Jahren haben wir über 500 Azubis verloren.“ Diese Entwicklung sei fatal und hänge nicht nur von der Demografie ab.
Werkstätten und Kurse sind nicht ausgelastet
Die Folge: Mit sinkenden Schülerzahlen werde alles teuer und ineffizient, etwa weil Werkstätten und Kurse nicht ausgelastet sind und trotzdem Personal und zig Beauftragte von Arbeitssicherheit bis Inklusion vorgehalten werden müssten, fährt Bücker fort. „Keiner ist bereit zu entscheidenden Strukturreformen bei der Dualen Ausbildung. Diese sind aber dringend erforderlich: Wir sind zu dick und fett geworden.“
Bückers deutliche Kritik richtet sich an die Politik, die das Zusammenlegen von Berufskollegs – etwa verschiedener Fachrichtungen oder Städte – und Neugestaltung von Lehrplänen nicht in die Hand nehme. Bückers Idee: In Oberhausen müssten alle Berufsschulen an einem Ort gebündelt werden, der zur Steigerung der Attraktivität der Dualen Ausbildung zu einem Campus ausgestaltet werden müsste mit Hightech-Laboren, Fablab, Niederlassungen von Hochschulen sowie Instituten. „Somit könnten Schüler und Auszubildende – vom technischen Zeichner über den Maschinenbauer bis zum Maler – interdisziplinär, gemeinsam und kreativ an Projekten arbeiten.“
Unternehmen auf dem Campus vertreten
Und eben auch praxisnah, wie der Schulleiter ergänzte: „Die Unternehmen sind auch auf dem Campus vertreten, gestalten die Curricula mit, nehmen Impulse zum Beispiel für den 3D-Druck mit.“ Wenn es dann auf dem Campus noch Wohnheime und Sportstätten gebe, wäre das äußerst attraktiv für junge Leute, denen man so auch die Gleichwertigkeit von Ausbildung und Studium vor Augen führe.
Auch nach Einschätzung von Elisabeth Schulte, die beim Unternehmerverband die Aktivitäten rund um Schule/Wirtschaft organisiert, ist ein solch großes System vielversprechend: „Wir müssen ernsthaft überlegen, wie wir die immer teurer werdenden Ressourcen im Zeitalter der Digitalisierung besser einsetzen. Wir brauchen ganzheitliche Ansätze, um die Duale Ausbildung für die Zukunft attraktiv zu machen.“ Das würde nach Einschätzung der Volkswirtin auch Impulse für mehr Beschäftigung schaffen, die Oberhausen so dringend braucht.