Oberhausen. Das Schicksal der unter Denkmalschutz stehenden, aber Einsturz gefährdeten alten Kohlenmischhalle „Gartendom“ in Osterfeld ist immer noch unklar.

In den nächsten Monaten entscheidet sich, ob die alte Kohlenmischhalle der Zeche Osterfeld, derzeit unter dem Namen Gartendom bekannt, noch einmal grundlegend saniert wird.

„Vor drei Wochen war ein Gutachter in der Halle und wird in den nächsten zwei bis drei Monaten ein Gutachten vorlegen“, sagte Hartmut Schmidt, Geschäftsführer der Stadttochter Oberhausener Gebäudemanagement (OGM), auf Nachfrage. Darin soll geklärt werden, wie aufwändig die Sanierung wird und wie der Gartendom an der Vestischen Straße in Oberhausen-Osterfeld genutzt werden kann. Danach soll geklärt werden, wie er als denkmalgeschütztes Gebäude in Zukunft der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

Kaufpreis von über drei Millionen Euro

Die Zukunft des Oberhausener Gartendoms am Rande des Olga-Parks an  der Osterfelder Vestischen Straße steht noch in den Sternen.
Die Zukunft des Oberhausener Gartendoms am Rande des Olga-Parks an der Osterfelder Vestischen Straße steht noch in den Sternen. © Funke Foto Services GmbH | Kerstin Bögeholz

Vor drei Jahren hatten Fachleute festgestellt, dass Europas größte Holz-Stahl-Konstruktion erhebliche Mängel hat – der Dachstuhl mit dicken Holzbalken ist feucht geworden und schimmelt vor sich hin. Die Kostenschätzung einer Renovierung damals – über vier Millionen Euro.

Die OGM hatte das Denkmal geschützte Gebäude 2013 für über drei Millionen Euro gekauft.

21 Millionen Euro für neues Ausbildungszentrum

Das Berufsförderungswerk des NRW-Bauindustrieverbands betreibt gerade auf der anderen Straßenseite, im ehemaligen Filmtrickzentrum HDO, nach einem 21 Millionen Euro teuren Umbau sein größtes Ausbildungszentrum für Bau-Lehrlinge.

Dort werden nun bis zu 350 Azubis überbetrieblich in zahlreichen Berufen trainiert: Stahl- und Betonbauer, Asphaltbauer, Maurer, Straßenbauer, Kanalbauer, Gleisbauer, Maschinen- und Baugeräteführer. In der gesamten meist dreijährigen Lehrzeit in einem größeren Fachbetrieb der Baubranche sind die angehenden Bauleute 185 Tage in der zentralen überbetrieblichen Einrichtung.

Bauindustrie will sanierten Gartendom kaufen

Die Branchenvertreter der Bauindustrie haben durchaus Interesse, auch den Gartendom zu verwenden – als Parkhaus für schwere und große Baufahrzeuge, an denen die Bau-Azubis ausgebildet werden. Die Fahrzeuge wären dann vor Regen geschützt. Zuvor muss allerdings die alte Kohlenmischhalle saniert werden, die Kosten dafür will der Bauindustrieverband nicht tragen – und ist deshalb vor dem geplanten Kauf im Jahre 2016 zurückgeschreckt.

Gleisbauer arbeiten schon hinter dem Gartendom

So berichteten wir bisher über den Gartendom

Stattdessen kaufte der Verband im Frühjahr 2019 das 9000 Quadratmeter große Grundstück hinter dem Gartendom von der OGM – für eine sechsstellige Summe. Auf diesem Gelände zwischen Olga-Park und Vestische Straße lernen die Gleisbauer in der Praxis, wie man Schienen verlegt.

Im Gartendom besteht Einsturzgefahr.
Im Gartendom besteht Einsturzgefahr. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Die Kohlenmischanlage

In der Kohlenmischanlage der Zeche Osterfeld (1879 bis 1992) wurden die geförderten Steinkohlen-Sorten gemischt, um eine gleichbleibende Qualität der Kohle zu gewährleisten. Das Gebäude hat einen Durchmesser von 83 Metern und eine Höhe von 41 Metern.

Die Kohlenmischhalle wurde 1998 als Denkmal geschützt und im Jahr 2000 als Gartendom für ein Garten-Center umgebaut. Von 2000 bis 2001 fand dort die Ausstellung Körperwelten statt – seitdem ist Europas größte Holz-/Stahlkonstruktion ungenutzt.

Ob aber die Sanierung überhaupt gelingen kann, entscheidet sich nicht nur durch das Gutachten, sondern auch durch das Verhalten des Landes: Ohne Förderung der Sanierung durch die NRW-Landesregierung wird wohl der Erhalt des historischen Zechengebäudes für die Stadt unbezahlbar sein. Eine Bedingung für Landesgeld: Der Gartendom muss irgendwie der Öffentlichkeit zugänglich sein. Dem Vernehmen nach ist für die Bauindustrie letztendlich aber der Erhalt des Industriedenkmals nicht entscheidend: Für die Baumaschinen könnte man auch relativ günstig eine neue Halle als Parkhaus bauen.