oberhausen. Die Bauindustrie will das HDO-Gebäude und den Gartendom als NRW-Ausbildungszentrum nutzen. Doch zuvor muss der Gartendom teuer saniert werden.

  • Überraschend muss Oberhausen plötzlich viel Geld in den Osterfelder Gartendom stecken
  • Der aus Holz bestehende Dachstuhl ist angeblich so marode, dass die Statik gefährdet ist
  • Die Stadt beantragt nun Fördermittel – und hofft auf einen dicken Zuschuss von Land und Bund

Bislang zählt das von Bund und Land geförderte Projekt „Soziale Stadt Osterfeld“ 41 verschiedene Maßnahmen, mit denen städtebauliche Fehlentwicklungen im Zentrum von Osterfeld in den nächsten Jahren korrigiert werden sollen. Ein 42. Projekt kommt jetzt hinzu: Der Gartendom gegenüber dem früheren Trickfilmzentrum HDO an der Vestischen Straße soll kurzfristig für 4,1 Millionen Euro saniert werden.

Der zum Teil aus Holz bestehende Dachstuhl gilt nach Meinung von Fachleuten als marode und instabil. Er muss dringend repariert werden. Danach wird der Gartendom mit dem HDO-Gebäude zum Ausbildungszentrum für die Bauindustrie umgebaut.

Bauindustrie übernimmt künftig

Die Bezirksvertretung Osterfeld stimmte zwar für diese zusätzliche Kostenlast, doch man sorgte sich, ob auch für diese Adhoc-Sanierung Gelder aus dem Städtebauförderungstopf von Bund und Land fließen. Schließlich sind bereits öffentliche Fördermittel in zweistelliger Millionenhöhe für den auf 14 Millionen Euro geschätzten Umbau zugesagt.

Die Stadtverwaltung begründete die Anmeldung des Gartendoms für das Förderprogramm jetzt damit, dadurch könnte ein weiterer städtebaulicher Missstand in Osterfeld behoben werden. Der Gartendom ist seit 2001 ungenutzt und gehört seit 2013 der Stadttochter Oberhausener Gebäudemanagement GmbH (OGM).

Der große Bau soll künftig den Bau-Azubis aus NRW vor allem als Praxishalle dienen: Dort sollen die Gleis- und Straßenbauer an schweren Geräten, mit Baggern und Kränen ausgebildet werden.

OGM muss für die Herrichtung 823 000 Euro zahlen

Das Volumen des Programms „Soziale Stadt Osterfeld“ erhöht sich dadurch von 22 auf 26 Millionen Euro. 80 Prozent der Mittel steuern Bund und Land bei. Der Eigenanteil Privater oder der Stadt liegt demnach bei 20 Prozent der jeweiligen Kosten. Die OGM muss für die Herrichtung des Gartendoms immerhin einen Eigenanteil von 823 000 Euro stemmen.

„Osterfeld geht dadurch nichts verloren“, betonten die Vertreterinnen der Stadtverwaltung jetzt in der Bezirksvertretung. Das Projekt werde noch oben draufgesattelt. Die Chance dazu habe sich kurzfristig ergeben. Im Januar erhofft man sich von Seiten des Landes die endgültige Zusage, dass es klappt.

Elke Kauenhowen (Grüne) begrüßte das, regte aber an, unbedingt einen zweiten Statiker einzuschalten. Der solle kontrollieren, ob der hölzerne Dachstuhl des Gartendoms tatsächlich so marode ist und die Kostenschätzung des ersten Gutachters stimmt.

Das sah auch Stefan Zimkeit (SPD) so. „Wir müssen den Dom erhalten“, erklärte er. Dafür sei aber die Landeshilfe dringend notwendig. Die OGM sei allein nicht in der Lage, das aufzubringen. Wichtig sei, dass es um zusätzliche Mittel gehe. „Sonst ist das für uns nicht vorstellbar.“

Sorge um die karnevalistischen Wagenbauer

Rainer Schucker (Linke) regte an, die Auszubildenden der Bauwirtschaft könnten doch selbst Hand anlegen. Solche Gespräche habe es tatsächlich gegeben, hieß es von der Verwaltung. Die Konstruktion sei allerdings sehr anspruchsvoll. Deshalb habe man die Idee fallen gelassen.

„Die Gegenprüfung findet auch schon statt“, betonte Regina Dressler vom Technischen Rathaus. Es gehe um die statische Tragfähigkeit. Übrigens könne es sein, dass dafür auch nur 40 Prozent Fördermittel gewährt würden. „Dann muss eben neu diskutiert werden“, befand Stefan Zimkeit.

Walter Paßgang (CDU) schließlich sorgte sich, ob die karnevalistischen Wagenbauer im Gartendom trotz der statischen Gefahren ihre närrischen Autos weiter herrichten und abstellen könnten. „Unter gewissen Voraussetzungen ist eine Nutzung möglich“, beruhigte ihn Beigeordnete Sabine Lauxen.

>>>Einzigartige Stahl-Holz-Konstruktion

Der Gartendom entstand 1982 als Kohlenmischhalle der damaligen Zeche Osterfeld. Es handelt sich mit 41 Metern Höhe und 83 Metern Durchmesser um Europas höchstes Gebäude, das in Stahl-Holz-Konstruktion ausgeführt ist. Es steht deshalb seit 1998 unter Denkmalschutz.

Nach der Stilllegung der Zeche wurde der Dom 1999 für die Landesgartenschau Olga hergerichtet und bis 2000 als Gartencenter genutzt. Bis Anfang 2001 fand dort dann die Ausstellung „Körperwelten“ statt. Seitdem steht der Gartendom leer und ist dem Verfall preisgegeben.