Mülheim. Der VRR kündigt für den 15. Dezember eine große Fahrplanänderung an. Auch für Mülheimer Fahrgäste wendet sich einiges – nicht nur zum Guten.

Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) kündigt zum 15. Dezember die „größte Fahrplananpassung seit der Jahrtausendwende“ an. Auch für Mülheimer bringt das einige Änderungen mit sich. Auf der Pendlerroute nach Düsseldorf wird das Angebot dabei schlechter.

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Die größten Änderungen werden den S-Bahnverkehr betreffen. Der VRR plant künftig eine Vereinheitlichung der Taktzeiten. Künftig sollen die S-Bahnen im Kern alle 15 beziehungsweise 30 Minuten fahren. Ein 15-Minuten-Takt ist dabei für Mülheim nicht vorgesehen.

Kein 20-Minuten-Takt mehr auf der S-Bahnlinie 1

Daten aus der Pendler-Statistik

4,73 Millionen der 9,19 Millionen Erwerbstätigen in Nordrhein-Westfalen pendelten im Jahr 2018 aus ihrem Wohnort hinaus zur Arbeit.

In Mülheim verzeichnet der Pendler-Atlas für 2018 41.851 Einpendler und 43.977 Auspendler. 37.613 Mülheimer hatten ihren Arbeitsort innerhalb der Stadt.

Die meisten Mülheimer pendeln nach Essen (12.400), gefolgt von Duisburg (6530) und Düsseldorf (5796), Oberhausen (4357) und Ratingen (1519). Die meisten Einpendler kommen aus Essen (9439), Oberhausen (7168), Duisburg (5906), Düsseldorf (1630) und Bochum (1168).

So soll die S1 (Solingen – Dortmund) auf der Strecke zwischen Essen und Duisburg künftig zu den Hauptverkehrszeiten, abends und an Wochenenden grundsätzlich nur noch alle 30 Minuten einen Halt am Hauptbahnhof, am Bahnhof West und in Styrum einlegen. Der 20-Minuten-Takt zur Hauptverkehrszeit wird gestrichen.

Laut Einschätzung des städtischen Verkehrsplaners Roland Jansen wird dies insbesondere das Angebot am Bahnhof West einschränken. Am Hauptbahnhof und in Styrum gebe es alternative Angebote, siehe unten. Eine zusätzliche Frühfahrt auf der S1-Linie wird aus Fahrtrichtung Solingen angeboten; die S-Bahn trudelt dann um 5.14 Uhr in Mülheim ein. Die Linie wird künftig von Abellio betrieben – mit neuen Fahrzeugen, neuen Einstiegshöhen, W-Lan und Toiletten.

Regionalbahn RB 33 bringt mehr Angebot in Richtung Mönchengladbach und Aachen

Der Hauptbahnhof Mülheim aus der Luft: Die Zahl der Halte insgesamt werde sich „kaum verändern“, bilanziert der städtische Verkehrsplaner Roland Jansen die anstehenden Änderungen im Fahrplan.
Der Hauptbahnhof Mülheim aus der Luft: Die Zahl der Halte insgesamt werde sich „kaum verändern“, bilanziert der städtische Verkehrsplaner Roland Jansen die anstehenden Änderungen im Fahrplan. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Die Taktausdünnung bei der S1 zwischen Duisburg und Essen soll kompensiert werden durch das Angebot der Regionalbahnlinie 33. Diese hält aber nicht am Bahnhof West. Die RB 33 (Rhein-Niers-Bahn) wird, von Aachen, Mönchengladbach, Viersen und Krefeld kommend, täglich bis circa 23 Uhr über Duisburg weiter nach Essen fahren. Ab Ende 2020 sollen neue Fahrzeuge mit höherer Kapazität auf der Linie eingesetzt werden. Dann soll die RB 33 auch in Essen-West halten.

Bei der S3 (Oberhausen – Hattingen) wird es ebenfalls keinen 20-Minuten-Takt mehr geben. Die Linie, die ebenfalls von Abellio betrieben wird, verkehrt künftig grundsätzlich im 30-Minuten-Takt. Ab März 2020 sollen hier, wie bei der S1, neue Fahrzeuge zum Einsatz kommen. Sie sollen mehr Sitzplätze bieten als die herkömmlichen Wagen.

Neue RE 49 schafft Direktverbindung zum rechten Niederrhein

Auch auf der Strecke der S3 soll es zwischen Essen und Oberhausen eine Kompensation für die Taktausdünnung geben. Montags bis freitags soll hier laut VRR die „neue und schnellere“ Linie RE 49 in die Lücke vorstoßen. Der Wupper-Lippe-Express soll stündlich von Wuppertal über Velbert-Langenberg, Essen, Mülheim und Oberhausen bis Wesel fahren.

Das neue Angebot des RE 49 biete erstmals eine umstiegsfreie Verbindung vom rechten Niederrhein nach Mülheim und Essen, stellen die Verkehrsexperten aus dem Technischen Rathaus fest. Auch der RE 49 wird mit neuen Fahrzeugen von Abellio betrieben (mit W-Lan und höherer Sitzplatz-Kapazität).

RE 2 fährt künftig über Münster hinaus bis nach Osnabrück

Über das beschriebene Angebot hinaus fahren weiter die fünf Regionalexpresslinien RE 1 (Aachen – Hamm), RE 2 (Düsseldorf – Münster), RE 6 (Flughafen Köln/Bonn – Minden), RE 11 (Düsseldorf – Kassel/Wilhelmshöhe) und RE 42 (Mönchengladbach – Münster) den Mülheimer Hauptbahnhof an.

Auch hier sind teilweise Neuerungen zu beachten, die über den Einsatz neuer Fahrzeuge hinausgehen. So wird der RE 2 (Rhein-Haard-Express) über Münster hinaus nach Osnabrück verlängert. Er wird zwischen Recklinghausen und Münster nur noch in Haltern am See halten, das spart 15 Minuten Fahrzeit. Der RE 6 (Rhein-Weser-Express, RRX) wird baustellenbedingt 2020 überwiegend ohne Zwischenhalt auf seiner Fahrt von Düsseldorf nach Köln Messe/Deutz auskommen müssen.

Manko: Weniger Fahrten nach Düsseldorf

Insgesamt, bilanziert der städtische Verkehrsplaner Roland Jansen, werde sich mit dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember – abgesehen vom Bahnhof West – „die Anzahl der Halte an den Mülheimer Bahnhöfen kaum verändern“. Es gebe ein paar neue Fahrbeziehungen, aber auch einen Knackpunkt: Pro Stunde fahre eine S-Bahn weniger gen Düsseldorf.

Laut aktueller Pendler-Statistik sind täglich fast 5800 Mülheimer als Berufspendler nach Düsseldorf unterwegs. Den umgekehrten Weg nahmen 1630 Düsseldorfer. Für sie wird das Alternativangebot zum Pkw also schlechter.

Hier finden Sie Berichte zum Fahrplanwechsel in einzelnen Städten an Rhein und Ruhr: