Mülheim. Die Turbinen des historischen Wasserkraftwerks Raffenberg laufen seit 90 Jahren tadellos. Für die ebenso alten Gebäudeteile galt das jedoch nicht. Doch nun ist das Werk nach zehn Jahren endlich fertig saniert. Inklusive der Dacharbeiten hat die Sanierung die Stadt 550.000 Euro gekostet.

Ein Denkmal, mit dem die Stadt Geld verdient – davon könnte Mülheim gut noch mehr gebrauchen: Das historische Wasserkraftwerk Raffelberg erzeugt rund 23,5 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr und bringt der Stadt damit jährlich 1,6 Millionen Euro ein. Das 1922 erbaute Kraftwerk ist jetzt, bis auf kleinere Restarbeiten, vollständig saniert. Seit 1926 liefert die Anlage durch den natürlichen Zufluss des Ruhrwassers Strom, heute mit einer Spannung von 10.500 Volt. Seit 1986 steht das Kraftwerksgebäude unter Denkmalschutz.

Die über 90 Jahre alte Maschinenausstattung ist noch im Original vorhanden und funktioniert auch noch tadellos. Für die ebenso alten Gebäudeteile, die Wetter- und Umwelteinflüssen ausgesetzt waren, galt das jedoch nicht. Vor allem die Bauteile, die im Wasser stehen, mussten von Fachleuten seit 2004 per Hand erneuert werden. Für die Fassade des größten Laufwasserkraftwerks an der Ruhr wurden allein 2011 an der Unterwasserseite rund 190.000 Euro ausgegeben.

Auf der Route der Industriekultur

Die vier Turbinen sind nach dem Francis-Konzept stehend montiert und wurden von den Siemens-Schuckert-Werken 1922 gebaut. Diese Originaltechnik ist heute noch in Betrieb und ihre Arbeitsweise zu sehen.

Seit dem Jahr 1986 ist das Wasserkraftwerk ein Denkmal und gehört zur Route der Indus­triekultur. Besuchern steht das Wasserkraftwerk nach Anmeldung für Führungen (ca. 60 Minuten) offen. Info unter: 455 - 8100.

Gründungsgesellschafter waren die Stadt und die Friedrich-Wilhelm-Hütte. Zweck des Unternehmens waren der Hafenbau und die Produktion von Strom. Beide Aufgaben werden heute von den Betrieben der Stadt wahrgenommen.

Diese Arbeiten waren sehr aufwendig, denn mit Hilfe von Spundwänden mussten die Gebäudeteile zunächst einmal trockengelegt werden. Nach der südlichen Fassade, dem Südturm und der Oberwasserseite sind jetzt auch der Nordturm mit dem Haupteingang und das Gebäude für das Rückpumpwerk komplett saniert. Inklusive der Dacharbeiten samt Blitzschutz hat die Sanierung die Stadt 550.000 Euro gekostet.

Kriegsschäden wurden bei Sanierung behoben

Die Anlage, in der sich die Laufräder von vier Francis-Turbinen aus den 1920er Jahren drehen, ist für die Stadt ein dauerhafter Gewinnbringer. „Der erzeugte Strom wird ins allgemeine Netz eingespeist“, sagt Stadtsprecher Volker Wiebels. Der Netzbetreiber Westnetz GmbH zahle der Stadt Mülheim dafür eine Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).

Um ein Denkmal zu sanieren, kann nicht irgendein Baustoff verwendet werden. Für die Fassadenverkleidung aus Tuffstein, die nicht nur gereinigt, sondern teilweise auch erneuert werden musste, wurde 11.000 Jahre alter Ettringer und Weiberner Vulkan-Stein verwendet, der exakt dort abgebaut wurde, wo auch die 1920 verbauten Steinquader ihren Ursprung hatten – im selben Eifeler Steinbruch.

Die per Wettbewerb vergebene Sanierungsleistung wurde von einem erfahrenen Restaurationsbetrieb aus dem Köln/Eifeler-Raum geleistet. Auch die Kriegsschäden wurden mit der Sanierung behoben und die noch aus dem Jahr 1945 stammenden Fenster erneuert. Das historische Wasserkraftwerk Raffelberg in Mülheim ist heute Teil der Route der Industriekultur.