Mülheim. .

Die Enthüllung geschieht ganz ohne Feuerwerk und viel Tamtam – und doch ist sie in vieler Hinsicht spektakulär: Zehn Jahre und rund 2,6 Mio Euro später ist die historische Fassade des denkmalgeschützten Wasserkraftwerks Raffelberg im neuen „alten“ Glanz zu sehen, sind die Sanierungsarbeiten endlich abgeschlossen.

Mehr oder weniger jedenfalls, denn noch weisen Teile des 1922 errichteten Gebäudes jene dunkelbraune Patina auf. Eine dünne Kruste, die den Fassadenstein aus Ettringer Vulkanstein (Tuff) bedroht. „Durch den Mörtel nimmt der Stein Wasser auf“, erläutert Steinmetz Michael Daub, der die Restauration leitete. Wenn es jedoch kalt wird, blockiert die Patina die Ausdehnung des Wassers. Teile der Fassadenoberfläche können herausbrechen.

Aus diesem Grund und weil sich bereits Stücke der bis zu 100 Kilogramm schweren Steine aus der Fassade herauszulösen begannen, bestand sogar ein Sicherheitsrisiko, sagt Daub. Nicht nur „unschöne“ Kriegsschäden und ästhetische Aspekte machten eine Erneuerung also notwendig.

Gedauert hat es dennoch zehn Jahre, bis das Etappenziel erreicht war. Unterbrechungen habe es nicht gegeben, „man muss aber von unten anfangen“, so Joachim Exner, Leiter der Stadtbetriebe, die Gründe für die lange Sanierungsdauer. 2000 habe man zunächst das Gebäude trockenlegen müssen, dann erneuerte man den Betonboden (2004). Erst später kamen die Fassade an die Reihe und die Fenster, die 1945 zuletzt erneuert wurden. Sie durften aus Denkmalschutzgründen nicht mit Silikon, sondern mussten mit Kitt eingesetzt werden.

Die Steuerung der drei großen einem kleinen Generator, Hydraulik- und Krananlagen, die Brandschutzanlagen und das Dach erneuerte man ebenfalls: Die Investitionen von 2,6 Mio Euro für das Wasserwerk waren zwar nicht gering. Für die Stadt ist das Werk aber enorm lukrativ: Der Strom aus den Turbinen – ebenfalls von 1922 – spült allein in diesem Jahr etwa 1,9 Mio Euro in die Haushaltskasse. Abnehmer ist der RWE-Konzern. Und wenn die Preise steigen, steigt auch der Gewinn: So rechnet Exner mit einem Plus von bis zu 2,4 Mio Euro im folgenden Jahr.

Auf das Ergebnis – die neue Fassade – sind die Steinmetze Daub und Udo Albert Davepon stolz: „An diesem Stein habe ich in meiner Ausbildung gelernt“, sagt der 56-jährige Daub. Davepon lernte sein Handwerk übrigens im Kölner Dom. Vorsichtig haben sie die obere, rund drei Millimeter dicke Patinaschicht abgestrahlt und die Oberfläche erneuert. Zudem erhöhte man auch die Sicherheit, denn der Tuff wird nun von etwa 500 Achsen gehalten, die durch den Fassadenstein gebohrt und mit dem dahinter liegenden Ziegelmauerwerk verbunden wurden. Vorher hielten den Tuff nur dünne Dachpappe und etwas Mörtel zusammen.

„Normalerweise“, sagt Daub, „kann der Vulkanstein 200 Jahre halten.“ Die Erneuerung könnte jedoch weitaus früher, nämlich in 50 Jahren fällig werden, mutmaßt der Steinmetz. Denn Umwelteinflüsse wie Industrie- und Autoabgase fördern die Verkrustung, die den Stein verschließt und wieder dunkel erscheinen lässt. „Aber die nächste Erneuerung“, glaubt Daub, „werde ich nicht mehr erleben.“