Stadtmitte. .
Erstmals in etwa 90 Jahren mussten die Laufräder einer Francisturbine im Wasserkraftwerk Kahlenberg komplett ausgetauscht werden. Am Donnerstagmorgen trafen die neuen, 13 Tonnen schweren, Räder auf der Schleuseninsel am Wasserbahnhof ein. Die WAZ begleitete den Schlussakt des Transports.
Im Juli hatte die RWW die alte Turbine ausgebaut und zur Instandsetzung gegeben. Ergebnis: Nicht mehr reparabel. Seit Oktober wurde nun eine neue Turbine mit denselben Maßen geplant, konstruiert und schließlich in einem Stück gegossen. Die reine Fertigungszeit nahm 25 Wochen in Anspruch. „Das ist eine vergleichsweise kurze Zeit“, erklärt Bernhard Gemsa, Leiter der Abteilung Instandhaltung.
Laufräder kosten 450 000 Euro
Allein die beiden Laufräder kosten 450 000 Euro. Das ganze Projekt der Revision schlägt mit 1,5 Million Euro zu Buche. „Dazu kommen noch die Kosten für den Strom, den wir in diesem Zeitraum dazukaufen mussten“, erklärt RWW-Pressesprecher Ramon Steggink.
Am Donnerstagmorgen mussten alle Beteiligten erst einmal eine ganze Weile warten. Aufgrund eines Staus und eines Autobahnwechsels hatte sich der aus dem oberpfälzischen Weiden kommende Schwertransporter verspätet. Gegen 8.30 Uhr traf er schließlich an der Schleuse in Höhe der ehemaligen Musikschule ein. Für den Schwertransport wurden Anlieferungen für die angrenzende Baustelle extra umdisponiert.
Die Brücke ist der Knackpunkt
„Der Knackpunkt für den weiteren Transport ist die Brücke, denn die ist nur für 16 Tonnen zugelassen. Aber die 13 Tonnen eines Laufrades inklusive des Laders und des Unimogs sind uns zu riskant“, erklärt Bernhard Gemsa.
Also mussten die schweren Bauteile mit einem riesigen Kran über den Schleusenkanal gehoben und schließlich zentimetergenau auf einem Auflieger platziert werden. Im Schritttempo wurde das aus zwölf Schaufeln bestehende Rad dann über die Schleuseninsel zum Kraftwerk gefahren. „Nicht so schnell!“, wurde der Fahrer immer wieder zur Vorsicht gemahnt.
In der Kraftwerkshalle angekommen, übernahm ein mobiler Kran an der Decke den weiteren Transport, ehe das komplette Procedere mit dem zweiten Schaufelrad wiederholt wurde. In Betrieb genommen werden kann die Turbine allerdings noch nicht. Erst Ende nächster Woche werden die benötigten Wellen geliefert. „Die wurden komplett überarbeitet, die Oberfläche kontrolliert und neu lackiert“, erklärt Gemsa.
Im September soll wieder Strom produziert werden
Das Wasserkraftwerk Kahlenberg besteht aus insgesamt drei verschiedenen Turbinen – zwei Kaplan- und einer Francis-Turbine, die jetzt komplett erneuert wurde.
Pro Sekunde fließen 105 m³ Wasser durch das Kraftwerk bei einer durchschnittlichen Fallhöhe von fast fünf Metern.
In der fast 90-jährigen Geschichte des 1926 in Betrieb genommenen Kraftwerks sind verschiedene Turbinenteile bereits repariert oder kontrolliert worden. Dass Bauteile aber komplett erneuert werden mussten, war für die RWW eine Premiere.
Nach der Lieferung der Wellen wird die Turbine nach und nach wieder zusammengesetzt. Bereits im September soll sie wieder in Betrieb genommen werden. „Das ist zwar ein ehrgeiziges Ziel, aber wir streben es an“, erklärt Bernhard Gemsa, Abteilungsleiter für Instandhaltung. Durch die neue Turbine soll eine Leistungsverbesserung von ungefähr neun Prozent entstehen.