Mülheim. . Inzwischen ist es ein gewohntes Bild: die Aschenbecher vor den Kneipentüren, die qualmenden Grüppchen auf den Gehwegen. Vor knapp einem Jahr trat das Nichtraucherschutzgesetz in NRW in Kraft. Das größte Konfliktpotenzial birgt nun aber nicht das drinnen Qualen, sondern der Lärm der Draußen-Raucher.

Ist der Schmacht zu groß, gehen die Manieren flöten. „Da ist man mitten im Gespräch, und dann stehen die Raucher auf und nehmen die Nicht-Raucher gleich mit raus.“ Reinhard Fox begründet damit, warum er das Nichtraucherschutzgesetz, nun ja, Mist findet. Doch hat der Gast, der am Mittwoch in der Waliser Stube sitzt, zugleich das Konfliktpotenzial des Rauchverbots in der Gastronomie zusammengefasst: Bleiben die Raucher drinnen, verstoßen sie gegen das Gesetz. Gehen sie raus, können sie die Nachbarn nerven.

Fast ein Jahr ist es her, dass das Nichtraucherschutzgesetz in NRW eingeführt wurde. Seitdem ist es ein gewohntes Bild: die Stehtische samt Aschenbecher vor Kneipentüren, die qualmenden Grüppchen auf Gehwegen. „Nicht-Rauchen macht einsam“, sagt dann auch Uschi Schulz, die heute in der Waliser Stube zapft. Es gebe Momente, da hat sie den Schankraum ganz für sich, während die Gäste draußen sind. Dennoch, sagt Raucher Reinhard Fox, ist der Austritt für die Zigarette keine Gewohnheit geworden, sondern immer noch ein Ärgernis: „Aber man nimmt es hin, weil man gezwungen wird. Man will dem Wirt ja nicht schaden. Sonst kommen hinterher Kontrolleure. . .“

Ordnungsamt setzt auf soziale Kontrolle

Die kommen in Mülheim nur, wenn beim Ordnungsamt eine Beschwerde eingeht. „Extra wegen des Nichtraucherschutzgesetzes die Kneipen abzuklappern“, käme dessen Leiter Bernd Otto nicht in den Sinn „Wir setzen auf soziale Kon­trolle.“ Und die funktioniert. Genaue Zahlen hat Otto nicht, spricht aber von rund 70 Beschwerden seit dem 1. Mai 2013. Beließ es die Stadt anfangs bei Ermahnungen, sei die „Zeit der Geduld“ inzwischen vorbei. 15 Bußgeldverfahren zog die Stadt inzwischen durch. Das, glaubt der Amtsleiter, hat sich rumgesprochen: „Die Beschwerden nehmen ab.“ Womit Beschwerden wegen Rauchens in gastronomischen Räumen gemeint ist. Ob es mehr Beschwerden wegen Lärms gibt, kann Bernd Otto nicht bestätigen: „Lärmbeschwerden gibt es immer.“

Doch gerade die waren für Sebastian Tannich ein Problem, als ihm noch das Coco D’or an der Friedrich-Ebert-Straße gehörte. Da riefen die Raucher auf dem Bürgersteig regelmäßig die Anwohner auf den Plan. „Ich weiß von vielen Clubs und Bars in Innenstädten, die dieses Problem haben“, sagt Sebastian Tannich. Für ihn war das einer der Gründe, die Bar zu schließen. An der Sandstraße, wo er die „Loft Gallery“ betreibt, sieht es anders aus: Die Disco läge nicht nur außerhalb, sondern besitze auch einen Außenbereich. Der wird gerade um eine Bar erweitert, damit die Leute, die „den halben Abend draußen stehen“, das Trinken nicht vergessen.