Düsseldorf/Mülheim. Zum Kulturbotschafter ist der Mülheimer Intendant Roberto Ciulli geworden. Inszenierungen des Theaters an der Ruhr trug er in viele Länder, und er holte Stücke aus aller Welt nach Nordrhein-Westfalen. Dafür überreichte ihm Ministerpräsidentin Hannelore Kraft den Staatspreis NRW.

Als kultureller Brückenbauer ist der Regisseur Roberto Ciulli (79) mit dem nordrhein-westfälischen Staatspreis ausgezeichnet worden. NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) würdigte den Intendanten des Mülheimer Theaters an der Ruhr am Mittwoch als "herausragenden Theatermann". "Wir brauchen das Theater und das Theater braucht Menschen wie Roberto Ciulli, echte Gestalter, die es voranbringen, die unermüdlich neue Ideen entwickeln, damit Theater auf der Höhe der Zeit bleibt und nicht museal wird", sagte Kraft in Düsseldorf bei der Verleihung der höchsten NRW-Auszeichnung. Sie ist mit 25 000 Euro dotiert.

Seit vielen Jahren holt Ciulli, der in Italien geboren wurde und 1980 das Theater an der Ruhr gründete, ausländische Theatertruppen nach Deutschland und gastiert mit seinem Ensemble auch in Krisenländern wie Irak oder Iran. "Wir zeichnen einen Kulturbotschafter aus, der den Ruf von Nordrhein-Westfalen als Kulturland in die Welt getragen hat", sagte Kraft.

Ciulli will Zuschauern zeigen, was sie noch nicht kennen

Ciulli sagte, als er von der Auszeichnung erfuhr, habe er sich angesichts anderer Staatspreisträger wie Pina Bausch oder Jürgen Habermas zunächst gefragt: "Na, übertreiben sie nicht ein bisschen?" Dann aber habe er sich klar gemacht, dass er für das Theater an der Ruhr stehe und dass mit ihm also auch alle Menschen geehrt würden, die von der Gründung bis heute dort gearbeitet haben. "Ja, gut, wenn das so ist, dann ist der Preis in Ordnung", sagte Ciulli.

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Ciulli will den Zuschauern nach eigener Aussage zeigen, was sie noch nicht kennen. Kraft erinnerte an sein Projekt "Theaterlandschaft Seidenstraße". Das Theater an der Ruhr gastierte in Ländern entlang dieser alten Handelsroute wie China, Iran, Syrien, Irak und Türkei, und es holte Gruppen aus dieser Region nach NRW. "Wohl niemandem sonst ist es mit den Mitteln des Theaters gelungen, den Dialog der Kulturen so intensiv und lebendig zu machen wie Roberto Ciulli", sagte Kraft.

Theater an der Ruhr steht für Wandel des Ruhrgebiets

Das Theater an der Ruhr stehe auch beispielhaft für den tiefen Wandel des Ruhrgebiets, sagte Kraft. "Längst ist die Kultur ein Markenzeichen für diese Region geworden, und das war ihr wahrlich nicht in die Wiege gelegt", sagte Kraft. "Und daran, dass dieser fast unglaubliche Wandel in einer alten Industrieregion möglich war, hat Roberto Ciulli einen großen Anteil."

Theater fordere von den Zuschauern lange Aufmerksamkeit, und das könne anstrengend sein, meinte Kraft. "Aber nur wer diese Aufmerksamkeit mitbringt, der wird mit dem ganzen Reichtum und der ganzen Tiefe belohnt, die Theaterkunst in Kombination mit guten Stücken bieten kann."