Mülheim/R. . Er weiß vermutlich so viel über Spaßmacher wie sonst niemand weit und breit: Regie-Zampano Roberto Ciulli feierte mit seinem Stück „Clowns 2 1/2“ im Theater an der Ruhr in Mülheim Premiere. Eine heiterpoetische, pantomimische Theaterzerstreuung, die das Publikum mit großem Jubel bedachte.

Je weniger die Gesellschaft von Tradition und Glauben gesteuert wird, je vernünftiger und effizienter, also rationaler sie wurde, desto nötiger brauchte sie – Clowns. Als Ventil für all das, was in der perfektionierten Produktion, in der mehr und mehr durchgetakteten Welt nicht mehr sein sollte. So weit die Wurzeln dieser Wesen auch zurückreichen, als umjubelte Galionsfiguren der Zirkusmanege sind sie ein Phänomen der Massengesellschaft. Zu den „weißen Clowns“ der Commedia dell’arte und der Pierrot-Schule gesellten sich bald die „roten Clowns“ mit den Riesenschuhen, der dumme August, die rüpelnden Proleten unter den Spaßmachern.

All dies und noch viel mehr erzählt Roberto Ciulli, der ja nicht nur Regie-Zampano des Theaters an der Ruhr ist, sondern wahrscheinlich so viel über Clowns weiß wie sonst niemand weit und breit, im Programmheft zum neuen Stück „Clowns 2 1/2". Ciulli hat es gemeinsam mit dem Theatermusiker und Folkwang-Dozenten Matthias Flake und einem sichtlich von Spielfreude beseelten Ensemble entwickelt – ein Divertimento von anderthalb Stunden ohne jede Theorie, eine heiterpoetische, pantomimische Theaterzerstreuung, die unter großem Jubel am Donnerstag uraufgeführt wurde.

Barrikadenbau und Kleiderschrank-Versteck

Die Stühle sind winzig, die Kostüme witzig – wir sind im Altenheim für Clowns, die acht Bewohner sind eine harmlose, aber unermüdliche Widerstandsbewegung gegen das strenge Regiment von Il Maestro (Matthias Flake) und seinem Büttel Il Gigante Buono (Rupert J. Seidl, er sagt als Einziger was: „achottachottachott!“).

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Wenn die Clowns in den Lesesaal abgeschoben werden, spielen sie mit Rascheln, Reißen und Knistern eine kleine Zeitungsmusik, lauter und lauter, bis sie mit der Windmaschine hinausgepustet werden. Sie spielen Eislaufen auf dem gebohnerten Boden, sie sträuben sich immer wieder gegen die Regeln und das uniforme Einerlei ihres Alltags.

Gipfel der Komik wird ein gemeinsamer Barrikadenbau, Gipfel der Poesie wird das gemeinsame Verschwinden in einem Kleiderschrank, aus dem sie dann der Regisseur Roberto Ciulli zu einer zauberschönen Schluss-Choreografie befreit. Sie allein ist das Eintrittsgeld schon wert.

Termine: 22. Oktober, 15. November; Karten: 0208/599 01 88; www-theater-an-der-ruhr.de