Mülheim. Im Spätsommer kam Pastor Constant Leke Ngolefac nach Mülheim, in die katholische Gemeinde St. Mariae Rosenkranz. Der Geistliche aus Kamerun begab sich in eine komplett ungewohnte Umgebung. Auch die deutsche Sprache ist ihm noch fremd. Für das Interview im alten Pfarrhaus einigen wir uns auf Englisch. Französisch spricht der 35-Jährige auch.
Im Spätsommer kam Pastor Constant Leke Ngolefac nach Mülheim, in die katholische Gemeinde St. Mariae Rosenkranz. Der Geistliche aus Kamerun begab sich in eine komplett ungewohnte Umgebung. Auch die deutsche Sprache ist ihm noch fremd. Für das Interview im alten Pfarrhaus einigen wir uns auf Englisch. Französisch spricht der 35-Jährige auch.
Als Sie Ende August in Düsseldorf gelandet sind, war dies wirklich Ihr erster Besuch in Europa und Ihr erster Flug?
Pastor Constant Leke Ngolefac: Ja. Ich bin vorher tatsächlich noch nie geflogen, obwohl einige meiner acht Geschwister in Großbritannien, Kanada oder den USA leben.
Sie reisten also in eine völlig andere Welt?
Alles ist hier für mich neu. Ich hatte große Sorgen wegen der Sprache. Daher habe ich in Kamerun drei Monate lang einen Deutschkurs absolviert und hier ab und zu Privatstunden. Ich muss aber noch einmal zur Sprachschule gehen.
Warum haben Sie sich entschlossen, Kamerun zu verlassen?
Es war nicht meine persönliche Wahl, nach Europa zu gehen. Ich tue es für die Kirche, denn ich habe ein Gelübde abgegeben, und dazu gehört auch Gehorsam. Wenn du versetzt wirst, musst du gehen. In Kamerun ist es üblich, dass Priester ihren Einsatzort häufig wechseln. In Deutschland bleiben sie oft sehr lange in einer Gemeinde.
Was finden Sie besser?
Das hängt immer von den Leuten ab. Wenn ein Priester beliebt ist und gute Arbeit macht, sollte er lange bleiben. Wenn es aber Skandale gibt, ist er nicht gut für die Gemeinde und sollte gehen.
Wie wurden Sie von den Menschen in Styrum empfangen?
Die Leute hier sind freundlich – und neugierig. Viele fragen, wie es mir geht, ob alles in Ordnung ist. Einige haben mir Winterkleidung geschenkt. Es fällt mir schwer, mich an die Kälte zu gewöhnen.
Haben Sie hier Kontakt zu Landsleuten aus Kamerun gefunden?
Ja, ich betreue vor allem die afrikanische Gemeinde, wo die meisten aus Kamerun stammen. Wir feiern jeden Sonntag Gottesdienst auf Englisch. Außerdem bin ich Seelsorger für die französischsprachige afrikanische Gemeinde in Essen.
Können Sie sich vorstellen, einige afrikanische Elemente in die normale Sonntagsmesse zu bringen?
Vielleicht, wenn ich die deutsche Sprache besser beherrsche. Bisher halte ich mich an das, was insbesondere die älteren Gottesdienstbesucher hier gewohnt sind.
Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?
Ich lese viel, vor allem historische, soziologische oder anthropologische Literatur. Ich höre gerne Gospelmusik, und ich singe gerne.
Haben Sie schon einen Chor gefunden, wo sie mitmachen können?
Ja, zwei sogar.
Sie haben offenbar viele Interessen. Könnten Sie sich auch einen anderen Beruf vorstellen?
Lehrer zu sein, macht mir Spaß. Ich habe ein Geographie-Examen und in Kamerun auch an der Highschool unterrichtet. Aber in mir spüre ich die Berufung, mein Leben ganz Gott zu widmen, dem Gospel, der Rettung der Seele.
Gibt es etwas, dass Sie besonders vermissen, seit Sie in Deutschland leben?
Manchmal fehlt mir das Soziale. Das alltägliche Leben hier ist in meinen Augen nicht so interessant wie in Kamerun. In Deutschland zieht sich jeder allein in sein Haus zurück, das ist in meiner Heimat ganz anders, das trifft man sich viel häufiger. In Kamerun kann niemand einsam sein. In Deutschland hat auch jeder einen Terminkalender. Das kannte ich gar nicht.
Sie hatten, ehe Sie nach Mülheim kamen, keinen Terminkalender?
Nein, ich brauchte keinen. In Kamerun kommen die Leute, wann sie wollen. Man ist immer für sie da.