Mülheim. . Einen Gottesdienst der besonderen Art gab es am Sonntag in der Dorfkirche in Saarn. Zugleich war es ein Jubiläum – denn bereits seit 30 Jahren veranstaltet die evangelische Kirche Broich-Saarn einen Gottesdienst auf Mülheimer Platt.
Seit 30 Jahren veranstaltet die evangelische Kirche Broich-Saarn einen Gottesdienst auf Mülheimer Platt. Bereits 1983 hatte Pastor Ewald Luhr anlässlich der 175-jährigen Stadtgeschichte von Mülheim diese Tradition ins Leben gerufen. Auch in diesem Jahr war die kleine Dorfkirche gut besucht. „Heute waren eine ganze Reihe neuer Gesichter dabei“, stellte Pastor Albrecht Sippel zufrieden fest. „Das zeigt, dass es doch noch ein gewisses Interesse an der vom Aussterben bedrohten Sprache gibt.“
Geleitet wurde der Gottesdienst von Pastor Albrecht Sippel, der die mölmschen Passagen jedoch zum größten Teil Ulrich Rädeker überließ, der sich seit Jahren um den Erhalt der Mülheimer Mundart bemüht – sei es bei Kursen an der VHS oder in der Bürgergesellschaft Mausefalle. Die Gemeinschaft trifft sich regelmäßig, um sich ausschließlich in der Mülheimer Ursprache auszutauschen.
Um es den Kirchenbesuchern nicht schwerer als nötig zu machen, wurde das Programm des Gottesdienstes sowohl „op Platt“ als auch in Hochdeutsch abgedruckt.
Einfach schön zu hören
Doch der waschechte Mülheimer zeigte sich ehrgeizig. Fleißig wurden die Gebete in Mundart mitgesprochen, denn aus dem Grund waren die meisten ja gekommen. „Ich finde Mölmsch einfach schön und finde, es sollte erhalten werden“, meint Ingrid Hutta. „Deshalb muss man es regelmäßig hören, regelmäßig sprechen.“
Das unterstreicht auch Ulrich Rädeker. „Wie bei jeder anderen Fremdsprache, ist auch beim Mölmsch das Hören der Sprache unheimlich wichtig. Nur so kann man die richtige Betonung und die Tonart erfassen.“ Ulrich Rädeker selbst ist nicht mit der Mülheimer Mundart aufgewachsen. Doch ein Nachbar der Familie, erinnert er sich, konnte damals kein Hochdeutsch. „Er sprach nur Platt – den Klang dieser Sprache hatte ich immer im Kopf.“
Da der ehemalige Lehrer von Natur aus sehr sprachbegabt ist, war es für ihn klar, dass er diese Sprache auch beherrschen möchte. Und um nicht aus der Übung zu kommen, trafen sich viele der Besucher anschließend im Gemeindehaus zu Kaffee und Kuchen und plauderten drauf los. Auf Mölmsch versteht sich.