Mülheim-Styrum. .

Im Arbeitszimmer von Pastor Norbert Dudek stapeln sich die Bücher, hier stehen aber auch mehrere Gitarren an der Wand. Die Gemeinde St. Mariae Rosenkranz bietet nämlich vor allem für Jugendliche immer wieder mal Gitarrenkurse an – und das so gut wie gratis.

„Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist einer unserer Schwerpunkte“, sagt Dudek, der auch Stadtjugendseelsorger ist. Deshalb hat man den großen Abenteuer-spielplatz neben der Kirche angelegt, leistet Hausaufgabenhilfe, verfügt über ein Jugendheim mit teiloffener Tür, beheimatet Flötenkreise oder auch Chöre und mehrere Pfadfindergruppen. Und: Das Familienzentrum der Gemeinde betreut über 100 Kita-Kinder.

Soziale und seelsorgerische Hilfe wird großgeschrieben

Die Styrumer Katholiken bauen auf eine Zukunft – auch wenn ihr Pastor wohl mittelfristig abgezogen wird (siehe unten). Deshalb haben sie auch ein Leitbild für ihre Gemeinde entwickelt, das auf sechs Leitsätzen basiert. Selbstverständlich setzt man auf regelmäßige Gottesdienste in beiden Kirchen (St. Mariae Rosenkranz, St. Albertus Magnus) und die besonderen Taizé-Messen, man schreibt aber auch soziale und seelsorgerische Hilfe groß: „In unserer Gemeinde geben wir Kindern und Jugendlichen, jungen Familien und Alleinerziehenden Perspektiven und Hilfen für das tägliche Leben und den Glauben“, heißt Leitsatz Nummer zwei.

Styrum habe nämlich so seine Besonderheiten. „In unserem Stadtteil leben viele Menschen, die Not leiden. Unsere Gemeinde will diese Kinder- und Familienarmut zunehmend in den Blick nehmen, die Betroffenen auffinden und Möglichkeiten der Hilfe erkunden“, so ein weiteres Ziel der Katholiken. Dazu gehört z.B., Lebensmittelgutscheine auszugeben oder auch etwas zu tun gegen die Bildungsprobleme von Mädchen und Jungen aus sozial schwachen Familien oder von Migrantenkindern – unter anderem mit der Hausaufgabenhilfe. Festgestellt hat Norbert Dudek: „Die, die spenden können, werden immer weniger und die, die etwas brauchen können, immer mehr.“

Karneval und Kirche

In der Multikulti-Gesellschaft Styrums will man Begegnung und Dialog zwischen Menschen verschiedenster Nationalität und den unterschiedlichen, christlichen und nicht-christlichen, Glaubensgemeinschaften fördern durch diverse Aktivitäten. In der Filialkirche St. Albertus Magnus hält die kroatische Gemeinde Sv. Leopold Mandic ihre Gottesdienste ab.

Außerdem haben eine polnische und eine kamerunische Gemeinde in St. Mariae Rosenkranz eine Heimat gefunden. Karneval und Kirche – das passt, findet man in Styrum. Gemeinsam mit der KG Düse lädt man jährlich zur närrischen Festmesse und lässt es bei einer jecken Feier in der Gaststätte „Union“ kräftig krachen.

Zieht Bistum den Pfarrer ab?

Die Gemeinde St. Mariae Rosenkranz wird künftig vielleicht ohne Pastor dastehen. Denn: Das Bistum wird Norbert Dudek vermutlich irgendwann abziehen. „Es gibt einfach zu wenig Priester. Sobald in einer großen Pfarrei oder Gemeinde ein Priester in den Ruhestand geht, wechselt ein Pfarrer aus einer kleinen Gemeinde dorthin“, berichtet der Styrumer Pastor.

Er habe schon einmal eine Versetzung abgelehnt mit Hinweis auf wichtige Aufgaben, die es in St. Mariae Rosenkranz zu erledigen gebe. Beim nächsten Mal – vermutlich in ein bis zwei Jahren – müsse er dem Wunsch des Bischofs aber entsprechen. „Dann wird hier in Styrum vielleicht gar kein Priester mehr vor Ort sein, vielleicht noch die Gemeindereferentin. Deshalb beschäftigen wir uns innerhalb der Gemeinde jetzt schon damit, wie man den Gemeindebetrieb in so einem Fall weiter führen kann, überlegen, wer als Seelsorger noch da sein wird und vieles mehr“, so Norbert Dudek.