Mülheim. .
In Zeiten, in denen Kirchen umgewidmet und Gemeindehäuser geschlossen werden (müssen), ist das schon etwas ganz Besonderes: In Saarn hat sich jetzt eine neue Glaubensgemeinschaft gegründet. Die Credo Gemeinde Saarn (CGS) weihte kürzlich ihr Gemeindezentrum an der Solinger Straße 11 b ein, sie zählt momentan fast 50 Mitglieder und möchte weiter wachsen.
In einem unscheinbaren Gebäude im Industriegebiet ist in den letzten fünf Monaten kräftig gewerkelt worden. In Eigenarbeit haben die Mitglieder umgebaut und renoviert, haben einen schönen großen Gottesdienst- und Gemeindesaal, einen Kinderspielraum und einen Spielplatz geschaffen. Bistro und Küche sind noch nicht ganz fertig und auch der Gebetsraum muss noch hergerichtet werden. „Es war und ist für uns kein Problem, Helfer zu finden. Weil alle hier Gemeinde leben wollen, machen auch alle irgendwie mit“, sagt Timm Oelkers (32), der Leiter der Credo-Gemeinde.
Glaube und Gemeindeleben
Letztere ist aus der Christus-Gemeinde hervorgegangen, die seit 1905 an der Uhlandstraße angesiedelt ist. „Das war ein längerer Prozess, der an die drei Jahre gedauert hat. Es gab an der Uhlandstraße einfach viele Saarner und wir dachten: Warum nicht für diese Menschen eine Kirche in ihrem Stadtteil schaffen?“, berichtet Ekkehart Vetter, Pfarrer der Christus-Gemeinde. Als genug Wechselwillige da waren und eine finanzierbare Immobilie gefunden wurde, beschloss man, den Schritt zu wagen. In den Monaten zuvor hatten sich die Saarner Gemeindemitglieder schon im Tanzcenter an der Mendener Brücke zu Gottesdiensten und anderen Aktivitäten getroffen. Ein Provisorium.
Die Bibel steht für die Credo-Christen im Mittelpunkt ihres Glaubens und des Gemeindelebens. „Wir möchten Leute erreichen, die mit Kirche nicht viel am Hut haben, ihnen Jesus näher bringen und ihnen vermitteln, dass der Weg des Glaubens ein guter Weg ist“, sagt Timm Oelkers. Moderne Gottesdienstformen sollen dafür sorgen, „dass es den Menschen in der Kirche nicht langweilig wird, sie Kirche nicht als altmodisch empfinden“. Klassische liturgische Elemente treten deshalb etwas zurück - hinter die inhaltliche Auseinandersetzung mit Bibel-Themen. „Und die müssen mit der Lebenswirklichkeit der Menschen auch etwas zu tun haben“, meint Timm Oelkers. Zudem gelte: „Die Musik im Gottesdienst muss zugänglich sein, und Kinder müssen mitkommen dürfen.“. Parallel zum Gottesdienst für die Erwachsenen gibt es daher eine Kinderkirche.
„Nach dem Gottesdienst bleiben alle hier, suchen das Gespräch und genießen die Gemeinschaft. Persönliche Beziehungen,ein solidarisches Miteinander sind uns wichtig“, so Oelkers. Der größte Unterschied zur Landeskirche? Bei Credo gibt es die Erwachsenen- statt der Säuglingstaufe. „Der Mensch soll sich bewusst zum Glauben entscheiden.“
Durchschnittsalter 34 Jahre
Die Credo Gemeinde ist eine junge Gemeinde. Das Durchschnittsalter liegt bei 34 Jahren. Daher gibt es auch viele Angebote für Kinder - z. B. mehrere Kindergruppen und einen Pfadfinderstamm, der auf einem Gelände am Oemberg beheimatet ist. Für Familien wird eine Osterfreizeit veranstaltet, die die Mitreisenden „immer richtig zusammenschweißt“.
Die wichtigste Einrichtung für die Erwachsenen sind aber wohl die Hausbibelkreise. Um die zehn Personen kommen daheim bei einem Gemeindemitglied zusammen, um gemeinsam Passagen aus der Bibel zu lesen und darüber zu diskutieren. In entspannter Runde darf danach aber auch über „Gott und die Welt“ geplaudert werden.
Gebetsstunden bietet die Gemeinde zwei Mal im Monat an, künftig wird es auch eine sogenannte „Fortbildungsoase“ geben. „Fachleute sollen über Fachthemen jeder Art referieren. Das können auch Leute aus der Gemeinde selber sein, die sich mit etwas ganz besonders gut auskennen“, so Timm Oelkers. Außerdem werden - gemeinsam mit der Christus-Gemeinde - auch Projekte zu bestimmten Inhalten (z.B. Liebe, Visionen, etc.) durchgeführt.
Die Credo-Gemeinde unterstützt ein Aids-Waisenprojekt in Sambia, sie will aber auch für notleidende Menschen in Mülheim eine Anlaufstelle sein. „Saarn ist vielfältig. Hier gibt es Millionäre, aber ebenso richtig arme Menschen. Sie sollen bei uns Heimat und Hilfe finden“, sagt der Gemeindeleiter. Denn: „Liebe, Annahme, Heilung“ laute schließlich das Motto der Gemeinde.