Wer macht mit? Auch wenn Mülheim sich gern rühmt, eine Stadt mit hohem ehrenamtlichem Engagement zu sein, fällt der Einsatz nicht vom Himmel. Die politischen Parteien spüren dies. Sie brauchen Frauen und Männer aller Schichten, aller Generationen und möglichst vieler Berufe, die bereit sind, sich für die Kommunalpolitik einzusetzen, und das für eine geringe Aufwandsentschädigung. Ohne Begeisterung geht das nicht.

Auch die kommunale Welt ist komplexer, komplizierter geworden, raubt einem so manchen Abend. Und aus der Vergangenheit weiß man: So manches kann daneben gehen und für die Stadt teurer werden, etwa das Debakel um die Zinswetten. Zeitmangel gilt aber als größtes Hindernis für den Einstieg in die ehrenamtliche Politik. Gerade Jüngere passen, weil Beruf und Familie oft alles abverlangen.

Auch Vereine spüren, dass die Berufswelt vielen mehr abverlangt. Es wird schwieriger, Posten und Positionen zu besetzen. Dabei hören wir aus den Netzwerken der Bürgerschaft oft, welche Bereicherung der ehrenamtliche Einsatz für einen selbst ist.

Sich zu engagieren, kann auch Kampf bedeuten: Bürger kämpfen um Parkplätze, sie wenden sich gegen Bebauung in ihrem Viertel, sie kämpfen wie in Speldorf seit vielen Jahren um das Recht auf mehr Ruhe, weniger Schadstoffe. Gerade in Speldorf, wo völlig legale Schrottverarbeitung erfolgt, spüren jedoch die Bürger, wie begrenzt ihr Einfluss ist, wie Gesetze nicht nur schützen, sondern auch aus der Zeit fallen können. So eine Anlage, wie sie an der Weseler Straße arbeitet, würde heute keiner mehr genehmigen – mit der Umwelt nicht vereinbar. So mag Bestandsschutz für den einen ein Segen sein, für andere ist er hohe Belastung.

Wir haben über das Jubiläum auf dem Kirchenhügel berichtet. Vor 250 Jahren wurde dort nach der Reformation wieder die heilige Messe gefeiert. Kirche wird seit Wochen von einem Schleier aus Protz und Prunk umhüllt: Wer in die Gemeindearbeit blickt, und das ist zu einem großen Teil Kirche, sieht dort eine Menge an ehrenamtlichem Einsatz, der keineswegs nur aus Geldmangel heraus entstanden ist, sondern vor allem aus Überzeugung, helfen zu wollen.