Mülheim. Nach dem aktuellen Versorgungsreport der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein wird Mülheim bis 2030 so schlecht mit Hausärzten versorgt sein, wie kaum eine andere Stadt im Umkreis. Grund dafür: Viele Ärzte siedeln sich in anderen Städten im Ruhrgebiet an. Die Ärztekammer Mülheim schlägt Alarm.
Kaum eine andere Stadt im Umkreis wird in Zukunft so schlecht mit Hausärzten versorgt sein wie Mülheim. Nach dem aktuellen Versorgungsreport der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein verliert Mülheim bis zum Jahr 2030 rund 35 Prozent seiner Hausärzte.
Gleichzeitig steht Mülheim nach einem sogenannten Risikoscreening an zweiter Stelle. Heißt: Hier leben nicht nur sehr viele alte, sondern auch viele kranke Menschen. „Bei der wohnortnahen Versorgung deutet sich eine gefährliche Entwicklung an“, warnt Uwe Brock, Vorsitzender der Ärztekammer Mülheim.
Verteilung der Kassensitze erfolgt per Gesetz
„Das ist nicht nur ein medizinisches Problem, das auf Städte wie Mülheim zukommt, sondern auch ein gesellschaftliches, ein soziales Problem“, sagt Brock. Schon jetzt steht Mülheim in der Versorgung nicht besonders gut da: Bei 94,5 Hausärzten gibt es eine Unterversorgung von rund acht Prozent. Jeder der Hausärzte versorgt derzeit im Schnitt 1752 Einwohner. Auch das, so Brock, ist im Vergleich zu vielen anderen Städten im Umkreis ein schlechter Wert. Um so mehr ärgert sich die örtliche Ärztekammer, dass erneut ein Kassensitz gestrichen wurde. Die Verteilung der Kassensitze erfolgt per Gesetz und über den Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigungen, die vor allem das Problem sehen: Wie können die schon jetzt gravierenden Engpässe auf dem Land ausgeglichen werden?
Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung müssten sich bis 2030 gut 30 Hausärzte in Mülheim neu niederlassen, um die ausscheidenden Mediziner, deren Durchschnittsalter derzeit bei 54 Jahren liegt, zu ersetzen. Aber auch bei einigen Facharztdisziplinen tun sich in Mülheim Engpässe auf: So fehlen bis 2030 voraussichtlich acht Haut- und fünf Augenärzte, vier Internisten und fünf Orthopäden.
Mehr Zulauf in Kliniken und Ambulanzen
Wohin geht der medizinische Nachwuchs? Auch dazu äußert sich die Kassenärztliche Vereinigung und hat ein Ranking der Niederlassungswahrscheinlichkeit erstellt. In dieser Art von Beliebtheitsskala steht Mülheim an zwölfter von 27 Positionen, schon die Nachbarstadt Essen (Platz 5) scheint deutlich begehrter zu sein.
Welche Konsequenzen wird diese Entwicklung haben? Brock: „Die Patienten werden vermehrt Fachärzte aufsuchen, obwohl auch dort schon oft die Kapazitäten erschöpft sind. Und die Ambulanzen der Kliniken werden noch mehr Zulauf erhalten.“
Gegensteuern, fordert Brock, da eine medizinische Versorgung essenziell sei. „Es müssen für unterversorgte Gebiete finanzielle Anreize für Ärzte geschaffen werden.“