Mülheim. .
Ein Anbieter von Pharmazeutika lädt Ärzte aus Mülheim ins feine Essener Mövenpick Hotel ein, um über die Therapie von Bluthochdruck zu reden. Der Arzt soll sich einigen Fragen stellen, und er bekommt für den Abend 200 Euro.
Auch Sie, Herr Brock, sind eingeladen. Fühlen Sie sich gut dabei?
Dr. Uwe Brock: Ich gehe nicht. Für mich ist das eine Werbeveranstaltung, die unsere Berufsordnung gar nicht zulässt. Der Arzt darf in seiner Therapiefreiheit nicht beeinflusst werden. Hier versucht jemand aus meiner Sicht Einfluss zu nehmen, indem er hochpreisige Medikamente, für die es keine Generika gibt, dem Arzt nahelegt.
200 Euro – sehen Sie darin eine Art Bestechung?
Brock: Für uns Ärzte ist klar festgelegt: Alles über 50 Euro ist nicht akzeptabel. Es ist aber auch ein Unding, wenn ich bedenke, dass ein Arzt im Notdienst an die zehn Patienten behandeln müsste, um 200 Euro zu bekommen. Oder: Ein Hausarzt müsste fünf Patienten ein ganzes Quartal lang versorgen, um auf diese Summe zu kommen.
Macht gerade das nicht so eine Veranstaltung verlockend?
Brock: Nein. Ein Arzt darf natürlich hingehen, er darf aber das Geld nicht annehmen. Wissenschaftlich Neues dürfte er kaum erfahren. Was den Veranstalter angeht, dürfte er kaum ein Schuldgefühl haben.