Mülheim. . Laut der Ärztekammer mangelt es in Mülheim an Hausärzten. Rein rechnerisch kommen auf einen Arzt gut 2100 potenzielle Patienten. In anderen Städten sind es nur knapp 1700. So könne keine adäquate Versorgung der Bürgerinnen und Bürger nach dem Versorgungsstrukturgesetz gewährleistet werden.
Am krassesten fällt der Gegensatz im Norden der Stadt aus: Vier Hausärzte stehen in Styrum rund 16.000 potenziellen Patienten gegenüber. Kaum zu bewältigen, meint die Ärztekammer. Besserung, so der Vorsitzende in Mülheim, Uwe Brock, ist auch nicht in Sicht.
Und überhaupt hält er Mülheim wie das gesamte mittlere Ruhrgebiet gegenüber anderen Großstädten und ländlichen Regionen in der Hausarzt-Versorgung stark benachteiligt: „Hier müssen sich deutlich mehr Menschen einen Hausarzt teilen als etwa in Düsseldorf oder Köln“, sagt Brock und „die Patienten zahlen überall die gleichen Beiträge“.
Das Versorgungsstrukturgesetz regelt, wo und wie viele Haus- oder Fachärzte sich niederlassen dürfen, und soll verhindern, dass Patienten unversorgt sind. Die Politik unter Mitwirkung der Kassen und der Kassenärztlichen Vereinigungen arbeiten das aus, jetzt wieder. Doch für das Ruhrgebiet, so Brock, seien die alten Quoten zementiert worden. Dabei hätte gerade diese Region einen besseren Schlüssel verdient, betont der Mediziner und verweist auf die Geschichte der Region, in der Menschen über Jahrzehnte in der Schwerindustrie gearbeitet haben: „Die Krankheitshäufigkeit fällt hier größer aus als anderswo“, sagt Brock. Hinzu kommt: Je mehr Patienten ein Arzt behandelt, desto schlechter wird er ab einer bestimmten Anzahl letztlich auf den Einzelfall bezogen bezahlt.
Wege für Patienten werden weiter
Auf einen Hausarzt kommen in Mülheim aktuell rein rechnerisch 2134 Bürger oder potenzielle Patienten. Das ist spürbar mehr als in anderen Städten oder Regionen, wo es nur 1671 Bürger sind, wie Bärbel Brünger, Sprecherin der Ersatzkassen in NRW erklärt. Allerdings sieht sie die Patienten in Mülheim und im mittleren Ruhrgebiet nicht schlechter versorgt: „Wir haben dort eine viel größere Facharztdichte und mehr Krankenhäuser in schnell erreichbarer Entfernung als anderswo“. Daten der Krankenkassen zeigten zudem, dass viele Patienten ohnehin direkt zum Facharzt gingen. Und: Jeder Hausarzt behandele nach den Kassen-Daten übers Jahr gesehen im Schnitt tatsächlich 4574 Patienten, der Landesschnitt liege nur gering darüber.
Für Fachärzte, kontert Brock, seien jedoch die Bereiche größer geworden, heißt: Der Weg des Patienten wird auch weiter. Die Ärztekammer am Ort hätte es gerne gesehen, wenn auch Mülheim-- wie anderswo geschehen – in kleinräumigere Plangebiete für die Ärztezuteilung gegliedert worden wäre: Nord, Süd, Stadtmitte, so Brock, wäre eine Chance gewesen, um eine gerechtere Hausarztverteilung hinzubekommen. Doch Mülheim wird weiterhin als ein Plangebiet behandelt, heißt: Die Schere zwischen Nord und Süd bleibt.