Mülheim.

Multiresistente Erreger (MRE), also Keime, die gegen gängige Antibiotika unempfindlich sind, stellen vor allem die Krankenhäuser vor Probleme: Es gilt, eine weitere Verbreitung dieser gefährlichen Keime zu verhindern, was nur durch ­besondere Hygienemaßnahme ­geschehen kann.

Wenn Patienten positiv auf MRE getestet worden sind, dann sind sie zwar besiedelt – oder kolonisiert, wie es das medizinische Personal nennt – aber nicht erkrankt. Solche Patienten werden in den beiden Mülheimer Krankenhäusern vorsorglich isoliert. Was bedeutet, dass sie ihr Krankenzimmer nicht verlassen dürfen, und dass das Pflegepersonal, die Ärzte und eben auch die Besucher besondere Hygienemaßnahmen beachten müssen.

Damit der Keim nicht weiter verbreitet wird, werden Einmal-Handschuhe, -Kittel und -Mundschutz beim Betreten des Krankenzimmers angelegt, die beim Verlassen entsorgt werden müssen. Außerdem gilt es, die Hände gründlich zu desinfizieren.

Ein Todesfall in diesem Jahr

Dass all dies in den beiden Mülheimer Krankenhäusern konsequent durchgeführt wird, ist kein Zufall. Schon 2010 hat sich in Mülheim ein MRE-Netzwerk aus Vertretern von Medizin, Pflege, Rettungsdiensten gegründet. Beide Mülheimer Krankenhäuser haben im Januar 2012 das „Qualitätssiegel MRSA“ erhalten. Das heißt so, weil bei den MRE vor allem das Allerwelts-Bakterium „Staphylococcus aureus“ in seiner gefährlichen, nämlich der multiresistenten Variante, eine große Rolle spielt.

Auch die Mehrzahl der 16 vollstationären Mülheimer Pflegeheime strebt – in Kooperation mit dem MRE-Netzwerk Nordwest – eine Zertifizierung an und will künftig, genau wie die Krankenhäuser, mit einem standardisierten Vorgehen eine Ausbreitung der resistenten Keime verhindern. Man sei hier auf einem guten Weg, so Dr. Georg Ohde, der Leiter des Gesundheitsamtes. Derzeit würden die Daten erhoben. In Pflegeheimen, so fanden Studien heraus, sind 1 bis 3% der Bewohner mit MRSA besiedelt.

Besiedelungen sind nicht gesetzlich meldepflichtig. Allerdings eine Sepsis, eine Blutvergiftung. Wenn sich also der Erreger bereits im Körper ausgebreitet hat und der Patient erkrankt ist, zum Beispiel an einer Lungenentzündung. Zwei Fälle von MRSA-Sepsis wurden dem Mülheimer Gesundheitsamt in diesem Jahr bereits gemeldet, ein Patient ist verstorben, teilte Amtsarzt Dr. Ohde auf Anfrage mit.

Zum Vergleich: Essen hatte laut Ohde 21 gemeldete Fälle in 2013, Duisburg 50. Im Jahr 2012 waren in Mülheim insgesamt 20 Fälle von Erkrankungen gemeldet worden, auch im vergangenen Jahr gab es einen Todesfall. Im Jahr 2010 gab es in der Stadt 31 MRSA-Patienten, von denen neun nicht überlebten.

Isolation und Behandlung

Staphylococcus aureus“ ist ein Bakterium, das natürlicherweise auf Haut und Schleimhäuten lebt. Bei alten, schwachen, kranken Menschen mit schlechtem Immunsystem können die Keime etwa nach Operationen zu Infektionen oder Lungenentzündungen führen. Handelt es sich um die gegen einige Antibiotika unempfindliche Keimvariante „Methicillin resistenter Staphylococcus aureus“ (MRSA), so sind die Infektionen nur sehr schwer zu bekämpfen.

In den Mülheimer Krankenhäusern werden Patienten mit Risikofaktoren mittels Abstrich einem MRSA-Schnelltest unterzogen. Risikopatienten kommen z.B. aus anderen Krankenhäusern, Alteneinrichtungen, Dialysestationen, haben große Wunden/Ekzeme oder zuletzt Antibiotika eingenommen.

Besiedelte Patienten bekommen ein Extra-Zimmer und werden „saniert“, so die Medizinersprache. Heißt: Mehrere Tage lang werden sie mit Nasensalbe, Mundspülungen, antiseptischen Waschungen behandelt. Wird kein Erreger mehr nachgewiesen, so kann der Patient die Isolation verlassen. Das ­
Ev. Krankenhaus, dessen MRSA-Maßnahmenpaket erst im Dezember beim Gesundheitswettbewerb NRW ausgezeichnet wurde, hat bis Juli 2013 zwei Fälle registriert, bei denen Patienten im Haus den Keim bekommen haben. Aktuell, so eine Sprecherin, gebe es keinen Fall.