Mülheim.

In den Mülheimer Pflegeeinrichtungen sind die Folgen der Personalknappheit allerorten zu spüren, Überstunden nehmen zu, Leiharbeit immer größeren Raum ein. So stellt sich die aktuelle Lage aus Sicht der städtischen Heimaufsicht dar. Am Dienstag präsentierte sie, vertreten durch Saskia-Alexandra Kühle, im Fachausschuss ihren Tätigkeitsbericht für 2012.

Die Heimaufsicht ist nicht nur für Pflegeeinrichtungen zuständig, in denen Senioren leben, sondern auch für Behinderteneinrichtungen inklusive Außenwohngruppen sowie das 2012 eröffnete Hospiz. Da dieses neu hinzu kam, hat sich die Zahl der stationären Pflegeheime im Mülheim auf 17 erhöht. Sie bieten insgesamt dennoch etwas weniger Plätze, aktuell 1845, was mit dem wachsenden Anteil von Einzelzimmern zusammenhängt.

Alle Pflegeheime wurden 2012 im Zuge wiederkehrender Routinechecks unangemeldet besucht. Außerdem fanden insgesamt 15 anlassbezogene Prüfungen statt, mit denen die Heimaufsicht „zeitnah“ auf Beschwerden reagiert. Sieben Klagen, darunter drei von betroffenen Mitarbeitern, betrafen die Personalausstattung. In fünf Fällen wurde über unzureichende Hygiene geklagt. Die Zahl der Beschwerden gehe aber seit Jahren zurück, erklärte Kühle. „Und wir haben keine Mängel gefunden, die eine Anordnung durch uns rechtfertigen würden. Alles konnte im Rahmen einer Beratung abgestellt werden.“

Alltagsleben im Heim "grundsätzlich positiv"

Sie betont auch, dass sich die Bewohner in Interviews „grundsätzlich positiv“ über ihr Alltagsleben äußern, und dies sei vor allem dem hohen Engagement der Pflegeprofis zu verdanken. Was die Mitarbeiter allerdings stark belaste, sei die schriftliche Dokumentation: „Die Bürokratie“, so Kühle, „schränkt die Quantität und Qualität der Versorgung ein. Sie kostet 20 bis 40 Prozent der Arbeitszeit“, je nachdem, wie streng die Einrichtungen intern damit umgehen.

Insbesondere aber besteht die Schwierigkeit, qualifiziertes Fachpersonal zu finden, wenn Mitarbeiter fehlen. Hier sieht die Heimaufsicht künftig ein ernsthaftes Problem, auch weil ständig neue Einrichtungen hinzu kommen.

Aufgaben der Heimaufsicht erweitern sich

Die Heimaufsicht selber wird in Mülheim von zwei Personen geleistet, einer Pflegefachkraft mit Studienabschluss in Gesundheits- und Sozialökonomie, und einem Verwaltungsmitarbeiter. Gemeinsam verfügen sie über 1,2 Stellen, werden bei Bedarf von Pflegefachleuten verstärkt. Allerdings ist zu erwarten, dass sich die Aufgaben der Heimaufsicht in den nächsten Jahren durch gesetzliche Änderungen erweitern, dass etwa ihr Zuständigkeitsbereich auf ambulante Pflegeangebote ausgedehnt wird.

Dann könnte es auch hier personell eng werden: „Dann müssten wir die neuen Anforderungen auch zur Grundlage für die Stellenberechnung machen“, kündigte Sozialamtsleiter Klaus Konietzka an.