Mülheim. .
Die Pflegebedingungen im Seniorenheim Bonifatius waren massiv in die Kritik geraten. Auch sechs Wochen später hat sich aus Sicht des Betriebsrates noch nichts geändert. Die städtische Heimaufsicht sieht nach Kontrollen keinen Anlass zur Kritik.
Auch sechs Wochen nach der massiven Kritik an den Pflegebedingungen im Seniorenheim Bonifatius am Hingberg hat sich nach Ansicht des Betriebsrates nichts an den Arbeitsbelastungen geändert.
„Wir haben immer noch Wohnbereiche, wo auf eine Pflegekraft 16 Bewohner kommen“, klagt der Vorsitzende des Betriebsrates, Herbert Fischer. Dies sei eindeutig zu viel, um eine vernünftige und gewissenhafte Pflege zu leisten.
Die hohe Arbeitsbelastung der Mitarbeiter schlage sich weiterhin in den Überlastungsanzeigen nieder. Diese schreiben die Beschäftigten immer dann, wenn sie die erforderliche Arbeit nicht in der dafür vorgesehenen Zeit leisten können. An die 1000 Überlastungsanzeigen gebe es bereits in diesem Jahr. „Auch um sich selbst abzusichern, erstellten die Beschäftigten diese Dokumente für den Arbeitgeber“, so Fischer. Verärgert reagiert der Betriebsrat darauf, dass die Geschäftsführung jetzt die Beschäftigten privat anschreibe und schriftliche Begründungen für die Überlastung einfordere. „Damit werden Leute zu Hause unter Druck gesetzt.“
Gesetzliche Anforderungen erfüllt
Der Betriebsrat hatte im Oktober (WAZ berichtete) unter anderem die Knappschaft, die Heimaufsicht der Stadt und das Amt für Arbeitsschutz eingeschaltet und darauf verwiesen, dass unter den personellen Bedingungen nur eine mangelhafte Pflege erfolge. Seitdem muss das Heim täglich gegenüber der Heimaufsicht die personelle Versorgung auf den Wohnbereichen darlegen. Das Haus, so Sozialamtsleiter Klaus Konietzka gegenüber der WAZ, erfülle danach die gesetzlichen Anforderungen. Es gebe aus Sicht der Heimaufsicht keinen Anlass zur Kritik.
„Wir verbessern unsere Pflegequalität ständig“, teilt die Geschäftsführung des Trägers, die Maternus Altenheim GmbH in Berlin, auf Anfrage mit. Man sei ständig dazu im Gespräch mit Bewohnern, deren Familien und mit den Mitarbeitern.
Zweifel an Aussagen des Betriebsrates
Die Geschäftsführung bezweifelt die Aussagen des Betriebsrates: „Externe und interne Untersuchungen kamen zu dem Ergebnis, dass sich die Einlassungen des Betriebsrates insbesondere hinsichtlich negativer Auswirkungen für unsere Bewohner nicht bestätigen lassen.“
Die Personalbesetzung der Einrichtung entspreche den Vereinbarungen mit den Pflegekassen. Die hohen Belastungen des Pflegeberufes sei der Geschäftsführung jedoch bekannt, daher führe man seit langem einen Dialog, um die Personaleinsatzplanung und den Arbeitsalltag verbessern können. Monatlich wollen sich Geschäftsleitung und Betriebsrat dazu beraten.