Mülheim. .

Immer mehr Menschen werden pflegebedürftig, Fachkräfte fehlen. Die Tendenz ist bekannt, Sorge greift um sich, hilfreich wären genaue Daten, mit denen Kommunen planen können. Die Bertelsmann Stiftung hat nun eine Studie veröffentlicht, die jeden Kreis und jede kreisfreie Stadt in Deutschland erfasst, also auch Mülheim: „Pflegeprognose 2030“.

Experten haben im Auftrag der Stiftung für jede einzelne Kommune zu berechnen versucht, wie die Lage im Jahr 2030 sein wird. Drei verschiedene Szenarien wurden durchgespielt: I. Es geht weiter wie bisher. II. Formelle Pflege steigt an. III. Pflege durch Angehörige wird forciert. Auf dieser Grundlage versucht man künftigen Bedarf und Versorgungslücken zu bestimmen. „Szenario II ist am ehesten realistisch“, meint allerdings Thomas Neldner, Projektmanager der Bertelsmann Stiftung im Bereich Gesundheitswesen.

Prognose für Mülheim vergleichsweise harmlos

Im Vergleich der Städte und Kreise ergeben sich extrem unterschiedliche Entwicklungen. Während in einigen Gebieten die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 um über 70 % steigt, stellt sich die Prognose für Mülheim vergleichsweise harmlos dar: Geschätzt wird (nach Szenario II), dass 2030 rund 2 % mehr Menschen von Angehörigen betreut werden, in der ambulanten Pflege wird ein Anstieg um 43,3 % erwartet, in der stationären Pflege um 38,5 %. Die Versorgungslücke bei Fachkräften vergrößert sich danach Jahr für Jahr um 2,5 bis 2,7 %. Detaillierte Daten für jedes Szenario der Bertelsmann-Studie findet man im Internet unter www.wegweiser-kommune.de.

Auf die Ergebnisse der „Pflegeprognose 2030“ angesprochen, sagt Heinz Rinas, Geschäftsführer der Mülheimer Seniorendienste: „Wenn es so käme, könnten wir alle gut schlafen.“ Die Verfasser der Studie „erwarten offenbar, dass viele beruflich in die Altenpflege gehen werden“. Auch Rinas hat die Lage analysiert, legt Zahlen des Landes- und Bundesamtes für Statistik zugrunde.

Danach wird erwartet, dass schon Ende dieses Jahrzehnts rund 6000 Menschen in Mülheim gepflegt werden müssen, ein Plus gegenüber heute von etwa 20 %. Was den Mangel an Pflegepersonal angeht, „brauche ich keine neue Statistik, um zu wissen, dass die Lücke besteht“, so Rinas. „Stellen bleiben 80 Tage unbesetzt.“ Grundsätzlich seien die künftigen Herausforderungen in der Pflege aber zu bewältigen: „Wir brauchen einen Mix aus stationären Einrichtungen, Wohngruppen und verschiedenen ambulanten Modellen“.